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Zweite Chance für den Bahnhof Potschappel

Wegen fehlender Fördermittel war die Sanierung des Hauses in Gefahr. Nun hat die Stadt eine andere Lösung gefunden.

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© Karl-Ludwig Oberthür

Von Tobias Winzer

Freital. Die Botschaft, die Freitals Baubürgermeister Jörg-Peter Schautz (parteilos) in der Stadtratssitzung am Donnerstagabend verkünden konnte, war eine gute. Nachdem die Stadt in den vergangenen Wochen mit Vertretern des Innenministeriums und der Sächsischen Aufbaubank SAB verhandelt hat, scheint die geplante Sanierung des Bahnhofs Potschappel nun doch möglich. Die Sächsische Zeitung beantwortet die wichtigsten Fragen zu dem Millionenvorhaben.

Die wichtigsten Antworten zum Millionenvorhaben

Warum war das Vorhaben überhaupt in Gefahr?

3,6 Millionen Euro plant die Stadt für die Sanierung und den Umbau des Denkmals. Freital kann sich das nur leisten, wenn Zuschüsse fließen. Ursprünglich sollten diese aus dem Förderprogramm „Soziale Stadt“ vom Bund und Land kommen. Der Antrag des Rathauses, den Stadtteil Potschappel in das Programm aufzunehmen, wurde jedoch im Sommer abgelehnt. Seitdem war nicht nur die Sanierung des Bahnhofs sondern auch die Finanzierung von zwölf weiteren Vorhaben in Potschappel in Gefahr. Zumindest für den Bahnhof Potschappel hat die Stadt nun eine andere Lösung.

Woher kommt das Geld denn nun stattdessen?

Potschappel ist zwar offiziell aus dem Förderprogramm geflogen. Der Fördertopf, mit dem die zuständige SAB die Zuschüsse zahlt, ist aber trotzdem gut gefüllt – und es ist davon auszugehen, dass nicht das komplette Geld ausgegeben werden kann. Freital bekommt nun also die Zuschüsse, die von anderen Kommunen nicht beantragt werden. Die Stadt rechnet damit, dass rund 1,6 Millionen Euro fließen. Ein kleines Restrisiko bleibt aber: Falls die SAB kein Geld mehr übrig hat, muss die Stadt das Vorhaben komplett allein zahlen. In den vergangenen Jahren sei aber stets Geld in „erheblichen Umfängen“ vorhanden gewesen, so die Stadt.

Was hat die Stadt überhaupt mit dem Bahnhof Potschappel vor?

Die Stadt hat den Bahnhof 2014 gekauft. Zuvor hatte die Deutsche Bahn 2007 ein Gesamtpaket an Bahnhöfen und anderen Gebäuden an einen luxemburgischen Fonds verkauft – darunter das Potschappler Haus. Das brachte aber anscheinend nicht den gewünschten Ertrag, sodass der wieder verkaufte. Die Stadt nutzte ihre Chance und konnte das denkmalgeschützte Gebäude für 110000 Euro erwerben. Freital plant, das Haus, das nicht mehr für den Bahnverkehr gebraucht wird, zu sanieren und dort ein Verwaltungszentrum einzurichten. Da im Rathaus die Raumkapazitäten ausgeschöpft sind, will die Stadt auf drei Etagen barrierefreie Räume für Fraktionen und die Verwaltung schaffen – vor allem, wo es Publikumsverkehr gibt. Auch eine Stadtinformation oder ein Bürgerbüro sind geplant. Die Bauarbeiten müssen schnell beginnen, weil die Wände des Bahnhofs feucht sind und trockengelegt werden müssen.

Wann sollen die Bauarbeiten beginnen?

Laut Baubürgermeister Schautz hat die SAB der Stadt bereits signalisiert, dass sie mit vorbereitenden Arbeiten – also zum Beispiel Detailplanungen – beginnen kann, ohne ein finanzielles Risiko einzugehen. Die Bauarbeiten sollen im Juni 2017 starten und im November 2018 beendet sein.

Welche Reaktionen gab es zu den Plänen?

Die Stadträte stimmten mit großer Mehrheit für das Projekt bei einer Enthaltung. Mit diesem Votum kann die Stadtverwaltung nun ihre Planungen weiter vorantreiben. Sorgen bereitet den Stadträten aber noch die Aufteilung der Räume, in denen sich die Fraktionen zu Beratungen treffen können. Wie Chris Meyer von Bürgern für Freital sagte, seien die Räume nur 16 Quadratmeter groß. „Wenn wir uns zu zehnt beraten wollen, dann wird das sehr eng.“

Was wird aus den anderen Vorhaben, die für Potschappel geplant waren?

Die Stadt will im kommenden Jahr einen neuen Förderantrag beim Land stellen. Bereits von 2001 bis 2015 wurden Bauarbeiten in Potschappel mit dem Programm „Soziale Stadt“ bezuschusst. 13,7 Millionen Euro flossen in diesem Zeitraum.Die Stadt will nun unter anderem den Platz der Jugend an der Coschützer Straße zu einem Mehrgenerationenpark umgestalten, die Halle in der Gutenbergstraße10 modernisieren, um eine Begegnungsstätte einzurichten und die Gewerbeflächen in den Obergeschossen der alten Potschappler Mühle zu Wohnungen umbauen.

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