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Zwickaus Torwart-Legende

Jürgen Croy zeigte Rückgrat – als Torhüter auf dem Platz und als Sportbürgermeister von Zwickau. Am Mittwoch wird er 70.

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© dpa

Von Bernd Scheffel, Zwickau

Sein Abwurf leitete den historischen 1:0-Sieg der DDR am 22. Juni 1974 bei der Fußball-WM gegen die DFB-Elf ein. Torhüter Jürgen Croy bediente Erich Hamann. Und der schlug einen 40-Meter-Pass auf den Torschützen Jürgen Sparwasser. Die DDR-Auswahl gewann das Duell gegen den Gastgeber und späteren Weltmeister. 8 000 Ost-Mark Prämie bekamen die besten DDR-Fußballer nach der WM – die Titelträger aus dem Westen 70 000 D-Mark.

Croy zählte neben Sepp Maier, Dino Zoff und Ronnie Hellström zu den weltbesten Torhütern. Bis heute blieb er seiner Heimat Zwickau treu. Am Mittwoch wird die DDR-Torwartlegende 70 Jahre alt.

Er spielte nie für eine andere Stadt als Zwickau. Dabei übte die DDR-Verbandsspitze enormen Druck aus, um Croy zu einem Spitzenverein wie Dresden oder Leipzig zu locken. „Ich wollte nicht und bekam da auch moralische Unterstützung von den Arbeitern des VEB Sachsenring. Die meinten, notfalls müsste der Betrieb auch mal ein paar Tage ruhen“, erinnerte sich Croy. Die Drohung der Trabi-Werker half.

Zwickau spielte in Croys Leben immer die Hauptrolle. Alle 372 Pflichtspiele bestritt er für die BSG Sachsenring. Und auch nach seiner Karriere blieb er – als Fußballtrainer, Präsidiumsmitglied und Sportbürgermeister. Mehr als zehn Jahre führte er bis zu seiner Pensionierung die Geschäfte des städtischen Kulturzentrums. Klar, dass er auch Ehrenbürger von Zwickau ist.

Die größten Erfolge hatte der gelernte Elektromonteur und Diplomsportlehrer mit dem Olympiasieg 1976 in Montreal und mit Olympia-Bronze 1972 in München. Aber auch an die zwei Pokalsiege und die spektakuläre Europapokalserie mit seinem Zwickauer Verein denkt er gern zurück. Schließlich war 1976 erst im Halbfinale des Pokalsiegerwettbewerbs gegen den späteren Cupsieger RSC Anderlecht Endstation.

Als Rentner ist Croy immer noch am Ball – als Golfer. Doch viel lieber spielt er für seine Tochter Claudia den Caddy. Sie hat ihm vor der Geburtstagsreise nach New York ein vorzeitiges Jubiläums-Geschenk gemacht. Als Siegerin beim Golf Cup International auf Sylt vertritt sie im März die deutschen Farben in Dubai. Das ist für Croy ein doppelter Grund zum Feiern. (dpa)