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Zwölfjähriger ist beim Vorlesen spitze

Stefan Thurow gehört zu den besten Vorlesern der sechsten Klassen von Ostsachsens Schulen. Beim Bezirkswettbewerb in Pirna kommen allerdings zwei Dresdner eine Runde weiter.

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© Daniel Förster

Von Daniel Förster

Sebnitz/Pirna. Nahezu fehlerfrei und tadellos, ohne Versprecher, ausdrucksstark, souverän und selbstbewusst, jeden Satz richtig betont und mit Blickkontakt zum Publikum, mit Bedacht und Fantasie – in der Stadtbibliothek Pirna eiferten Ostsachsens zehn beste Schüler der sechsten Klassen im Vorlesen um die Wette. An dem dreistündigen Lese-Marathon beteiligte sich auch Stefan Thurow aus Lichtenhain, der für den ehemaligen Landkreis Sächsische Schweiz an den Start ging. Auch wenn sich der Zwölfjährige, der am Goethe-Gymnasium Sebnitz lernt, nicht für den Landesentscheid qualifiziert hat, stand nach der Aktion fest: Er ist im Vorlesen ein Ass.

„Am Ende war die Entscheidung aber für alle sehr knapp“, sagt Karin Herzog von der Kinderbuchabteilung der Pirnaer Bibliothek, den Vorlesewettbewerb auf regionaler Ebene austrug. Alle Kinder hätten einen solch guten Lesestand, um jeden von ihnen weiter zum Landeswettbewerb schicken zu können. Aber die Jury musste sich schweren Herzens entscheiden. Das ausgesprochen enge Kopf-an-Kopf-Rennen gewannen zwei gleichaltrige Dresdner. Aber auch schon der Sprung zum ostsächsischen Bezirksentscheid der jungen Vorleser könne Stefan Thurow als Erfolg verbuchen, so Herzog. Bei den Juroren hatte er schnell ein Stein im Brett: Seine witzige, lockere Art schindete Eindruck. Mit einem Augenzwinkern und einem Lächeln auf den Lippen las er aus „Haus des Grauens“, dem ersten Band von „Monstrum House“, einer gruseligen und zugleich humorvoll-ironischen Erfolgsserie aus Australien vor.

Mit Wunschpassage aus dem Lieblingsbuch

In der Stadtbibliothek Pirna – in einem historischen, ehemaligen Bürgerhaus – stellten sich am Sonnabend, 9. April, zehn Schülerinnen und Schüler der sechsten Klassen dem Wettstreit. Die Mädchen und Jungen haben sich bei Kreisentscheiden dafür qualifiziert und standen nun in unmittelbarer Konkurrenz. Drei Stunden lang mussten sie sich erneut vor einer Jury und dem Publikum beweisen. Die Kinder lasen eine Wunschpassage aus ihrem Lieblingsbuch vor, mussten aber auch einen vorgegeben Text, den sie vorher nicht kannten, möglichst perfekt vortragen. Karin Herzog hatte dafür „ Alfons Zitterbacke hat wieder Ärger „ – Die heiteren Geschichten eines Pechvogels von Gerhard Holtz-Baumert ausgewählt. Vier Juroren - ein Deutschlehrer (Sebastian Eschrig vom Evangelischen Schulzentrum Pirna), ein erfolgreichen Teilnehmer des Kreisentscheides (Emil Brückner, Schüler der sechsten Klasse der Evangelischen Mittelschule Pirna), eine ehemalige Grundschullehrerin (Brigitte Kretzschmar) und einer Vielleserin in der Bibliothek (Nicole Sandig, Schüler der 10. Klasse der Goethe Oberschule Pirna) – bewerteten die Leistungen der jungen Vorleser. Die Juroren achten bei ihrer Bewertung auf Aussprache, Lesetechnik, Textgestaltung und Textverständnis.

Bundesweit beteiligen sich jedes Jahr mehr als 700 000 Kinder an dem Vorlesewettbewerb innerhalb der sechsten Klassen. Dabei sucht Deutschlands größtes Vorlese-Abenteuer jedes Jahr an rund 8 000 Schulen neue Helden. Mit der seit 1959 bestehenden Aktion will der Börsenverein des deutschen Buchhandels Kinder ermuntern, ihre Nasen in Bücher zu stecken, dabei Geschichten und Abenteuern zu begegnen, aus ihren Lieblingsbüchern vorzulesen und ihre Leselust zu wecken. Die Stadtbibliothek in Pirna hat den Bezirksentscheid im Vorlesewettbewerb nunmehr zum 13. Mal ausgerichtet.