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Zweiter Frühling für Schwalbe und Co.

Die Modelle von Simson sind wieder gefragt. In Ödernitz hat Zweiradmechaniker Thomas Geisler alle Hände voll zu tun.

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© André Schulze

Von Alexander Kempf

Über ausbleibende Kundschaft kann sich Thomas Geisler auch im etwas abgelegenen Ödernitz nicht beklagen. Würde er Fahrräder verkaufen, mutmaßt der gelernte Zweiradmechaniker, bräuchte er wahrscheinlich ein Ladengeschäft in einer Innenstadt. Doch Motorradfahrer finden auch so den Weg zu ihm. Dass er gerade jetzt vor der neuen Saison bestens ausgelastet ist, das unterstreichen die Maschinen vor der Tür. Um untertags genug Platz zum Schrauben in der Werkstatt zu haben, müssen einige Mopeds unter dem Vordach des Gebäudes warten.

Auffällig sind dabei die zahlreichen Simson-Modelle. „Die Nachfrage nach Mopeds ist enorm gestiegen“, sagt Thomas Geisler. Das mache sich auch im Preis bemerkbar. Noch vor 15 Jahren seien die im thüringischen Suhl gefertigten Modelle für 200 Euro erhältlich gewesen. Wer heute ein gebrauchtes Modell in gutem Zustand kaufen möchte, der müsse mit 1 000 Euro aufwärts rechnen. Wenn denn überhaupt jemand seine Maschine verkaufen will. Thomas Geisler muss oft mehrmals in der Woche Kaufinteressenten enttäuschen. „Es gibt keinen mehr, der seine Maschine abgibt“, sagt der 48-Jährige.

Insbesondere bei jungen Leuten sind die Mopeds beliebt. Thomas Geisler spricht von einer extremen Nachfrage. Denn wer mit 15 Jahren seinen Führerschein macht, dem bietet die eigene Maschine viel Freiheit in einer ländlichen Region. Andere entdecken das Moped als günstigere Alternative zu einem Zweitwagen wieder. Dem Zweiradmechaniker kann der Trend nur recht sein. Mit seinem Bruder führt er den im Jahr 1920 gegründeten Familienbetrieb in Ödernitz nun schon in vierter Generation. Im Jahr 2005 ist er aus dem Westen zurückgekehrt und schraubt seither in der Werkstatt. Seither habe das Geschäft mit dem Mopeds stetig zugenommen.

Dass viele Oberlausitzer noch immer selbst an den Maschinen basteln, merkt Thomas Geisler unter anderem an der ungebrochenen Nachfrage an Ersatzteilen, die er vertreibt. Die lange Lebensdauer der Maschinen spreche für sich. „Damals wurde eben so gebaut, dass es hält“, sagt der Zweiradmechaniker. Zugleich räumt er ein, dass die alten Mopeds hinsichtlich der Sicherheit natürlich nicht mit modernen Maschinen mithalten können. „Bei den Bremsen und den Fahrwerken hat sich bei Motorrädern in der Zwischenzeit viel getan“, sagt er. Über technische Raffinessen wie etwa ein Antiblockiersystem verfügen die Simson-Mopeds nicht.

Im Gegenzug sind die je nach Baujahr mehrere Jahrzehnte alten Maschinen sehr robust. Wichtig sei laut Thomas Geisler generell, dass die Motorräder auch nach der Saison gut gepflegt werden. „Wenn man die Winterarbeiten ordentlich durchführt“, sagt er, „dann hat man anschließend auch keine Arbeit.“ So sollte die Batterie den Winter über herausgenommen und der Tank aufgefüllt werden, damit sich darin kein Rost bildet. Bei bestimmten Modellen sei es zudem wichtig, den Vergaser leer laufen zu lassen. Beherzigen Motorradfahrer all das, dann ist das Motorrad im Frühjahr schnell wieder fahrbereit. Kontrolliert werden sollte dabei neben der Lichtanlage auch die Profiltiefe der Reifen.

Um die guten Stücke zu schützen, rät Thomas Geisler, Mopeds in Garagen abzustellen. Die seien sicherer als jedes Schloss. „Die meisten Maschinen, die in der Region gestohlen worden sind, standen draußen“, sagt er, und schließt seine Maschinen jeden Tag selbst sicher weg.