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Zwischen Bombardierung und Gegenwart

Anlässlich des 70. Jahrestags zum Angriff auf Birkigt, zeigt das Stadtmuseum eine Ausstellung. Sie beleuchtet neue Perspektiven.

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Am Sonntag jährt sich der Bombenangriff auf Freital-Birkigt zum 70. Mal. Die städtischen Sammlungen auf Schloss Burgk zeigen anlässlich des Jahrestages eine Kabinettausstellung. Den Schwerpunkt setzt Museumsmitarbeiterin Juliane Puls dieses Mal auf den Bezug zur Gegenwart. Die Entschärfungen der Bomben in der Dippser Heide in jüngster Zeit, die von abgestürzten Fliegern im Zweiten Weltkrieg stammten, die Suche nach Kriegsopfern im Massengrab auf dem Döhlener Friedhof vor einigen Jahren seitens der Kriegsgräberfürsorge samt neuer Gedenkstelle, jetzt wieder auftauchende Bunker, wie der kürzlich im Rotkopf-Görg-Park eingestürzte, den die Bergsicherung verfüllen musste, all das setzt die Ausstellung in Kontext zum schrecklichen Ereignis in Birkigt vor 70 Jahren.

An jenem 24. August 1944 traf der Zweite Weltkrieg die Stadt Freital mit aller Härte. Gegen Mittag bombardierten Alliierte den Stadtteil Birkigt. 62 Flugzeuge, 520 Bomben, sieben Minuten, so die nackten Zahlen. Mindestens 243 Menschen kamen ums Leben. Opfer waren vor allem Einwohner, aber auch Arbeiter in den Firmen Bühler Mühlenbau und Hänsel Verpackung. Wohnhäuser und andere Gebäude wurden zerstört. Das eigentliche Ziel, die Fabrik von Rhenania-Ossag, die jährlich 6 000 Tonnen des speziellen, elektrisch veredelten Flugzeugöls Voltol produzierte, blieb unversehrt. Puls ist überzeugt, dass die Alliierten von einem Treffer ausgingen. Sonst hätte es wohl später noch einen zweiten Angriff gegeben. Neben Schautafeln mit Text, Fotos und Zeitdokumenten zeigt die Ausstellung auch ein Modell eines Flugzeuges aus der Zeit, eine Weltkriegs-Bombe, die die Coschützer Sprengschule als Anschauungsobjekt bereitgestellt hat, originale Bombensplitter aus dem Stadtgebiet und zwei originale Kreuze vom Friedhof Döhlen. Eines von einem namentlichen Opfer, eines, das den Schriftzug „241 Tote“ zeigt. Die heute gängige Zahl 243 hängt mit jüngeren Nachforschungen zum Ereignis zusammen.

Auch auf dem Gedenkstein an der Blumenstraße ist noch die ältere Zahl vermerkt. Endgültige Sicherheit wird es ob der schwierigen Quellenlage – in Dresden verbrannten viele Unterlagen während des Krieges – wohl nie geben. Am Sonntag, am 70. Jahrestag, findet ab 12.50 Uhr die offizielle Gedenkveranstaltung an der Blumenstraße statt. Im Anschluss wird eine weitere Ausstellung, die die Freitalerin Katrin Schulze für den Ortsverein konzipierte, eingeweiht (SZ berichtete). Man habe sich aber abgestimmt, um Doppelungen zu vermeiden, versichert Puls. (SZ/wei)