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Zwischen Wacken und Schloss Burgk

Das Duo Pampatut rockt im August das größte Metalfestival der Welt – und Ostern das Mittelalterfest in Freital.

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© Thomas Morgenroth

Von Thomas Morgenroth

Freital. Wenn in Wacken im August ein tausendstimmiger Chor „Feuerwasser!“ grölt, liegt das keineswegs an einer der berühmten Bands, die mit Stromgitarren und riesigen Schlagzeugen das größte Metalfestival der Welt rocken, sondern an zwei Spielleuten mit Drehleier und Ciste. Das Duo Pampatut, einer der besten historischen Musik-Comedys im deutschsprachigen Raum, schafft es, bis zu viertausend Menschen vor der Wackinger Stage, einer der vielen Bühnen, zum Mitsingen zu animieren – und bestens zu unterhalten.

Holger Hopfenstreich aus Weißensee in Thüringen und Max von Gluchowe, der aus Glauchau stammt und seit einem Dreivierteljahr in Bautzen wohnt, sind mit ihren launigen Programmen der Höhepunkt jeden Festes. Ihre Mischung aus Balladen, Sketchen und Animation ist so kurzweilig, dass es dem Publikum gar nicht auffällt, dass die Spielleute oft mehr erzählen als singen. „Unser Rekord liegt bei drei Liedern in fast zwei Stunden – einschließlich Zugabe“, sagt Max von Gluchowe. Wer mehr Musik von den beiden hören will, darf sich eine ihrer CDs kaufen, drei sind bisher erschienen, oder die DVD „Pampatut in Wacken“. Das 1996 gegründete Duo ist in diesem Jahr zum fünften Mal dort.

„Deshalb sind wir aber nicht größenwahnsinnig geworden“, beschwichtigt Max von Gluchowe. „Wir lieben noch immer die familiären Feste wie das Osterspectaculum in Freital.“ Nach zwei Jahren Pause ist Pampatut an diesem Wochenende wieder mit dabei, auf kleiner Bühne oder gänzlich ohne, mittendrin im Volk. „Es ist eine der schönsten historischen Veranstaltungen, die wir kennen“, sagt Gluchowe. „Auf Schloss Burgk ist alles noch persönlich und gemütlich, da sind wir, anders als in Wacken, direkt am Publikum dran.“ Er habe dem Veranstalter sogar hinterhertelefoniert, damit Pampatut eingeladen wird, sagt der 46-jährige Spielmann.

Das hört der Dresdner Karl Roland freilich gern. Zum sechzehnten Mal bittet der 67-Jährige als Marktvogt Karl von Dräsn zu dem dreitägigen Spektakel. Veranstalter ist das Projektzentrum Dresden, das bis 2021 einen Vertrag mit der Stadt Freital hat. Mehr als zweihundert Mitwirkende versprechen erneut ein gehaltvolles buntes Treiben auf hohem Niveau. Mehr als fünfzig Stände werden im Schlosshof und im Park aufgebaut, wo zum Beispiel die Haudegen der böhmischen Fechtgruppe Hartigo für handfeste Unterhaltung sorgen.

Die Besucher erleben einen großen historischen Markt, auf dem mehr als zwei Dutzend Handwerker ihre einst überlebenswichtigen Kunstfertigkeiten vorführen. Vieles ist heute noch nützlich, wie das Töpfern von Gefäßen, das Ruth Schönfeld aus dem Kirnitzschtal zeigt. Und wer stumpfe Messer oder Äxte mitbringt, kann sie von Rudolf Langer schleifen lassen. Mit dabei sind auch Handwerker aus Freital, wie Claudia Preisker-Siewert mit ihrer Spinnerei Wollgewandt oder der Grünholzdrechsler Michael Stibane, der zum Ritterlager Domus Donin gehört. Die Männer und Frauen, die historische Gewandungen und Rüstungen vorführen, sind zum ersten Mal beim Osterspektakel dabei. Fortsetzungen sind erwünscht: Karl Roland ist von der Mittelalterabteilung des Kulturvereins Dohna um den Possendorfer Jörg Recknagel, dem Burchardus von Rabinowe, so begeistert, dass er sich eine langfristige Zusammenarbeit gut vorstellen kann.

Zum Stammpersonal des Freitaler Mittelalterfestes gehören der noch blutjunge Feuerengel Gabriel mit seinen Jonglagen, der Chirurgus Ulricus Ulcus mit seinen rabiaten Heilmethoden und die Marktwache Militia Nigra, die darauf achtet, dass kein ehrloses Gesindel in die Mauern des Castellums eindringt. Leider, bedauert Karl Roland, kann er sich die Artisten der Thüringer Hochseilgruppe Gebrüder Weisheit nicht jedes Jahr leisten. Ihre Eulenspiegeleien auf dem quer über den Hof gespannten Schrägseil waren 2016 die Attraktion des Osterspectaculums, das wohl auch deshalb zum ersten Mal die magische Grenze von zehntausend Besuchern überschritt.

Angesichts der unerfreulichen Wetterprognosen wäre Karl Roland froh, wenn in diesem Jahr wenigstens siebentausend Gäste kämen. Vielleicht ist Pampatut die Zugnummer. Ihre Ballade vom Schnapstrinken jedenfalls, dessen Mitsing-Refrain nur aus einem Wort besteht, nämlich „Feuerwasser“, ist unbestritten ein Höhepunkt der brachial-romantischen Festkultur.

16. Mittelalterliches Osterspectaculum auf Schloss Burgk, 15. bis 17. April, das Fest beginnt täglich 10 Uhr und endet abends mit einem Tavernenspiel; Eintritt (einschließlich Museum) 7, ermäßigt 4 Euro, Kinder unter Schwertlänge frei; sämtliche Kinderaktionen wie Ponyreiten oder Schminken sind für Kinder kostenlos.