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Zwei Zentner Haschisch an Bord

Die Polizei stoppt in Bautzen einen Drogenlaster. Wert der illegalen Ware: eine Dreiviertelmillion Euro.

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© Polizei

Stefan Schramm

In Bautzen ist ein bedeutender Schlag gegen den internationalen Drogenschmuggel gelungen. Wie Polizei, Staatsanwaltschaft und Zoll am Freitag mitteilten, kamen am Mittwoch bei der Kontrolle eines Lkw aus den Niederlanden, der auf der Autobahn nach Polen fahren sollte, rund 100 Kilogramm Haschisch zum Vorschein. Dessen Straßenverkaufswert schätzen die Beamten auf etwa 750 000 Euro. Sie sprechen von einem der größten Rauschgiftfunde auf Sachsens Autobahnen der letzten Jahre.

Bilder vom Drogenfund auf der Autobahn

Diesen Laster aus Holland stoppten Beamte der Gemeinsamen Fahndungsgrußße am Mittwochvormittag nahe Bautzen. Das anscheinend leere Fahrzeug war auf der Autobahn in Richtung Polen unterwegs.
Diesen Laster aus Holland stoppten Beamte der Gemeinsamen Fahndungsgrußße am Mittwochvormittag nahe Bautzen. Das anscheinend leere Fahrzeug war auf der Autobahn in Richtung Polen unterwegs.
Der Staukasten des Sattelaufliegers. Hinter Paletten, mehreren Taschen und Umzugskartons wurden die Beamten fündig.
Der Staukasten des Sattelaufliegers. Hinter Paletten, mehreren Taschen und Umzugskartons wurden die Beamten fündig.
Fein säuberlich haben die Polizisten die Päckchen mit dem gefundenen Haschisch auf einer Palette gestapelt: 100 Kilogramm davon haben sie in einem Versteck im Laster gefunden.
Fein säuberlich haben die Polizisten die Päckchen mit dem gefundenen Haschisch auf einer Palette gestapelt: 100 Kilogramm davon haben sie in einem Versteck im Laster gefunden.
Mit Klebeband umwickelt wurde jedes Haschischpäckchen. Der Straßenverkaufswert der gefundenen Drogen wird auf 750 000 Euro geschätzt.
Mit Klebeband umwickelt wurde jedes Haschischpäckchen. Der Straßenverkaufswert der gefundenen Drogen wird auf 750 000 Euro geschätzt.

Erst läuft alles wie ein ganz normaler Routineeinsatz. Auf der A 4 kurz vor Bautzen fällt einer Streife am Mittwochvormittag ein Sattelschlepper mit holländischen Kennzeichen auf, der in Richtung Görlitz unterwegs ist. Die Beamten der Gemeinsamen Fahndungsgruppe von Bundes- und Landespolizei sind im Einsatz für die Soko Kfz und auf der Jagd nach international agierenden Autoschiebern. Das Polizeifahrzeug leitet die Zugmaschine der Marke DAF mit dem blauen Auflieger an der Abfahrt Bautzen-West von der Autobahn und führt den Brummi zum nahe gelegenen Pendlerparkplatz Schliebenstraße in Bautzen.

Versteckt im Staukasten

Dort unterziehen die Beamten den Lkw einer Kontrolle. Ein erster Blick auf die Ladefläche bringt noch keine Überraschungen hervor, denn die ist leer. Doch weil der Fahrer, ein 43-jähriger Niederländer, einen nervösen Eindruck macht, sehen die Ermittler genauer hin. In einem Staukasten auf der Unterseite des Aufliegers werden sie schließlich fündig. Hinter einigen Euro-paletten steht ein Sammelsurium aus Taschen, Umzugskartons und Einkaufstüten. Darin entdecken die Beamten insgesamt mehr als 100 mit Folie umwickelte und mit Klebeband verschlossene Päckchen. Zügig bestätigt sich die erste Vermutung: Es handelt sich um Haschisch. Eine ganze Palette füllen die Ermittler mit den Paketen. Gesamtmasse: knapp über 100 Kilogramm. Wären die Drogen in Umlauf gelangt, hätte ihr Verkauf den Dealern schätzungsweise eine Dreiviertelmillion Euro eingebracht.

Vermutlich für Nordeuropa bestimmt

Die Staatsanwaltschaft Görlitz und das Zollfahndungsamt Dresden führen nun die Ermittlungen in dem Fall. Bisher ergaben sie, dass das Rauschgift vermutlich nach Nordeuropa gebracht werden sollte. Gegen den Fahrer erließ ein Haftrichter am Amtsgericht Bautzen am Donnerstag Haftbefehl wegen Fluchtgefahr. Der Beschuldigte, der eine Haftstrafe zwischen zwei und 15 Jahren zu erwarten hat, wird sich vor Gericht wegen unerlaubter Einfuhr von Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge verantworten müssen. „Der Grenzwert für die nicht geringe Menge liegt bei 7,5 Gramm Wirkstoffgehalt. Erfahrungsgemäß wird dieser Wert bei 150 Gramm Haschisch erreicht“, erklärt Till Neumann, Sprecher der Staatsanwaltschaft Görlitz. In diesem Fall dürfte der Wert, dessen Überschreiten eine wichtige Rolle für die Höhe des Strafmaßes spielt, also um mehr als das 600-fache übertroffen worden sein. Auf sächsischen Autobahnen habe ein Fund dieser Größenordnung nach Einschätzung von Bianca Richter, der Sprecherin des Zollfahndungsamts Dresden, absoluten Seltenheitswert.

Untersucht und eingelagert

Einen nur annähernd vergleichbaren Fund habe es zuletzt im April 2013 auf der A 17 nahe der tschechischen Grenze gegeben, als in einem per Abschleppfahrzeug transportierten Pkw 45 Kilo Marihuana im Wert von 300 000 Euro zum Vorschein kamen. Erst am 16. März waren der Polizei in Hochkirch zwei Drogenkuriere mit 16 Kilo Marihuana ins Netz gegangen.

„Die Funde werden fotografiert und kriminaltechnisch untersucht“, sagt Bianca Richter. Geprüft werden sie auf ihren Wirkstoffgehalt sowie auf Fingerabdrücke und DNA-Spuren. Bis es ein rechtskräftiges Urteil gegen die Schmuggler gibt, werden die Drogen eingelagert. „Danach lassen wir sie unter Zollaufsicht in speziellen Anlagen verbrennen“, berichtet die Zollsprecherin weiter.