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Zwischen Wartburg und Elektroauto

Das Bernstädter Autohaus Tzschupke feiert in diesem Jahr sein 55. Jubiläum – und macht sich Gedanken für die Zukunft.

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© Thomas Eichler

Von Andreas Herrmann

Bernstadt. Momentan ist es ruhig im Autohaus Tzschupke in Bernstadt. „Die Leute sparen das Geld für den Urlaub“, sagt Manuela Tzschupke. Für das Autohaus, das als Familienunternehmen in diesem Jahr sein 55. Jubiläum feiert, ist das darum eine gute Zeit, um auch einmal in die Zukunft zu blicken. Und die geht auch im kleinen Bernstadt durchaus in Richtung neue Technologien. Im Autohaus Tzschupke macht man sich dazu jedenfalls Gedanken. Natürlich müsse man beobachten, wie sich die Sache mit der Elektromobilität in der Region entwickelt, sagt Manuela Tzschupke. „Direkt planen kann man das ja nicht.“ Der Vergleich seien ja auch immer die großen Städte, wo die Entfernungen einfach kürzer sind. „Aber um den Standort der Traditionswerkstatt mit den Einzugsbereichen auch für Altbernsdorf, Kemnitz und Schönau-Berzdorf zu halten, müssen wir uns schon für solche Sachen interessieren“, erklärt Manuela Tzschupke.

Dabei sind die aktuellen Alltagsreparaturen im Vergleich zur früheren Wartburg-Werkstatt von Großvater Fritz natürlich komplizierter geworden. Dessen Enkel und heutiger Chef Torsten Tzschupke kann da in Sachen Elektronik ein Lied singen. „Oft reicht da auch das moderne Analysegerät nicht mehr aus und man muss manchmal mehrere Tage suchen, bis der Fehler lokalisiert ist. Das ist sehr zeitaufwendig“, meint der Firmenchef.

Gegründet wurde die Werkstatt in den 1950ern vom Großvater Fritz. 1974 kam dessen Sohn Peter hinzu, der Vater des heutigen Chefs Torsten Tzschupke. Die Werkstatt hatte zu DDR-Zeiten einen Wartburg-Vertrag, was damals fast schon ein kleines Privileg war. Sogar noch bis 1992 wurde hier am Wartburg gewerkelt. Nach der Wende tat man sich zunächst mit dem Ford-Autohaus in Löbau zusammen. Damals wurde es möglich, endlich das Land zu kaufen, auf dem die Werkstatt steht. Als Kind hat Torsten Tzschupke die Wartburg-Zeit noch miterlebt. Er erinnert sich unter anderem daran, dass die Besorgung von Rahmen für dieses Fahrzeug oft ein Problem war. Oft hätten sich die Kunden Ersatzteile auch selbst beschafft und mitgebracht. Aber auch nach der Wende gab es kuriose Dinge. Einmal fuhr früh morgens eine russische Familie mit einem Ford-Galaxy an der Werkstatt vor. Sie hatten während einer Europatour von Frankreich her kommend zeitlich die vorgeschriebene Service-Durchsicht verpasst. Da musste bei Tzschupkes sogleich das Schul-Russisch wieder herausgekramt werden.

Zusammen mit dem Inhaber-Ehepaar des Autohauses arbeiten hier noch drei Angestellte. Dabei gibt es wenig Spezialisierungen. Bei Tzschupkes sind alle mehr oder weniger Generalisten. Ansonsten wächst im Familienunternehmen inzwischen die nächste Generation heran. Tzschupkes haben drei Kinder. Finn ist fünf, auf ihm ruhen die Hoffnungen für eine Nachfolge. Im Autohaus kenne er sich eigentlich auch schon gut aus, sagen seine Eltern. Jérôme, der Große, ist 17 und macht eine kaufmännische Ausbildung. Die 14-jährige Tochter Luisa geht in Löbau auf das Gymnasium. Fast mit zur Familie gehört auch Lehrling Andreas. Er ist mit der Ausbildung fast fertig, macht derzeit noch Schule in Zittau und begleitende Lehrgänge in Dresden.

Wenn das Autohaus Tzschupke nun auf 55 Jahre und drei Generationen zurückblickt, dann sind das seit dem Juli 2010 auch immerhin einige Jahre unter Torsten Tzschupke. Für ihn war diese Verantwortung nicht vollkommen neu, denn seine Ausbildung und weitere Arbeitsjahre erfolgten im elterlichen Unternehmen. Neu war der ungewisse Blick in die Zukunft. Die Zeit in der Autobranche ist schnelllebig geworden. Doch die Arbeitsverteilung in der Familie hilft dabei enorm. Jeder Tag bringt neue Herausforderungen mit sich. Im kleinen Autohaus sieht man aber durchaus optimistisch in die Zukunft. Nicht zuletzt auch wegen der Tradition.