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Zwischen Engel und blondem Gift

Beim Weihnachtszirkus singen wollten 86 Bewerberinnen. Die Musicalsängerin Anke Fiedler ist Publikumsliebling geworden.

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Von Nadja Laske

Engelsgleich? Na ja, im Schlaf vielleicht. Aber noch nicht mal morgens um neun beflügelt Anke Fiedler die Unschuld. Himmlisch ist sie trotzdem, dieses blonde Gift mit Schlangenlocken und einer Stimme, die das Publikum in den Sessel presst wie eine Sturmböe.

Damit hatte wohl keiner gerechnet, als sich die Sängerin gestern im Maritim Hotel zum ersten Mal der Öffentlichkeit vorstellte. Dass der Dresdner Weihnachtszirkus zu den wenigen Zirkusunternehmen gehört, die noch ein echtes Orchester spielen lassen, dürfte sich herumgesprochen haben. Nun wird sogar eine Sängerin live singen: die Berlinerin Anke Fiedler, Gewinnerin eines umfangreichen Castings. Dem Aufruf des Zirkus‘ waren 86 Bewerberinnen gefolgt, davon lud eine Jury 20 Künstlerinnen zum Vorsingen ein. Neun Finalistinnen stellte Zirkusdirektor Mario Müller Milano schließlich dem Publikum vor. Das konnte online seine Stimmen abgeben und machte davon rege Gebrauch: Exakt 42 026 Votings gingen ein. Davon galten 11 120 der Siegerin. Ab dem 14. Dezember wird Anke Fiedler in der Manege auf dem Volksfestgelände zu erleben sein.

Dabei hätten sich die Zirkusmacher und die studierte Musicalsängerin beinahe verpasst. Sie war die letzte Kandidatin und kam wegen eines Staus zu spät in Dresden an. „Nach ihrem Auftritt waren wir froh, dass wir auf sie gewartet haben“, sagt Mario Müller Milano. Und auch Anke freut sich. Dank ihres Engagements am Friedrichstadtpalast Berlin, in der Fantasie-Revue „Qi“, liebt sie den Zirkus und die Arbeit mit Artisten und Varietétänzern.

Seit ihrem Gesangsstudium an der Universität der Künste Berlin hat die gebürtige Magdeburgerin außerdem Rollen am Theater Hamburg, am Staatstheater Saarbrücken, am Renaissance Theater Berlin, am Metropoltheater Wien und an vielen anderen. Gestern trat sie nur vor Pressevertretern auf. Ob sie ihr rotes Kleid gegen ein Engelskostüm eintauschen werde, wollten die wissen. Gegen Flügel habe sie nichts, sagte Anke. Gern würde sie auch in die Manege geschwebt kommen. Doch der Zirkuschef plant einen noch spektakuläreren Auftritt. Vielleicht ein Ritt auf dem Tiger.

Die 40-Jährige schreckt wenig. Schließlich kämpft sie sich als freiberufliche Künstlerin und alleinerziehende Mutter einer zehnjährigen Tochter durch ein ebenso schillerndes wir raues Business. Hotelzimmer? „Ach“, sagt sie „ich würde während meiner Weihnachtszirkuszeit hier in Dresden auch in einem Zirkuswagen wohnen.“

www.dresdner-weihnachts-circus.de