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Zwei Leuchttürme

Im Modellvorhaben Großschönau 2030 geht es nicht nur um das Wiederbeleben von Bahnhofgebäude und Webschule.

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© Rafael Sampedro

Von Holger Gutte

Die Wiederbelebung des Großschönauer Bahnhofs spielt im Zukunftsprozess Großschönau 2030 eine wichtige Rolle. Das ist auch jetzt zum Abschluss des Modellvorhabens, das noch unter dem sperrigen Namen „Potenziale von Kleinstädten in peripheren Lagen“ begann, deutlich geworden. Mittlerweile hat sich bei den Bürgern in der Gemeinde dafür der Begriff „Großschönau 2030“ eingeprägt. Die acht teilnehmenden Orte des Modellvorhabens hatten sich jetzt zu einem Erfahrungsaustausch in Waltersdorf getroffen. Großschönau wurde in dem schon zwei Jahre andauernden Prozess ein gutes Zeugnis ausgestellt. Das bestätigte Ines Senftleben von der Leipziger Projektagentur „planart4“, die das Modellvorhaben von Anfang an mit begleitete. Sie lobte das große Interesse der Einwohner am Zukunftsprojekt und auch, dass sich Jugendliche daran beteiligen. Dabei zeigte sich, dass deren Interessen sich besser im Bahnhofsgebäude umsetzen lassen, als in der alten Webschule, für die ebenfalls nach Nutzungsmöglichkeiten gesucht wird. Beide Gebäude bezeichnet sie als kleine „Leuchtturmprojekte“ in der Gemeinde.

Die Webschule könnte dagegen vielleicht mal eine textile Kreativwerkstatt werden.
Die Webschule könnte dagegen vielleicht mal eine textile Kreativwerkstatt werden. © Rafael Sampedro

Als nächste Schritte wären für das Bahnhofsgebäude aber erst einmal dessen Sicherung und eine Machbarkeitsstudie notwendig, um Fördermittel beantragen zu können. Ideen für eine Nutzung gibt es bereits. Das Bahnhofsgebäude könnte einen Jugendclub und ein Hostel für Lehrlingswohnungen beherbergen. Zudem wäre noch Platz für ein Internetcafé und einen Aufenthaltsort für die Fahrgäste. Und auch eine E-Bike-Ladestation und eine Fahrradausleihe sieht die Projekt-Idee vor.

Für das Leuchtturmprojekt alte Webschule will sich Großschönau Anregungen in Österreich holen, um die Einrichtung zu einer textilen Kreativwerkstatt umwandeln zu können. Im österreichischen Weberdorf Haslach gibt es so eine Einrichtung.

Handlungsfelder für den Zukunftsprozess Großschönau 2030 gibt es viele. Mit den Themenbereichen Jugend und Bildung, Textildorf, Wohnen und Daseinsfürsorge, Wirtschaft, Tourismus und Kultur sowie Mobilität und Infrastruktur wurden sechs Handlungsfelder herausgearbeitet.

Das Textildorf will für sich und den Standort stärker werben und das Internetangebot ausbauen. Zudem soll das Beratungsangebot des Ortes und anderer Einrichtungen des Landkreises und der Kammern besser vernetzt werden.

Bei der öffentlichen Vorstellung des Handlungskonzeptes berichteten mehrere Gemeinderäte, dass sie das Projekt anfangs für sehr theoretisch hielten, im Laufe der Zeit aber angenehm überrascht wurden. Es wurde über Maßnahmen gesprochen, die den Ort voranbringen. Dazu zählt weit mehr, als das Wiederbeleben von Bahnhof und Webschule. Behandelt wurden beispielsweise auch ein Wohngebiet der Generationen, der Aufbau einer Häusle-Börse, um leerstehende Häuser an bauwillige Familien zu vermitteln und weitere Eigenheimstandorte zu erschließen.

„Es ist in den zwei Jahren schon einiges passiert“, sagte Ines Senftleben. In Großschönau gibt es jetzt einen „Jugendtreff“. Der Unternehmerstammtisch stellt sich breiter auf und hat mit dem Betriebs-Jechn gezeigt, wie vielfältig das Handwerk im Ort ist. Es gab einen Umgebindehaus-Work-Shop und vieles mehr. Mit Bürgermeister Frank Peuker (SPD ) ist sie sich einig, dass es wichtig ist, die Bürger weiterhin mit in den Zukunftsprozess mit einzubeziehen. Und vielleicht dauert es mit dem Umsetzen der Ideen für das Bahnhofsgebäude gar nicht so lange. Auf die Frage eines Einwohners nach dem Zeitplan dafür meinte der Bürgermeister, dass es sich nicht nahtlos an den Ausbau der Übergangsstelle von Bus und Bahn anschließen wird, aber möglichst zeitnah anschließen könnte.