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Zwei Schulen, ein Haus

Die Demitzer Steinmetzschule verbindet Tradition und Modernes. Zu erleben beim Tag der offenen Tür am Sonnabend.

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© Steffen Unger

Von Ingolf Reinsch

Demitz-Thumitz. Beruf Steinmetz. Junge Leute, die sich dafür entscheiden, bekommen in Demitz-Thumitz nicht nur das theoretische Rüstzeug mit auf den Weg, sondern auch ein gehöriges Maß an Berufsstolz. Den Wert der eigenen Arbeit dem beruflichen Nachwuchs bewusst zu machen, ist Uwe Steglich, Fachleiter an der Sächsischen Steinmetzschule, und seinen Kollegen wichtig. „Es hebt das Selbstwertgefühl, wenn man weiß, dass das, was man tut, Jahrzehnte, mitunter auch Jahrhunderte überdauert“, sagt der 48-Jährige.

Seit 1996 ist der Rothnaußlitzer Lehrer an der Steinmetzschule, seit 2004 Fachleiter der zum Beruflichen Schulzentrum für Wirtschaft und Technik Bautzen gehörenden Einrichtung. Uwe Steglich ist, wie einige seiner Kollegen, nicht nur Berufsschullehrer, sondern auch Gastmitglied der Steinmetzinnung Dresden – für ihn unverzichtbar. Zum einen wegen des Kontaktes zu den Betrieben. Zum anderen wegen der Möglichkeit, sich fachlich weiterzubilden. „In der Innung können wir uns aus erster Hand über die aktuelle Entwicklung in der Branche informieren“, sagt er.

Die Demitzer Steinmetzschule besteht in diesem Jahr 110 Jahre. Tradition wird gelebt. Vom Dorfrundgang zum Ausbildungsstart für die Lehrlinge des ersten Jahres, wo sie auf der Granitdorfroute sehen, was Steinmetz-Generationen vor ihnen geschaffen haben, bis hin zum Gesellschlagen mit der feierlichen Zeugnisübergabe nach den drei Lehrjahren, das alljährlich auf Schloss Augustburg bei Chemnitz stattfindet. Dann singen die Steinmetzen das Rochlitzer Zunftlied aus dem Jahr 1462. An ihrer Berufsschule haben sie es zuvor zumindest einmal gehört.

Keine interaktiven Tafeln

Tradition trifft dort auf Modernes. Ein zeitgemäßes Informatikkabinett gehört ebenso zur Ausstattung der Schule wie PC und Beamer in jedem Unterrichtszimmer. Auf interaktive Tafeln verzichte man bislang bewusst, sagt Uwe Steglich. Ausbildungsinhalte, wie Zeichnen und Gestalten von Ornamenten und Schriftzeichen, lassen sich an einer traditionellen Kreidetafel noch immer besser vermitteln. Hinzu kommen für die praktische Ausbildung Maschinen, wie etwa fürs CNC-Fräsen, die das Handwerk ergänzen und zunehmend auch in der Steinverarbeitung genutzt werden. „Wer die Ausbildung packt, kann später als Steinmetz gutes Geld verdienen“, sagt Uwe Steglich.

In Demitz werden die angehenden Steinmetzen aus vier Bundesländern ausgebildet: Sachsen, Brandenburg, Sachen-Anhalt und Thüringen. Rund 100 Lehrlinge gibt es in den drei Ausbildungsjahren, die abwechselnd an der Demitzer Berufsschule und in ihren Betrieben sind. Hinzu kommen im laufenden Lehrjahr 14 Meisterschüler. Die überschaubare Zahl von Lehrlingen ist von Vorteil. „Wir stehen dadurch im direkten Kontakt mit den Ausbildungsbetrieben, können Dinge auf kurzem Wege klären“, sagt Uwe Steglich.

Bewerbungen für Fachoberschule
Seit dem Schuljahr 2002/03 gehört eine Fachoberschule Gestaltung zur Sächsischen Steinmetzschule. Jeweils 20 Schüler, in der Mehrzahl junge Frauen, erwerben in der elften und zwölften Klasse die Fachhochschulreife. Für das kommende Schuljahr kann man sich bis zum 31. März in Demitz-Thumitz bewerben. Gut ein Drittel der Ausbildung erfolgt im künstlerischen Bereich. Weitere Fächer sind Deutsch-Literatur, eine Fremdsprache, Gemeinschaftskunde/Geschichte, Sozialkunde, Mathematik, eine Naturwissenschaft, Religion/Ethik, Informatik und Sport. Arbeiten von Demitzer Fachoberschülerinnen werden zurzeit im Amtsgericht Zittau ausgestellt.

Die Fachoberschule Gestaltung ist einer der Schwerpunkte beim Tag der offenen Tür an der Steinmetzschule am Sonnabend dieser Woche. Besucher können Schülerarbeiten sehen, mit Schülerinnen und Lehrern sprechen, sich in den Kabinetten, auf dem Außengelände der Steinmetzschule und im benachbarten Gästehaus der Einrichtung umschauen. Darüber hinaus gibt es besondere Einblicke. Unter einem Mikroskop können die Besucher die Struktur von Steinen und Mineralien bis ins kleinste Detail bewundern.

Auch im Demitzer Ortsbild ist die Steinmetzschule an mehreren Stellen präsent. Schüler und Lehrlinge gestalteten zum Beispiel das aufgeschlagene Buch vor der Kirche. Sie berechneten die Sonnenuhr auf dem Platz vor der Grundschule und setzten die Pallustrade vor dem Steinarbeiterdenkmal vor ihrer Schule instand.

Tag der offenen Tür in der Steinmetzschule Demitz, August-Bebel-Straße 17: 3. Februar von 9 bis 12 Uhr

www.steinmetzschule.de