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Zweiter Anlauf für Carsharing in Niesky

Mitarbeiter von Emmaus und Krankenhaus teilen sich wieder ein gemeinsames Auto. Der Anbieter kommt aus Leipzig.

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© André Schulze

Von Alexander Kempf

Die Fahrzeugflotte des Carsharing-Anbieters Teilauto umfasst mittlerweile rund 800 Fahrzeuge. Seit dieser Woche steht auch in Niesky ein Wagen. Damit ist die Kleinstadt die östlichste Station des Unternehmens, das seinen Nutzern nun in 17 Städten in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen Autos anbietet. Diese stehen immer an einem festen Punkt und können dann auf Zeit gemietet werden. In Niesky parkt der rote Kleinwagen auf dem Krankenhausgelände. Bis die Genossenschaft n-mobil insolvent wurde, hatte sie dort schon ein Auto für das Krankenhaus und das Emmaus zur Verfügung gestellt.

„An uns ist der Wunsch herangetragen worden, das Angebot zu erhalten“, sagt Teilauto-Sprecherin Franziska Wilhelm. Da sowohl das Emmaus als auch die Diakonissenanstalt Dresden, welches das Nieskyer Krankenhaus betreibt, das Auto nutzen, ist Teilauto darauf gerne eingegangen. Die beiden Unternehmen sorgen mit ihrem Personal dafür, dass der Kleinwagen auch genutzt wird. Unter der Woche ist er laut Franziska Wilhelm den beiden Unternehmen vorbehalten. Am Wochenende kann das Auto aber auch von anderen genutzt werden. Erst im Frühjahr hat Teilauto vermeldet, dass es mittlerweile mehr als 25 000 Nutzer in Mitteldeutschland hat.

Kleine Städte wie Niesky bleiben aber eine Ausnahme. Denn bei 9 500 Nutzern in Leipzig und 8 000 in Dresden wird deutlich, wo das Angebot besonders gut angenommen wird. Für Torsten Bähr vom Verein Verkehrswende in Kleinen Städten kommt das nicht überraschend. „Carsharing funktioniert dort, wo der öffentliche Personennahverkehr funktioniert“, sagt der Verkehrsingenieur. Denn nur wenn Bus und Bahn im Alltag eine echte Alternative sind, verzichten Menschen auf ein eigenes Auto. „Wenn ich mit dem Bus eine halbe Stunde nach Görlitz brauche, dann ist das nicht attraktiv“, so Torsten Bähr.

Dabei sei Carsharing nach Berechnungen des Vereins für jene Menschen, die weniger als 12 000 Kilometer pro Jahr mit dem Auto fahren, wirtschaftlich eine echte Option. Immer vorausgesetzt, sie sind nicht täglich auf ein Auto angewiesen und können Wege auch anders zurücklegen. Doch auch weil Bus und Bahn in vielen Kleinstädten nicht attraktiv genug sind, tun sich die Carsharing-Anbieter auf diesem Terrain schwer. Torsten Bähr sieht auch die Politik in der Verantwortung. „Wenn man nicht bereit ist, grundlegende Dinge wie Bahnstrecken vorzuhalten, dann ist das für den umweltfreundlichen Verkehr ein Problem“, sagt er.

In Niesky, wo Rathaus und Stadtrat gerade für den Erhalt der Bahnstrecke zwischen Görlitz und Hoyerswerda kämpfen, dürfte der Verkehrsingenieur auf offene Ohren stoßen. Perspektivisch will Torsten Bähr unter anderem auch die Nieskyer Stadtverwaltung für das Modell des Car-Sharings begeistern. Damit das Angebot für die breite Masse in Niesky attraktiv wird, dauert es seiner Meinung aber noch. „Erst wenn wir es schaffen, ein zweites Auto zu etablieren, wird das für viele ein ernsthaftes Angebot“, sagt er. Denn noch wird das einzige Auto von Teilauto in Niesky unter der Woche vom Emmaus und dem Krankenhaus blockiert. Das schränkt die Nutzung für viele andere ein.

Teilauto ist aus einem Verein in Halle an der Saale hervorgegangen. Im Jahr 2013 hat es einen Umsatz von sechs Millionen Euro erwirtschaftet. Ostsachsen ist für das Unternehmen Neuland. Bisher ist Pirna bei Dresden die östlichste Station gewesen.