Merken

Zweites Leben für Schiffscontainer

Die Firma „Mein Lagerraum³“ bietet ausgediente Metallboxen als Stauraum an. Einige kommen über die Elbe nach Riesa.

Teilen
Folgen
© Andreas Weihs

Von Dorit Oehme

Riesa. Sie sind auf Riesentankern unterwegs. Tausende Seemeilen legen sie auf den Weltmeeren zurück. Doch wenn Schiffscontainer keinen TÜV mehr bekommen, werden sie ausgemustert. Dann beginnt das Geschäft von Patrick Schmieder. Mit seiner unkonventionellen Firma „Mein Lagerraum³“ ist er jetzt nach Freital gezogen. „Seecontainer sind robust, wetterbeständig, extrem funktional und vielseitig kombinierbar“, sagt der Unternehmer. Doch jenseits der Küste wüssten viele nicht, dass es die gebrauchten Stahlcontainer gibt. Seine Firma handelt mit ihnen, verkauft und vermietet sie aber auch als leicht zu nutzenden Stauraum.

Die Firma, die vor zwei Jahren gegründet wurde, lagert insgesamt 100 Container in Depots in Dresden und Riesa, in Dippoldiswalde stehen weitere zehn. „Es ist vor Ort alles zu sehen und zu haben“, betont Schmieder. Seit Anfang März arbeitet der 37-Jährige mit seinem Team im neuen Büro an der Poststraße in Freital – im Gebäude des Freitaler Industrieservice (FIS). „Für uns verkürzen sich mit dem Umzug die Arbeitswege“, sagt der Bannewitzer. Der offizielle Sitz des Unternehmens bleibt in Dresden. Ein Depot ist in Freital nicht geplant. Dafür bietet der FIS, der sich unter anderem auf Stahlbau spezialisiert hat, die Mitarbeit bei Sonderanfertigungen in seiner Werkhalle an. „Erste Prototypen wurden schon gefertigt“, sagt Schmieder.

Der FIS ging im Herbst aus dem insolventen Freitaler Maschinen- und Anlagenbau (FMA) hervor. „Die Zusammenarbeit ist eine Win-win-Situation. Wir kooperieren auch mit lokalen Handwerkern“, sagt Schmieder. „Mein Lagerraum³“ baut Container um, individuell für Kunden oder nach eigenen Ideen. So sind bereits Container zur Reifenlagerung, Pferdeboxen, Brandübungsanlagen oder Bar-Container für Feste entstanden. Es gibt auch holzumkleidete Pool-Container im Retro-Style.

Um das Unternehmen und die Idee dahinter bekannt zu machen, kommuniziert das Team intensiv per Telefon und über die sozialen Netzwerke, wie Facebook. Sondermodelle wurden per Ebay-Kleinanzeigen sogar von renommierten Firmen angefordert. Die Kunden kommen aus dem gesamten deutschsprachigen Raum. Der Umsatz belief sich 2017 auf 600 000 Euro. „In diesem Jahr werden wir voraussichtlich eine Million Euro Umsatz erzielen. Wir planen auch, die Mitarbeiterzahl von vier auf sechs zu erhöhen“, sagt Schmieder.

Das Start-up-Unternehmen entstand fast abenteuerlich: Patrick Schmieders Cousin aus dem Dippoldiswalder Ortsteil Reichstädt suchte Stauraum für seine Tischlerei. Dessen Bruder in Hannover kannte Seecontainer aus Hamburg. Als Feuerwehrmann war er Lkw-Fahrten gewohnt. Also mietete er sich einen Lkw und brachte ein gebrauchtes Stück. Seecontainer wollten bald auch andere Handwerker haben. Es sprach sich herum.

Mit dem Hannoveraner gründete Patrick Schmieder im Jahr 2016 die Firma. Sein Plus: „Ich coachte schon Unternehmen im Vertrieb. Diese Firma führe ich auch weiter.“ Zum Geschäftsmodell gehört auch eine clevere Logistik. „Mein Lagerraum³“ nutzt oft Leerfahrten von Speditionen, um Container aus Hamburg zu holen. Ein Teil wird außerdem bis Riesa auf der Elbe verschifft. Fertige Lagercontainer bringt „Mein Lagerraum³“ dann schlüsselfertig zu Hausbauern oder Unternehmen. – An den drei Depots kann man außerdem eigenständig einlagern. Die Stellflächen sind befestigt. Es gibt einen Wachschutz. 110 Euro kostet die Miete für einen Standardcontainer im Monat. Er ist etwa sechs Meter lang, 2,50 Meter hoch und 2,50 Meter tief.

Mieter sind Markttreibende, Studenten, Langzeitreisende, Künstler oder Firmen, die Akten über einen langen Zeitraum aufbewahren müssen. Das Landleben der Container ist vielfältig. „Unsere Mitarbeiter brennen für die neuen Themen. Von Freital aus wollen wir sie in den nächsten drei bis fünf Jahren gestalten.“

www.meinlagerraum3.de