Merken

Zwei von drei Gästebetten bleiben leer

2015 kamen zwar mehr Besucher in die Bautzener Region, reisten aber nach nicht mal drei Tagen wieder ab.

Teilen
Folgen
NEU!
© dpa

Von Nora Miethke und Tilo Berger

Bautzen/Dresden. Die Oberlausitz blickt auf ein durchwachsenes Tourismusjahr zurück. 2016 wurden in der Region 679 719 Ankünfte von Gästen gezählt. Das waren zwar 2,1 Prozent mehr als 2015, doch die Zahl der Übernachtungen sank im Vorjahresvergleich um 1,7 Prozent auf 1 837 102. Das heißt: Es kamen zwar mehr Gäste, aber sie blieben nicht lange. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer in der Oberlausitz belief sich 2016 auf 2,7 Tage, sagte gestern in Bautzen Olaf Franke, Geschäftsführer der Marketing-Gesellschaft Oberlausitz-Niederschlesien mbH (MGO).

Gezählt werden nur Beherbergungsbetriebe und Campingplätze mit mindestens zehn Betten. Deren durchschnittliche Auslastung lag 2016 bei 33,1 Prozent und damit deutlich unter dem Sachsen-Durchschnitt von mehr als 40 Prozent. Oder anders gesagt: Zwei von drei Gästebetten in der Oberlausitz blieben 2016 leer – rein statistisch gesehen.

Fokus auf (Rad-)Wanderer

Um das zu ändern, will die MGO mehr werben, vor allem auf verschiedenen Kanälen im Internet. Mit Kurzfilmen sollen vor allem Aktiv-Urlauber verstärkt angesprochen werden. „Die geballte Vielfalt an Rad- und Wanderwegen in der Region spricht ein breites Publikum an“, hofft MGO-Marketingleiter Tobias Haidan. Mitte April wird eine neue Internetseite für Radwandern in der Oberlausitz freigeschaltet. Im Laufe des Jahres kommt eine neue Broschüre zu den 14 wichtigsten Radtouren durch die Oberlausitz heraus.

Die fünf größten Sportereignisse der Region wollen künftig nicht nur jedes für sich, sondern auch füreinander werben. „Alle kennen sich untereinander, aber bisher arbeitet jeder im Alleingang“, stellte die MGO fest. Jetzt wollen sich die Triathlon-Wettbewerbe O-See-Challenge und Knappenman, der Europamarathon in Görlitz und Zgorzelec sowie die Vielseitigkeits-Wettbewerbe Seenland 100 und Adventure-Race Neiße in Sachen Werbung zusammentun.

Was solche Höhepunkte für die Gästezahlen bedeuten, zeigt sich an Olbersdorf, dem jährlichen Veranstaltungsort der O-See-Challenge im Triathlon. Hier stiegen 2016 die Übernachtungszahlen um 6,5 Prozent gegenüber 2015. Neben dem Naturpark Zittauer Gebirge, an dessen Fuß Olbersdorf liegt, legten auch Bad Muskau, Boxberg und die Stadt Görlitz in der Gunst der Besucher kräftig zu. Während der Landkreis Görlitz das vergangene Jahr mit einem Übernachtungs-Plus von 3,6 Prozent beendete, blieb der Landkreis Bautzen mit einem Minus von 9,2 Prozent deutlich unter Vorjahresniveau. Am besten lief es hier noch im Lausitzer Seenland, allein die Stadt Hoyerswerda legte um 10,8 Prozent bei Übernachtungen zu. Die Stadt Bautzen verbuchte immerhin noch ein Plus um 1,9 Prozent. Dagegen stürzten andere Orte regelrecht ab, zum Beispiel Großröhrsdorf. Die Stadt verlor 2016 im Vorjahresvergleich 16,9 Prozent Übernachtungsgäste. „Dafür haben wir noch keine Erklärung“, sinniert Franke.

Sachsenweite Stagnation

Die Tourismusbranche in ganz Sachsen hat sich noch nicht vom „Pegida-Effekt“ und dem Imageschaden nach fremdenfeindlichen Überfällen erholt. Zwar übernachteten im vergangenen Jahr 7,49 Millionen Gäste in Hotels, Pensionen oder Ferienanlagen mit mehr als zehn Betten. Das ist ein leichter Anstieg der Gästezahlen um 1,2 Prozent bei gegenüber dem Vorjahr fast unveränderten Übernachtungszahlen. Die Gesamtzahl lag bei 18,75 Millionen Übernachtungen. Doch das bedeutet, das Tourismusgeschäft wächst nicht, es stagniert.

Insbesondere in der Hotellerie, die für zwei von drei Touristen die Betten stellt, lag die Entwicklung nach Angaben des Statistischen Landesamts in Kamenz im Vorjahresvergleich unter dem Durchschnitt. Größere Zuwächse konnten dagegen Ferienunterkünfte und ähnliche Beherbergungsstätten – dazu zählen Jugendherbergen, Hütten, Ferienheime und Ferienwohnungen – verzeichnen. Sie zählten 4,5 Prozent mehr Besucher und 3,1 Prozent mehr Übernachtungen.

Dagegen kämpfen die Hotels in Dresden mit der geringeren Anziehungskraft der Landeshauptstadt – vor allem im Ausland. Die Anzahl der Besucher aus Asien und Amerika, aber auch aus Spanien sind spürbar gesunken in Dresden wie in ganz Sachsen. Die meisten ausländischen Touristen kamen aus den Niederlanden.