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Zwischen Kuhstall und Kirche

Studenten drehen ihren Abschlussfilm in und um Rothenburg. Dabei treffen sie auf offene Türen und nette Leute.

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© Marco Müller

Von Steffen Gerhardt

Dieser Spielfilm muss ein Erfolg werden, zumindest, was die Unterstützung vonseiten der Oberlausitzer und der hier vorgefundenen „Locations“ betrifft. Ob das auch inhaltlich vom Film her gelingt, zeigt sich in diesen Tagen am Schneidetisch. Produzent Simon B. Stein sagt, dass „viel Material im Kasten ist“, was nun zu sichten und auszuwählen sei. Schließlich wollen die Babelsberger Filmstudenten daraus ihren Abschlussfilm machen und damit ihr Diplom an der Filmuniversität „Konrad Wolf“ in Babelsberg bekommen.

Die Rothenburgerin Kerstin Freudenberg (vorn) mit den Schauspielern Robert Gallinowski, Bea Brocks und Iris Böhm in der Szene der Vorbereitung der Beerdigung.
Die Rothenburgerin Kerstin Freudenberg (vorn) mit den Schauspielern Robert Gallinowski, Bea Brocks und Iris Böhm in der Szene der Vorbereitung der Beerdigung. © Marco Müller
Sie sind die Filmemacher von morgen: das Drehteam mit Regisseur Oliver Adam Kusio (hinten Mitte) und Kameramann Marco Müller sowie den beiden Hauptdarstellern.
Sie sind die Filmemacher von morgen: das Drehteam mit Regisseur Oliver Adam Kusio (hinten Mitte) und Kameramann Marco Müller sowie den beiden Hauptdarstellern. © Marco Müller

Dafür waren sie als Drehstab für zweieinhalb Wochen in der Oberlausitz unterwegs, vorwiegend in Rothenburg und seiner Umgebung. „Für uns war es ein Glücksfall, die meisten Drehorte in keiner großen Entfernung zu haben“, sagt Simon Stein und gibt den Eindruck von Regisseur Oliver Adam Kusio wieder: „Die Dörfer hier atmen noch Geschichte, sie haben etwas zu erzählen.“

Das wollen die Filmemacher auch mit ihrem Werk. Es erzählt die Geschichte des alternden Pfandleihers Janusz. Ein Mann, der einsam und zurückgezogen in einer Plattenbausiedlung am Rande von Berlin lebt. Er wird aus dieser Tristesse plötzlich herausgerissen, als er erfährt, dass seine geschiedene Frau Judith gestorben ist und er die Aufgabe hat, sie würdevoll unter die Erde zu bringen. Dazu macht er sich in die Oberlausitzer Grenzregion auf, in der seine Ex-Frau lebte. Dabei wird er begleitet von Irene, einer jungen Frau, die ihm körperliche Nähe gibt und er sie dafür finanziell unterstützt. Für Janusz wird die Fahrt in die Provinz eine Reise in die eigene Vergangenheit, die Überraschungen nicht ausspart.

Die meisten Szenen wurden in Rothenburg und Lodenau gedreht. In dem Rothenburger Ortsteil wurde ein leer stehendes Haus, die frühere Ortsschule, als Wohnung der Verstorbenen hergerichtet. Dazu musste für Elektrizität und Trinkwasser gesorgt werden. Diese Aufgabe übernahm ein örtlicher Installateur. „Wir haben hier viele hilfsbereite Menschen getroffen, die unsere Arbeit unterstützten und auch aushalfen, wenn es ein Problem gab“, lobt der Produzent die Zusammenarbeit vor Ort. Das war auch so, als eine Szene in einem Melkstall aufgenommen wurde und später noch einmal angeklopft werden musste, weil ein Nachdreh erforderlich war, da der Hauptdarsteller gewechselt hat. Für den Geschäftsführer der Agrarproduktion Rothenburg ergab sich daraus eine nicht alltägliche Begegnung mit den Filmleuten. Stefan Förster berichtet: „Lodenauer Bürger hatten uns empfohlen, als es darum ging, einige Szenen in einem Stall zu drehen. So kamen die Filmleute zu uns in den Milchviehstall nach Nieder Neundorf. Neben den Schauspielern war auch einer unserer Melker mit von der Partie.“

Die Filmleute kehrten auch in den „Preußischen Hof“ in Rothenburg ein. Nicht, um zu speisen, sondern um weitere Szenen zu drehen. Inhaberin Monika Jaeschke hat davon nicht viel mitbekommen. Sie hatte die Gaststätte für drei Tage komplett an das Filmteam abgegeben. Die Küche blieb also in der Zeit kalt, zumindest, was die Arbeit der Gastronomin betrifft. Eine andere Rothenburgerin bekam sogar eine Nebenrolle mit Schauspielervertrag in dem halbstündigen Spielfilm, weil sie eine vom Fach ist. Der Angelpunkt der ganzen Geschichte ist die Beerdigung der Ex-Frau von Filmfigur Janusz. Und dazu braucht es jemanden, der den Hinterbliebenen erklärt, wie das ganze Prozedere abläuft und was zu tun ist. Den Part übernahm Kerstin Freudenberg, die im Nebenjob für das Bestattungshaus Dräger tätig ist. „Die Filmleute fragten bei uns im Bestattungshaus an, ob jemand von uns diese Rolle übernehmen kann. So war ich bei den Dreharbeiten dabei“, erzählt die 50-Jährige. Auch wenn das alles Schauspielerei war, so ging sie mit dem notwendigen Ernst die ganze Sache an – und ist damit in einem Film verewigt.

Denn mit ihrem Werk haben die jungen Filmemacher Großes vor. „Mit seiner Fertigstellung werden wir uns für verschiedene Filmwettbewerbe und Festivals bewerben“, sagt Produzent Stein. Die Rothenburger werden warten müssen, bis der MDR den Film im Fernsehen ausstrahlt. Denn der Sender hat das Werk mitfinanziert und dabei zur Bedingung gemacht, dass alle Szenen im Verbreitungsgebiet des MDR gedreht werden. So kamen die Filmstudenten nach Rothenburg und schlugen ihr Basislager in Brehmenhain auf. Im Vereinsheim des ASV Rothenburg übernachtete der Drehstab.