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Zwischen Kleid und Kamera

Kerstin Hiller verkauft im Ort Brautkleider und lässt ganz Deutschland daran teilhaben. Am Sonntag ist sie beim Neustart der Hochzeitmesse dabei.

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© Matthias Schumann

Von Sandro Rahrisch und Sven Görner

Moritzburg. Im Brautkleid reitet Aschenbrödel über die Felder, natürlich mit dem Prinzen an ihrer Seite. Moritzburg und Hochzeit, das gehört für viele Frauen zusammen, seit der Defa-Filmklassiker am Märchenschloss gedreht wurde. Und natürlich erst recht, seit die Ausstellungen zum Kultfilm Jahr für Jahr Zehntausende Besucher ins Schloss locken. Das weiß auch Kerstin Hiller. An der Schlossallee betreibt die Dresdnerin das Brautmodengeschäft „Princess“. Und ihre Kunden kommen nicht mehr nur aus Moritzburg und Dresden.

Auch Berlinerinnen, Leipzigerinnen und Görlitzerinnen sind auf der Suche nach dem perfekten Kleid vor der perfekten Kulisse. Und seit letztem Jahr gehört ein Filmteam ebenfalls zur Stammkundschaft. Der Fernsehsender Vox hat bereits fünf Folgen seiner Dokusoap „Zwischen Tüll und Tränen“ in dem Moritzburger Geschäft gedreht. In der Nachmittagssendung beraten Kerstin Hiller und ihre Tochter Luisa Reitz angehende Bräute.

Nach zehn Geschäftsjahren macht ihnen der Job immer noch Spaß. Allerdings werden die beiden angesichts manchmal zu konkreter Vorstellungen und zu vieler Meinungen der Begleiterinnen auf die Probe gestellt, wie sie verraten. Was im Trend liegt? „Spitze, Spitze, Spitze.“ Am liebsten in Tattoo-Optik, sodass es wirkt, als wäre das Muster auf die Haut aufgetragen worden. Das Ganze in klassischem Elfenbein oder blassem Rosé.

Dramatisiert werde in der Sendung aber nichts. „So etwas wie ein Drehbuch wird weder mir noch der Braut vorgegeben“, sagt die 53-Jährige. „Die Kundin kommt rein, ich frage, welche Vorstellungen sie hat und wo die magische Preisgrenze liegt, und nach einem Sekt für die Besucher geht es los.“ Die meisten Kleider kosten zwischen 1 000 und 1 300 Euro. Für Änderungen sollten noch einmal zehn bis zwanzig Prozent des Preises draufgerechnet werden, empfiehlt die Händlerin.

Kurze Interviews dazwischen, ein paar Nahaufnahmen vom Kleid, das richtige Licht: So tun, als wäre sonst niemand da, kann sie mit einer dreiköpfigen Filmcrew im Rücken trotzdem nicht. Im Schnitt bräuchten Bräute um die zwei Stunden, bis sie das richtige Kleid gefunden haben. Mit Kameras seien es drei bis vier, beim Dreh der ersten Folge waren es vielleicht sogar fünf. „Inzwischen weiß ich, wie ich agieren muss, aber am Anfang gab es viele Regeln, die ich lernen musste“, sagt die Inhaberin. Stellt der Interviewer eine Frage, so ist es tabu, in die Kamera zu antworten.

Lange Zeit stand nicht fest, ob es mit „Zwischen Tüll und Tränen“ weitergeht. Nun sind neue Folgen wohl so gut wie sicher. Gern wolle Vox mehr in Moritzburg drehen, so Hiller. Das scheitert allerdings an genug Bräuten. „Viele wollen nicht gefilmt werden.“ Deshalb ist sie auf der Suche nach Bräuten, die ihr Traumkleid auch vor laufender Kamera finden wollen.

Vielleicht begegnet ihr die eine oder andere ja auch am Sonntag in Adams Gasthof. In dem Moritzburger Traditionslokal findet von 10 bis 18 Uhr eine Hochzeitsmesse statt. Für den Ort ist das eigentlich nichts Neues. War die Hochzeits-Hochburg Moritzburg doch vor gut 20 Jahren einer der ersten Orte in der Region, wo solch eine Veranstaltung organisiert wurde. Insgesamt fanden 16 Messen statt. Die letzte 2015. Organisiert hatte sie der Verein Erlebnis Moritzburg. Veranstaltungsort war das Barockschloss. „Mit dem geplanten Umbau der Wagenhallen können wir diese nicht mehr nutzen“, sagt Ulrich Fink vom Verein. „Unser Konzept lässt sich damit nicht mehr umsetzen.“

Die so entstandene Messe-Lücke wollen nun zwei Frauen schließen: die Coswigerin Jacqueline Wieberneit und die Radebeulerin Anja Lantzsch. Beide sind mobil in Sachen Heiraten unterwegs. Die eine sorgt für die perfekte Frisur und das dazu passende Make-up, die andere für das traumhafte Kleid. „Wir haben uns auf Messen kennengelernt und dabei ist uns die Idee gekommen, dass wir doch auch selbst mal eine organisieren könnten“, sagt die Coswigerin. Da sie Adams Gasthof sehr schön findet und der obendrein auch räumlich viele Möglichkeiten bietet, fragte Jacqueline Wieberneit dort nach. Und stieß bei den beiden neuen Betreibern auf offene Ohren. „Die Messe ist eine prima Sache“, sagt Bernd Haufe. „Für uns und für den Ort.“

Die Hochzeitmesse in Adams Gasthof findet am Sonntag von 10 bis 18 Uhr statt.

Fast 30 Aussteller sind dabei.

Eintritt: fünf Euro.