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Zwei Schieböcke im Kreisverkehr

Zwei Unternehmen stiften der Stadt das Kunstwerk. Ein Hingucker, der zur Diskussion anregen kann.

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© Steffen Unger

Von Ingolf Reinsch

Bischofswerda. Man könnte meinen, zwei Schieböcke machen Handstand. Die ungewöhnliche Optik will vor allem eins: im Kreisverkehr wahrgenommen werden. Würden die Schieböcke wie gewohnt in der Waagerechten stehen, würden sie Autofahrer wohl kaum sehen. So entschied sich Olaf Finke, Konstrukteur im Bischofswerdaer Metallbauunternehmen Max Aicher, die stadttypischen einrädrigen Karren hochkant zu stellen. Stadtrat Hans-Jürgen Stöber (Die Linke) kann dem viel abgewinnen: „Man stellt eine Schubkarre ja auch hochkant ab, wenn man eine Arbeit beendet hat“, sagte er am Rande der Einweihung des Kunstwerkes am Mittwochnachmittag. Und er schob sogleich hinterher: „Die Skulptur gefällt mir.“

Die Schöpfer des Kunstwerkes (von links): Kunstschmiedemeister Steffen Aurin, der Chef des Bischofswerdaer Aicher-Werkes Ulf Mildner, dessen Vorgänger Klaus-Jürgen Kramer und Konstrukteur Olaf Finke.
Die Schöpfer des Kunstwerkes (von links): Kunstschmiedemeister Steffen Aurin, der Chef des Bischofswerdaer Aicher-Werkes Ulf Mildner, dessen Vorgänger Klaus-Jürgen Kramer und Konstrukteur Olaf Finke. © Steffen Unger

Die rund vier Meter hohe Stahlskulptur, in nur einem halben Jahr von mehreren Partnern realisiert, ist unbestritten ein Hingucker auf Bischofswerdas erstem Kreisverkehr an der Neustädter Straße. Es scheint, als würde das vergoldete Stadtwappen über den beiden grauen Schieböcken schweben. Gehalten wird es von drei Millimeter starken Stahlseilen. Oberbürgermeister Holm Große (parteilos) sieht die Verbindung von Schieböcken und Stadtwappen so: „Zwei Schieböcke tragen die Historie und weisen in die Zukunft.“ Und das nicht nur wegen des Kreisverkehrs an einer exponierten Stelle. Die neue Skulptur befindet sich auf der Hauptverbindungsstraße von Innen- und Südstadt so ziemlich in der Mitte.

High-Tech trifft Handwerk
Bischofswerdas erster Doppel-Schiebock ist ein Gemeinschaftswerk der Max Aicher GmbH, der Kunstschmiede Aurin und der Stadt. Konstruiert und gebaut wurden die Schieböcke im Unternehmen Max Aicher mit hochmoderner Technologie: am Computer entworfen sowie mit Laser- und Impulsschweißtechnik produziert. Auch die Sterne im Stadtwappen wurden in der Firma Aicher gelasert. Beschichtet wurden die Schieböcke mit grauem Eisenglimmer – Symbol für den Stahl- und Metallbau des Unternehmens, das gleich in der Nachbarschaft seinen Sitz hat.

Die Kunstschmiede Aurin aus Schönbrunn stieß zu Beginn dieses Jahres zu diesem Projekt hinzu. Sie kümmerte sich vor allem um die künstlerische Gestaltung und fertigte das Stadtwappen an. Nicht nur bei der Kreisel-Gestaltung arbeiten beide Bischofswerdaer Firmen zusammen, sagte Steffen Aurin, Inhaber der Kunstschmiede. „Wir lassen seit Jahren viel in der Firma Aicher arbeiten und übernehmen in Stoßzeiten auch Aufträge von diesem Unternehmen“, sagte er. Beide, der Industrie- und der Handwerksbetrieb, legten viel Herzblut in die Konstruktion. Steffen Aurin und sein Team investierten 61 Arbeitsstunden in das Projekt. Für die Firma Aicher sind es bereits die Schieböcke Nummer 2 und 3, die sie produzieren. Der erste Aicher-Schiebock, der rund sieben Meter lang ist, steht rund 200 Meter vom Kreisverkehr entfernt an der Zufahrt zum Gewerbepark des Unternehmens. Schon als der im vergangenen Jahr beim Festumzug zur 790 Jahr Feier von Bischofswerda mitfuhr, sagte mancher, das wäre der richtige Schmuck für den neuen Kreisverkehr.

Dass das Kunstprojekt für die Verkehrsanlage in so kurzer Zeit gestemmt werden konnte, spricht für Oberbürgermeister Holm Große „für die Kleinstadt im positiven Sinne“. Man kennt sich, man spricht miteinander, sagte er. Beide Unternehmen stiften die Schiebock-Skulptur der Stadt Bischofswerda. Der Kreisverkehr werde dadurch aufgewertet, so Holm Große.

Der Unternehmer Max Aicher, der für die Übergabe am Donnerstag aus Freilassing in Bayern nach Bischofswerda gekommen ist, kündigte an, dass sich sein Unternehmen weiterhin in der Stadt engagieren werde – durch Investitionen und, wenn sich die Möglichkeit bietet, auch wieder im Stadtbild. Bischofswerda sei der einzige ostdeutsche Standort der Firmengruppe, der dort einen guten Ruf genieße. „In unseren anderen Betrieben nimmt man gern die Leistungen des Bischofswerdaer Werkes in Anspruch“, sagte Max Aicher.

Sitzbänke werden aufgestellt
Ziel der Stadt und von Ehrenamtlichen ist es, den Schiebock als Alleinstellungsmerkmal stärker als bisher zu einem Bischofswerdaer Markenzeichen zu machen. Dafür soll die Schubkarre im Stadtbild noch präsenter und erlebbarer werden. Dafür gab es im vergangenen Jahr einen Wettbewerb, für den rund 20 Arbeiten eingereicht wurden. Der ist abgeschlossen. Doch am Ziel, weitere Schieböcke in den unterschiedlichsten Formen, in Bischofswerda aufzustellen, halte man fest, sagte Andreas Mikus, einer der Bischofswerdaer, die sich ehrenamtlich für dieses Anliegen engagieren. Ein Vorschlag der Gruppe, der außer Andreas Mikus auch Tierparkleiterin Silvia Berger, Unternehmer Harald Jürgens und Helga Escher, Lehrerin im Ruhestand, angehören: Statt eines Wettbewerbes könnte man künftig jährlich einen neu hinzugekommenen Schiebock prämieren.

Der Platz am Kreisverkehr soll in den nächsten Tagen noch weiter aufgewertet werden. Zunächst zwei von ursprünglich vier geplanten Steinbänken, die bis zu dessen Umbau auf dem Altmarkt standen und seit Jahren im Bauhof eingelagert sind, werden aufgestellt. Bauhof-Mitarbeiter bepflanzten am Mittwoch den Kreisverkehr mit blau blühendem Lavendel und gelb blühenden Fünffingersträuchern. Blau-Gelb (Gold) – das sind Bischofswerdas Stadtfarben. Mehr Schiebock auf so wenigen Quadratmetern geht nicht.