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Zwei Monate kein Talsperren-Wasser

Das Wasserwerk Coschütz wird saniert. Die Drewag baut aber auch andernorts zwischen Klingenberg und Dresden.

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© SZ/Peter Hilbert

Von Peter Hilbert und Stephan Klingbeil

Dresden/Klingenberg. Dresdens größtes Wasserwerk ist in die Jahre gekommen. Die Coschützer Anlage wurde während des Zweiten Weltkrieges gebaut und war im August 1946 in Betrieb genommen worden. Noch immer bereiten die Drewag-Spezialisten hier täglich bis zu 120 000 Kubikmeter Trinkwasser auf, das durch ein Stollen- und Rohrleitungssystem aus der Talsperre Klingenberg kommt. Seit Kurzem fließt jedoch kein Talsperrenwasser mehr ins Dresdner Netz. Für zwei Monate ist die Anlage außer Betrieb.

Durch so ein großes Rohr fließt das Wasser künftig unterm Hof des Coschützer Wasserwerks in die Filterhalle. Die Hofleitungen werden derzeit erneuert.
Durch so ein großes Rohr fließt das Wasser künftig unterm Hof des Coschützer Wasserwerks in die Filterhalle. Die Hofleitungen werden derzeit erneuert. © SZ/Peter Hilbert

Zwischen der Talsperre und dem Wasserwerk in Coschütz laufen aktuell mehr als 20 kleinere und größere Baumaßnahmen, erklärt Drewag-Sprecherin Gerlind Ostmann – der Großteil davon aber auf Dresdner Terrain. Diese Zeit nutzt die Drewag, um sowohl die Leitung von der Talsperre Klingenberg nach Coschütz als auch Anlagen in dem Dresdner Werk zu sanieren. Schließlich wollen die Stadtwerke die Versorgungssicherheit weiter erhöhen.

Künftig sollen bis zu 140 000 Kubikmeter Trinkwasser täglich in Coschütz aufbereitet werden können. Die Versorgung während der jetzigen Arbeiten übernehmen die Wasserwerke Hosterwitz und Tolkewitz. Dort werden Grundwasser und Uferfiltrat der Elbe aufbereitet. „Davon werden unsere Kunden nichts merken“, versichert die Sprecherin. Das Trinkwasser aus allen drei Werken entspreche sämtlichen Qualitätskriterien der Trinkwasserverordnung. Das Wasser aus den Talsperren Klingenberg und Lehnmühle sei beim Härtegrad lediglich etwas weicher.

Der baubedingte Lieferstopp an die Drewag wirke sich laut Landestalsperrenverwaltung nicht auf die Qualität des Rohwassers aus der Talsperre aus, das man an die Versorger verkauft. Ostmann zufolge hätten die derzeitigen Bauarbeiten auch für die Drewag-Kunden keine Auswirkungen.

Dasselbe hört man von der Wasserversorgung Weißeritzgruppe – im Bereich des ehemaligen Weißeritzkreises von Freital bis nach Schmiedeberg. „Unsere rund 96 000 Kunden werden über andere separate Leitungen mit Trinkwasser versorgt“, erklärt deren Geschäftsführer Frank Kukuczka. Anders als bei der Drewag, die das Rohwasser erst in Coschütz bearbeitet, bereite die Weißeritzgruppe das Wasser bereits an der Talsperre Klingenberg auf. Dieses Reinwasser wird von dort aus weitergeleitet. Drei Leitungen führen das Trinkwasser in Richtung Dippoldiswalde, nach Klingenberg und über Höckendorf nach Freital.

Größere Bauvorhaben plane die Weißeritzgruppe derzeit nicht, sagt Kukuczka. Anders die Drewag Netz: Seit der Wiedervereinigung investiert das Unternehmen Millionensummen in die Instandhaltung und Erneuerung des Rohrsystems. Auch Anlagen wie die sogenannten Energievernichter in Tharandt – so geschehen in diesem Jahr – erhielten eine Frischekur.

Energievernichter kommen zum Einsatz, wenn es irgendwo hakt oder das System lahmgelegt wird. Dann etwa, wenn gebaut wird – oder im Havariefall. Fallen zum Beispiel die Turbinen aus, die die Energie der Wasserkraft in Ökostrom umwandeln, nehmen sie den hinunterfließenden Massen die Wucht. Die Anlagen mit den großen Rohren sind Teil des Wassersystems, das die Talsperren Lehnmühle und Klingenberg im Osterzgebirge mit dem Wasserwerk Coschütz verbindet. Sie werden benötigt, wenn sich Wasser staut und die Strömung zu stark oder zu turbulent ist – und daher womöglich Schäden anrichtet.

Drei Millionen Euro investiert

Mit ihren Bauarbeiten ist die Drewag aber noch nicht fertig. In den kommenden Wochen soll die abschnittsweise Sanierung des etwa 3,2 Kilometer langen Stollns, der die Kraftwerke Dorfhain und Tharandt verbindet, fortgesetzt werden. Auch an der Dorfhainer Wasserwerkstraße wird ein Teilstück erneuert. „Bis Anfang Dezember sollten die Arbeiten fertig sein“, so Projektleiterin Dorothea Jäger von der Drewag.

Fast 2 900 Kubikmeter Wasser rauschen pro Stunde hinab durch die Verbindungsstolln, passiert das Kraftwerk in Tharandt, ehe es über Freital-Coßmannsdorf nach Coschütz fließt. Mit diesen Massen könnte man 29 000 Badewannen füllen – pro Stunde. So viel Wasser kauft die Drewag Netz der Landestalsperrenverwaltung ab, die die von der Wilden Weißeritz gespeisten Talsperren betreiben. Sollte mehr benötigt werden, wird mehr Wasser abgegeben.

Ab 5. Dezember soll auch Coschütz wieder mit Rohwasser aus der Talsperre Klingenberg versorgt werden. Im Wasserwerk werden allein in diesem Jahr rund drei Millionen Euro investiert. Komplett erneuert ist die Filterspülwasser-Behandlungsanlage, erklärt Drewag-Projektleiter Lars Kaulfuß. Ihr Vorgänger war veraltet. Die großen Wasserfilter müssen regelmäßig gespült werden. „Dieses Spülwasser muss gereinigt werden“, sagt der Fachmann. Letztlich werden feine Schlammpartikel zurückgehalten und entsorgt. So kann das Wasser weiter genutzt werden. In diesem März wurde die neue Anlage in Betrieb genommen. Seitdem funktioniere sie hervorragend.

Komplett erneuert werden die beiden, 160 Meter langen Stränge der Hofleitung. Sie sind jetzt mit 1,20 Metern Durchmesser größer als die alten Rohre. Die Leitung beginnt am Flockulator-Gebäude, wo dem Talsperrenwasser zuerst Aktivkohle zugegeben wird, um Geruchs- und Geschmacksstoffe zu entfernen. Sie führt zur nächsten Station, der Filterhalle.

Dort startete außerdem ein Modellprojekt. Der Betontrog eines der 70 Jahre alten Filter ist nun komplett entleert worden. „Jetzt wird das Material untersucht“, sagt Kaulfuß. Geprüft wird, wie der Filter saniert werden kann. Dafür gibt es mehrere Varianten. Wenn die Drewag sich für eine Lösung entschieden hat, sollen alle Filterbecken ab 2018 saniert werden. Kaulfuß leitet die Arbeiten seit Ende 2015.

Er freut sich, wie gut die Bauleute dieses Jahr vorangekommen sind. „Der Teufel steckt aber immer wieder im Detail“, verweist er auf die vielen kleinen Dinge, die zu lösen sind. Im Wasserwerk drängt die Zeit besonders. Denn die Fristen, in denen die Anlagen außer Betrieb genommen werden können, sind knapp bemessen. Schließlich müsse die Drewag eine stabile Wasserversorgung der Dresdner sichern.