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Zwischen Malerei und Graffiti

Thomas Kern, Neffe des Malers Georg Baselitz, stellt in der Carl-Lohse-Galerie Bischofswerda aus. Expressiv und kreativ.

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© Wolfgang Schmidt

Bischofswerda. Künstlerisch vorbelastet ist Thomas Kern schon wegen seines Onkels Hans Georg Kern, der nicht nur in Kunstkreisen viel besser als Georg Baselitz bekannt ist. Doch längst hat sich der 1970 in Radeberg geborene und in Kamenz aufgewachsene Künstler einen eigenen Namen gemacht. Als expressionistischer Maler im Spannungsfeld zur Graffiti-Kunst. Nach Ausstellungen in Berlin, Innsbruck, Luxemburg und der Schweiz sind seine Arbeiten inzwischen auch international bekannt. Jetzt sind Bilder von „Dekern“, wie sich Thomas Kern nennt, unter dem Titel „Sand?“ in der Carl-Lohse-Galerie in Bischofswerda zu sehen, in der ersten Ausstellung in diesem Jahr.

Um sich den expressiven, inhaltsreichen und kreativen Werken anzunähern, braucht es neben Neugier auch die innere Bereitschaft dazu. „Enorme Kreativität und Vielfalt sind in den Bildern enthalten, wodurch sie auch unseren Alltag widerspiegeln, der durch Gedankensplitter und multiple Informationsfetzen mitgeprägt und ausgefüllt wird“, erklärt Dr. Ernst Wirth. Beim Eintritt in die Galerie empfand der Bischofswerdaer Kunstfreund „sofort die Nähe der Werke zu Jean Michel Basquiat“. Das Schaffen des afroamerikanischen Künstlers und Musikers (1960-1988) der Noise-Band Gray aus den USA lernte Thomas Kern mit dem Mauerfall in einem Dresdner Kino kennen. Er fühlte sich Basquiat seelenverwandt. Dessen expressiver und unermüdlicher Arbeitswille wurde geprägt von seinem zerrissenen Innersten im Dialog mit der Gesellschaft. Von der Graffiti-street art kommend, „konterfeite er das Ausgeliefertsein als Afroamerikaner in Brooklyn in Satzclaims und Bildfetzen auf seinen Bildern“, so Dr. Ernst Wirth.

Verschiedene Techniken

Ein Unfall 1988 prägte die Entwicklung von Thomas Kern. Für ein halbes Jahr ans Krankenbett gefesselt, wurde seine Leidenschaft für Malerei zur Besessenheit. „Als ich aus dem Koma erwachte, wollte ich malen. Ich sah unzählige Bilder und Motive vor mir, ständig, wieder und wieder“, beschreibt der heute 45-Jährige den Drang zur Malerei. Die wurde zum Zentrum in seinem Leben. Dennoch brauchte er Zeit, um sich als Künstler in der Oberlausitz selbst zu finden. Er lebt und arbeitet in Niedergurig.

Dekern experimentiert mit verschiedensten Techniken. Er malt, bearbeitet Bretter und fertigt Plastiken aus Ton. Seine Arbeiten haben eine große Nähe zur Musik. Vor zwei Jahren visualisierte er sechzehn Songs des Albums „Kopf an Kopf“ der Rockband Silly. Im September 2014 präsentierte er gemeinsam mit Andreas Noack, Schlagzeuger der Band Silbermond, auf der „Art Pankow“ in Berlin eine Performance.

Nun die Ausstellung in Bischofswerda. Im Eingangsbereich, so Dr. Ernst Wirth, falle der Blick sofort auf das Werk mit der Beschriftung „Wer hat mich denn da geritten“. Beim Rundgang begleite einen der Slogan unbewusst. „Mit einer Portion Gelassenheit verspürt man dann Freude am Entdecken des Werkes und der Komposition“, so der Bischofswerdaer Kunstkenner.

Über die Bilder von Jean Michel Basquiat können sich die Besucher im Galeriegespräch am 2. Februar 15 Uhr dem Werk von Thomas Kern nähern. Dabei soll auch der Weg vom Expressionismus, unter anderem Carl Lohse (1919-1921), zum Neoexpressionismus eine Rolle spielen. Ohne allerdings Schubladen zu öffnen, so Dr. Ernst Wirth. Die Ausstellung mit Arbeiten von Thomas Kern ist bis 21. Februar in der Carl-Lohse-Galerie zu sehen. (SZ)