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Zweifel an Investor für Hamburger Hof

Teure Pläne hat der niedersächsische Bauträger nicht nur in Meißen. Dabei steht er bei mehreren Banken in der Kreide.

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© Claudia Hübschmann

Von Marcus Herrmann

Meißen. Diese Nachricht löst in Meißen gemischte Gefühle aus: Laut einem aktuellen Bericht der Wolfsburger Allgemeinen Zeitung plant der gleiche Investor, der seit Ende 2015 vergeblich versucht, den Hamburger Hof an der Dresdner Straße zu sanieren und einen neuen Betreiber zu finden, jetzt einen Mega-Wohnpark in Gifhorn nahe Wolfsburg.

Demnach will die verantwortliche Wert-Investition GmbH mit Sitz im niedersächsischen Örtchen Sarstedt in der 40 000-Einwohner-Stadt im großen Stil bauen lassen. Die Rede ist von einem neuen Wohnhaus, einem Hotel-Komplex in Kooperation mit dem VW-Konzern und einer Tiefgarage mit 500 Plätzen. Laut SZ-Informationen planen die beiden Geschäftsführer, Werner Ströer und Heinz Gorsler, in Gifhorn 100 Millionen Euro zu investieren. Möglich macht es – wie schon vor knapp zweieinhalb Jahren in Meißen – der billige Kauf einer mehr oder weniger heruntergekommenen Immobilie. Bei einer Zwangsversteigerung für den Hamburger Hof wurden damals 75 000 Euro fällig. Im Fall der Stadt Gifhorn geht es um einen ehemaligen Krankenhaus-Komplex der Helios-Kliniken. Dessen Verkauf an eine inzwischen Pleite gegangene Immobilienfirma zerschlug sich. In die Bresche sprang die Firma Wert-Investition. Für das konkrete Bauvorhaben gründete sich allerdings eine eigene GmbH namens „Wohnpark an der Bergstraße“. Deren Geschäftsführer sind ebenfalls Werner Ströer und Heinz Gorsler. Die Herren scheinen sich auf dieses Geschäftsmodell – Immobilien kaufen, Kapitalanleger suchen, vermarkten – spezialisiert zu haben.

Deutschlandweit gibt es ein gutes Dutzend GmbH‘s, die ebenfalls die beiden Investoren als Geschäftsführer im Impressum stehen haben. Sie heißen unter anderem Wert-Investition Immobilien, Wert-Investition und Bauträger oder Wert-Invest Immobilien-Investition GmbH & Co. KG. Hinzu kommen mehrere Hausverwaltungs- oder Wohnungsvermietungsgesellschaften sowie eine Investment-Aktiengesellschaft namens Revera. Was die meisten verbindet, ist der gemeinsame Firmensitz: die Käthe-Paulus-Straße in Sarstedt – auch Sitz der Wert-Investition GmbH.

Nun ist dieses Vorgehen auf dem Immobilienmarkt weder allzu ungewöhnlich noch unlauter. Einige Fakten sprechen jedoch dafür, dass die Wert-Investler mit ihren bisherigen Vorhaben keinen nachhaltigen Erfolg hatten. Zwar wird auf der Internetseite der GmbH mit einem Portfolio aus sanierten Häuserfassaden und schicken Zeichnungen von Architekten geworben. Konkrete Angaben zu verwirklichten Projekten und erfolgreichen Sanierungen sind jedoch Fehlanzeige.

Zweifel an den großspurigen Plänen hegt man nach SZ-Informationen aus denselben Gründen auch in Gifhorn. „Noch gibt es weder einen genehmigungsfähigen Bebauungsplan, noch einen Bauantrag, noch ein tragfähiges Konzept der Investoren“, sagt ein Informant vor Ort. Bezogen auf Meißen hatte Geschäftsführer Werner Ströer zuletzt betont, in aussichtsreichen Gesprächen mit Interessenten für den Hamburger Hof zu sein. Er soll zu einem Senioren- und Pflegepark umgebaut werden. Ein Bauantrag fehlt auch hier. Trotzdem hatte Baudezernent Steffen Wackwitz Ende Februar betont, optimistisch zu sein, dass es mit der Sanierung dieses Jahr noch losgeht. Dazu sollten sogar Fördermittel aus dem Bund-Länder-Programm „Stadtumbau“ beantragt werden.

Gegenüber der SZ teilt Anne Dziallas aus dem Büro des OB‘s mit, dass die Fördermittel tatsächlich beantragt wurden. Sie fügt hinzu: „Ein Vertreter der Wert-Investitions-GmbH hat erneut versichert, dass Verhandlungen mit einem künftigen Betreiber eines Pflege- und Altenheims geführt werden.“ Dennoch macht der Blick auf die nackten Zahlen der Wert-Investition wenig Mut. Zum Jahresabschluss 2014 betrugen ihre Verbindlichkeiten bei vier Kredithäusern in Hannover, Hildesheim und Bad Qeyenhausen 11,7 Millionen Euro. Bei der Wert-Investition Immobilien GmbH lag Ende 2013 die Grundschuld auf Eigentumswohnungen bei knapp 650 000 Euro. Deshalb stellt sich weiter die Frage, woher das Geld für die anspruchsvollen Bau-Vorhaben der GmbH kommen soll. Hoffnung auf eine baldige Sanierung des Hamburger Hofs macht das nicht.