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Zweite Chance fürs Finnhüttenlager

Für das beliebte Olbersdorfer Freizeitstätte waren die Stunden eigentlich schon gezählt. Doch nun regt sich im Ort Widerstand gegen den geplanten Abriss.

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© Matthias Weber

Von Mario Sefrin

Olbersdorf. Beate Dreier steht mit einigen ihrer Schüler im Finnhüttenlager am Olbersdorfer Volksbad und musiziert. Die Leiterin der Muikschule Fröhlich aus Olbersdorf kennt das kleine Lager mit den acht Finnhütten und dem Sozialgebäude seit vielen Jahren von unzähligen Probenlagern, die sie mit ihren Musikschülern hier durchgeführt hat. Dass das bald nicht mehr möglich sein soll, daran möchte Beate Dreier überhaupt nicht denken. Doch ihr, wie auch das Erwachen anderer Olbersdorfer kommt reichlich spät. Denn eigentlich schienen die Stunden des Finnhüttenlagers gezählt. Jedenfalls bis vor Kurzem noch.

„Das Olbersdorfer Finnhüttenlager wird in Zukunft keine Hütten mehr haben. Ein Ort für Kinder und Jugendliche soll es aber bleiben.“ – So berichtete die Sächsische Zeitung Ende vergangenen Jahres. Dem vorausgegangen war damals ein einstimmig gefasster Beschluss der Olbersdorfer Gemeinderäte. Demnach sollte das Jahr 2017 für das Lager, das mit seinen 32 einfachen Schlafgelegenheiten in den acht Hütten jeweils von Mai bis September sowohl von Kindereinrichtungen, aber auch von Jugend- und Sportgruppen, Vereinen sowie Gesellschaften gern genutzt wurde, ein Auslaufjahr sein. Bis 31. Dezember gilt die derzeit geltende Gebührenordnung für die Lagernutzung, ab 2018 soll sich laut Gemeinderatswillen die Nutzung ausschließlich auf den Kinder- und Jugendbereich als Tagesangebot erstrecken. Außerdem sollen die Übernachtungsangebote eingeschränkt und einige Finnhütten mittelfristig abgebaut werden. „Eine Vermietung der Finnhütten ab dem Jahr 2018 hat nur noch im Sinne der Kinder- und Jugendarbeit und im verminderten Bestand zu erfolgen“, hatten die Gemeinderäte im Dezember beschlossen. Im Beschluss wurde außerdem festgehalten, dass die Gemeindeverwaltung ab 2018 jährlich bis zum 30. Juni für das Folgejahr festlegt, um welche Größenordnung der Bestand der Finnhütten jeweils vermindert werden soll. Dabei sei auf eine effektive Mittelbewirtschaftung zu achten und auf Investitionen zum größten Teil zu verzichten, heißt es im Beschlusstext. Die Räte argumentierten, dass die Gemeinde keine Aufgaben übernehmen sollte, die private Anbieter auch durchführen können.

Seitdem war Ruhe um das Lager. Nun aber regt sich gegen dessen Stilllegung Widerstand im Ort – und vor allem bei Beate Dreier. Als die Verwaltung im jüngsten Gemeinderat über den Bauzustand der Finnhütten informierte – nur fünf der acht Hütten sowie das Wirtschafts- und Sozialgebäude sind derzeit in einem guten Zustand – da nutzte die Leiterin der Musikschule Fröhlich die Möglichkeit, die Gemeinderäte um den Erhalt des Finnhüttenlagers zu bitten. „Wir nutzen das Lager seit 25 Jahren für unsere Probenlager. Im Durchschnitt nehmen 40 bis 60 Musikschüler daran teil“, sagte Beate Dreier. Sollten nun drei der acht Hütten abgerissen werden, würden nicht mehr alle Musikschüler an den Lagern teilnehmen können. „Das kann ich nicht einfach so hinnehmen“, so Beate Dreier. Sie hat darüber auch schon mit Eltern von Musikschülern gesprochen und konnte den Gemeinderäten in deren Sitzung darum einen Vorschlag unterbreiten: „Wir könnten mit einer Privatinitiative helfen, das Lager zu erhalten. Viele Eltern haben schon ihre Unterstützung signalisiert, sich an Arbeitseinsätzen im Finnhüttenlager zu beteiligen“, sagt die Musikschul-Chefin.

Bei den Gemeinderäten wurde dieses Angebot mit Wohlwollen aufgenommen. Sie hatten sich bereits vor Beate Dreiers Wortmeldung mit der Zukunft des Finnhüttenlagers beschäftigt und entschieden, das Thema demnächst noch einmal ausführlich in einer Ausschusssitzung zu beraten. Dort soll es sowohl um die Betreibung des Lagers gehen, als auch die Entgeltordnung. Die Gemeinderäte beauftragten außerdem die Verwaltung, ihnen bis dahin eine Übersicht zur Auslastung des Finnhüttenlagers in den vergangenen fünf Jahren vorzulegen. Außerdem sei zu klären, wie hoch die Kosten sind, um die baufälligen Finnhütten instand zu setzen. Dass das Interesse am Lager groß ist, bestätigte Bürgermeister Andreas Förster (FDP) in der Sitzung: „Es gibt schon wieder neue Anfragen aus Kinder- und Jugendeinrichtungen.“