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Zwei Schulleiter sagen Tschüss

Aus Niesky verabschiedet sich Winnie Scholz-Kunitz, die nach Görlitz wechselt. Der Kodersdorfer Wolfgang Hornig geht in den Ruhestand.

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© Fotomontage: André Schulze

Von Carla Mattern und Steffen Gerhardt

Niesky. Acht Jahre lang hat Winnie Scholz-Kunitz die Nieskyer Oberschule geleitet. Doch ihre Zeit in Niesky ist vorüber. Ihrem letzten Schultag hier an diesem Freitag folgt am 1. August ein erster Schultag an der Oberschule im Görlitzer Stadtteil Rauschwalde. An dieser Schule hat die 48-Jährige auch schon gearbeitet, auch unter dem Schulleiter, der von dort nach Oderwitz wechselt. Görlitzerin geht an Görlitzer Schule: Das klingt plausibel, ist aber längst nicht so einfach, wie es im ersten Moment scheint. „Jahrelang habe ich mir gar keine Stellenausschreibungen angesehen“, sagt Winnie Scholz-Kunitz. Und zwar deshalb nicht, weil sie keinerlei Ambitionen hatte, wegzugehen.

Im Gegenteil. Sie klingt fast euphorisch, wenn sie von ihren tollen Jahren in der Nieskyer Schule spricht, von ihrem Kollegium, von dem ausgesuchten Schülerklientel. „Wir haben hier Land-Kinder, die verhalten sich anders als mancher Schüler in Dresden-Gorbitz“, sagt sie und erklärt: „97 Prozent aller Schüler in Niesky sind wohlerzogene, willige und hilfsbereite Kinder und Jugendliche.“

Schul-Anbau geht wieder in Betrieb

Als sie in Niesky startete, da lernten 270 Mädchen und Jungen in der Schule, die viele Nieskyer noch immer die „Weiße Schule“ nennen. Im August starten 327 Kinder und Jugendliche ins neue Schuljahr. Die Zahl sagt, dass die Oberschule an der Bahnhofstraße gefragt ist bei Eltern und Kindern. Sie bereitet aber auch Sorgen. Denn beide neue fünfte Klassen sind mit 28 Kindern jeweils rappelvoll. Eine Herausforderung für die Zehnjährigen, ebenso wie für ihre Lehrer. Auch die Situation mit drei Klassen in einer Jahrgangsstufe haben dem Team der Oberschule wie auch den Schülern viel abverlangt.

Genauso wie die Wege zu den Schulräumen im Zentralen Hort an der Ödernitzer Straße, die Bauarbeiten auf dem Schulgelände oder die Probleme mit kritischen Formaldehydwerten im Schulanbau. Noch immer werde regelmäßig gelüftet und auch die Werte kontrolliert. Messungen im Mai bei Hitze und hoher Luftfeuchtigkeit blieben deutlich unter dem Richtwert. Ab dem 7. August geht der Anbau wieder in Betrieb. „Es gibt keinen Grund mehr, ihn nicht zu öffnen“, sagt Winnie Scholz-Kunitz. Vorsichtshalber bleiben aber der Raum im benachbarten Gymnasium und die Räume in der Roten Schule noch für die Oberschule bis zu den Oktoberferien nutzbar. Dann sollen beispielsweise die Maschinen aus dem Nähkabinett umgesetzt werden.

Wenn es in Niesky soweit ist, leitet jemand anderes die Geschicke an der Oberschule. Wer, das stehe noch nicht fest, sagt Winnie Scholz-Kunitz. Sie ist zuversichtlich, dass es auf die Stellenausschreibung auch Bewerber geben wird. „So eine Stelle geht weg“, sagt sie. Und mit Jürgen Richter gibt es an der Schule einen erfahrenen Stellvertreter, der schon einmal über ein Jahr die Schule geführt hat, sagt sie. Sie gehe mit einem lachenden und einem weinenden Auge weg. Tolle Erfahrungen habe sie gemacht, die ihr an der Schule mit 410 Schülern und 30 Lehrern helfen werden. Sie freut sich auf den kurzen Weg zum Arbeitsort, der weniger Zeit dauert und künftig sogar mit dem Rad machbar ist.

Dass das Internet mal wieder schneller ist als die Wirklichkeit, das muss Wolfgang Hornig dieser Tage erfahren. Denn sein Name als Schulleiter ist auf der Seite der Oberschule Kodersdorf schon entfernt worden, obwohl er das bis Ende Juli noch ist. Wer die Schule künftig leiten wird, das weiß Wolfgang Hornig nicht, zumal er dann im Ruhestand ist. Kommissarisch übernimmt Petra Wiedmer den Job. Sie ist die stellvertretende Schulleiterin.

Wolfgang Hornig will es so recht noch nicht glauben, dass er kein Lehrer und Schulleiter mehr ist. 2004 kam er nach Kodersdorf, nachdem Schulen in Weißwasser aufgelöst und die Klassen zusammengelegt wurden. Seine Einrichtung war die 1. Mittelschule in der Glasmacherstadt, wo er 1990 demokratisch von der Schulkonferenz zum Schuldirektor ernannt wurde. „Im Lehramt bin ich seit 42 Jahren und unterrichte Geografie, Mathematik und eine Zeit lang Astronomie“, sagt Hornig. Dass Astronomie aus dem Lehrplan genommen wurde, bedauert er noch heute. Er hat es gern unterrichtet.

In Kodersdorf 2004 angekommen, dauerte es nicht lange, bis die Schule grundlegend saniert wurde. „Wir sind da mit 15 Klassen in die Schöpstaler Schule gezogen und die Zehner haben dort ihre Prüfungen abgelegt“, erinnert sich der Schulleiter. Der Rückzug in den Sommerferien 2005 war für ihn wie ein neuer Einzug. Ein Jahr später kam die neue Turnhalle dazu. „Hervorragende Bedingungen für Schüler und Lehrer“, sagte er damals. Diesen Satz stimmt Hornig heute noch zu. Auch, weil Bürgermeister René Schöne sich sehr für die Schule im Ort einsetzt, weil sie ihm wichtig ist. Hornig nennt ebenso den CVJM und das Rathaus in Rothenburg. Beide sorgen mit dem Schulclub für viele Aktivitäten und tragen damit zur Attraktivität der Oberschule bei. Messbar an der bleibenden Schülerzahl von rund 320. „Für das neue Schuljahr werden wir erstmals keine Kinder an andere Schulen schicken müssen“, betont Hornig. Denn in den Vorjahren überstiegen die Anmeldungen die Platzkapazität der zweizügigen Oberschule. „Wir schicken keinen Schüler gern weg. Aber in eine Klasse gehen nun mal höchstens 28 Schüler“, so der 64-Jährige. Sein Leitungsstil war geprägt von Toleranz üben und die Schule von Ideologien freihalten. Für ihn ist die Schule ein Ort des Lernens. Das will er künftig als Dozent den Seiteneinsteigern in den Lehrerberuf vermitteln. Denn auch als Rentner lässt ihn die Schule nicht los.