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Zweite Eröffnung

Die Einrichtung der Diakonie nimmt ihre Arbeit auf. Besonders freuen sich die Behinderten, die nun endlich einen Platz haben.

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© Diemar Thomas/Archiv

Von Sylvia Jentzsch

Hartha. Robert aus Hartha ist 19 Jahre alt und mehrfach schwer behindert. Ab September sollte er die Förder- und Betreuungseinrichtung der Diakonie im Harthaer Gewerbegebiet besuchen. Die Vorfreude von Robert und seinen Eltern war groß. Die Enttäuschung umso größer. Während seiner Eröffnungsrede teilte Thomas Richter, Geschäftsführer der Diakonie Döbeln, mit, dass die Einrichtung noch am selben Tag auf nicht absehbare Zeit wieder geschlossen wird (DA berichtete). Dabei hatte sich Robert schon darauf eingestellt, in den neuen Räumen einen Teil des Tages verbringen zu können.

Kurz vor Weihnachten kann Thomas Richter den Betroffenen und ihren Eltern eine gute Nachricht überbringen. Er weiß seit Ende vergangener Woche, dass die Förder- und Betreuungseinrichtung am 2. Januar die Arbeit aufnimmt. Man habe mit dem Kommunalen Sozialverband (KSV) einen Kompromiss gefunden.

„Wenn die Einrichtung wirklich am 2. Januar öffnet, dann ist das für uns eine große Erleichterung“, sagte Ines Pönisch, die Mutter von Robert. Seit September sei ihr Sohn stundenweise in der Tagespflege in Waldheim betreut worden. Die Therapeuten kamen nach Hause. Damit sei für Robert ein geregelter Tagesrhythmus gesichert gewesen.

„Eigentlich sollte Robert nach dem Besuch der Regenbogenschule in Döbeln nahtlos in die Förder- und Betreuungseinrichtung wechseln. Doch das war leider nicht möglich.“, sagte Ines Pönisch. Ihr Sohn wolle unbedingt unter Leute, Spaß sowie eine sinnvolle Beschäftigung haben und auch einen Teil des Tages in einem anderen Umfeld verbringen, so die Mutter. Denn Robert besuchte auch die Regenbogenschule sehr gern. Nicht nur für ihn ändert sich mit der Betreuung in der Einrichtung der Diakonie etwas. Bisher war es Ines Pönisch nicht möglich, arbeiten zu gehen – nicht einmal stundenweise. „Zwar ging Robert in die Schule, aber die Ferien, in denen er Zuhause war, haben einen großen Zeitraum eingenommen“, so Ines Pönisch. Zurzeit laufen Bewerbungen für eine stundenweise Arbeit.

Nicht nur für Robert und seine Eltern ist es eine Erleichterung und Freude, dass die Förder- und Betreuungseinrichtung ihre Arbeit ab Januar aufnimmt. Auch für Monika aus Leisnig ändert sich nun einiges. Seit etlichen Jahren fährt sie täglich in die Einrichtung nach Roßwein. Dafür ist sie morgens und abends jeweils eineinhalb Stunden unterwegs. Ab Januar wird die An- und Abfahrt viel kürzer.

„Wir haben jetzt die Kostenzusage vom Kommunalen Sozialverband. Ab 2. Januar betreuen wir in der Harthaer Einrichtung acht Menschen mit einer Schwerst- und Mehrfachbehinderung“, sagte Thomas Richter. Er sei sehr froh, dass es nun endlich losgehe, denn die Betroffenen warten schon sehr lange auf diesen Moment.

„Wir werden sehen, wie sich alles entwickelt. Die Einrichtung ist für 18 Personen ausgelegt. So groß zu bauen, war eine Forderung der Behörden, um Fördergeld zu bekommen. Da es zum Eröffnungstermin nur sechs Anmeldungen gab und so die Einrichtung nicht wirtschaftlich hätte geführt werden können, konnte der Vorstand der Diakonie die Inbetriebnahme nicht vertreten.

„Ab Januar werden fünf Leute, die zuvor in Roßwein betreut wurden, in Hartha sein. Wir müssen abwarten, wie sich das auf diese Einrichtung, in der dann nur noch neun Leute betreut werden“, sagte Thomas Richter. Es sei sehr schwer, zu planen. Wichtig sei auch, dass es mit dem Personal klappe. In der Harthaer Einrichtung würden zwei eingespeilte Roßweiner Kollegen arbeiten, so Richter.

Die Kostenszusage sei da und das sei das Wichtigste. „Um demnächst loslegen zu können, haben viele Verantwortliche gut mitgespielt. Dazu gehören unter anderem der Amtsarzt des Landkreises und das Landratsamt selbst. Es hat alles gut geklappt. Wir wurden unglaublich unbürokratisch unterstützt“, so Thomas Richter.

Insgesamt hat das Vorhaben 1,3 Millionen Euro gekostet. Es seien beste Voraussetzungen für eine gute Betreuung gegeben, sagte der Geschäftsführer. Von der Sächsischen Aufbaubank kam Fördergeld in Höhe von rund 900 000 Euro. Der Landkreis gab 112 000 Euro dazu, und die Diakonie Döbeln als Träger des Vorhabens investierte 152 000 Euro. Das entspricht zehn Prozent des Vorhabens zuzüglich der Kosten für den Landkauf.