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Zweite Chance für alte Kaserne

Jahrzehntelang war ein versteckt liegendes Gebäude an der Paul-Neck-Straße dem Vandalismus ausgesetzt. Jetzt wird es erst einmal gesichert.

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© Carmen Schumann

Von Carmen Schumann

Bautzen. Emsig befördert ein Radlader Sand über den Platz. Für das dunkle Gebäude im Hintergrund wird das Baumaterial aber nicht benötigt, sondern für die Baustelle an der Kreuzung Paul-Neck-Straße/Löbauer Straße, wo es zurzeit rund geht. Dort entsteht anstelle der Brandruine der früheren König-Albert-Kaserne ein modernes Mehrfamilienhaus mit 36 Wohnungen. Der Bau ist mittlerweile bereits aus den Fundamenten herausgewachsen. Bauherr ist die HDN Immobilien Gesellschaft, deren Geschäftsführer die Brüder Holm und Dirk Nehrig sind.

Nun haben sich die beiden auch des dunklen Gebäudes im hinteren Teil des früheren Kasernengeländes angenommen, das von der Straße aus nicht zu sehen ist und das auch von dem Bombenfund in der vergangenen Woche nicht betroffen war. Ebenso wie in der Brandruine, auf deren Fläche jetzt der Neubau entsteht, hatten auch in jenem Hintergebäude Vandalen gewütet. Holm und Dirk Nehrig erstanden es vor drei Jahren aus einer Zwangsvollstreckung. „Ursprünglich wollten wir auch dieses Gebäude abreißen“, sagt Holm Nehrig. Bei genauerer Betrachtung stellten die Bauherren jedoch fest, dass das Hintergebäude von seiner Substanz her gar nicht so schlecht ist. „Allerdings hatte es jahrelang durchgeregnet, weil Diebe alles ausgebaut hatten, was nicht niet- und nagelfest war“, sagt Holm Nehrig. Unter anderem eben auch die Dachfenster, die bei einem ersten Sanierungsversuch in den 90er Jahren eingebaut worden waren. Zum Teil seien auch neue Toiletten- und Waschbecken installiert gewesen, die ebenfalls gestohlen wurden. Wie man an den hinterlassenen Spuren habe ablesen können, müssen in dem Gebäude, das jahrzehntelang mehr oder weniger herrenlos dastand, auch Obdachlose Unterschlupf gefunden haben. Die vordringlichste Aufgabe sei es nun, das Dach notzusichern, damit es nicht mehr hereinregnen kann. Parallel dazu werden die Räume entkernt und entrümpelt. Seit etwa vier Wochen sind diese Arbeiten nun im Gange. Zu den anstehenden Aufgaben gehört es außerdem, den Kellerbereich aufzusägen und trockenzulegen. – „Über die Sanierung und die Schritte dahin müssen wir uns erst noch gründlich Gedanken machen“, sagt Holm Nehrig. Man sei für vieles offen. Denkbar wäre es, im Erdgeschoss Raum für Praxen oder Büros vorzusehen, sofern Bedarf dafür vorhanden ist. Entstehen sollen auf alle Fälle Wohnungen in verschiedenen Größenordnungen. Diese müssen den hohen Qualitätsansprüchen der Bauherren genügen. „Uns schwebt vor, das gesamte Areal zu einem tollen grünen Wohn- und Arbeitsbereich zu entwickeln“, sagt Holm Nehrig. Bei dem zu sanierenden Gebäude habe man jedenfalls freie Hand, denn es steht nicht unter Denkmalschutz. Bemerkenswert sei aber das Kellergeschoss, das ganz aus Granit besteht.

Holm Nehrig denkt, dass auch die entstehenden Wohnungen in dem hinteren Kasernengebäude ihre Liebhaber finden werden. Denn die Lage sei sehr gut: Nahe an zwei Bundesstraßen sowie zur Autobahn und doch im ruhigen hinteren Bereich. Auch der Weg in die Stadt sei nicht weit. Wann die Sanierung startet, könne er aber heute noch nicht sagen. Auf alle Fälle soll nachhaltig gebaut werden.