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Zwei Kliniken kämpfen gegen Blutvergiftung

Ute Hinz hat eine schwere Sepsis überlebt. Patienten wie sie sollen künftig schneller und besser in ihr Leben zurückkehren können.

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© Marion Doering

Von Nadja Laske

Dresden/Kreischa. Grippostad kommt Ute Hinz nicht mehr ins Haus. Mit dem Medikament hat sie sich gut gefühlt und ihre Grippe wochenlang verschleppt. Das war im Oktober 2016. Anfang Mai 2017 durfte die heute 51-Jährige die Rehabilitationsklinik Bavaria Kreischa verlassen und endlich nach Hause zu ihrer Familie. Dazwischen lag ein langer Kampf um das Leben der agilen Frau, die mit einer schweren Sepsis ins Uniklinikum gekommen war.

Als lehrbuchartig bezeichnet Professor Michael Albrecht, medizinischer Vorstand der Dresdner Uniklinik, den Verlauf der lebensbedrohlichen Blutvergiftung. Wie in gut der Hälfte aller Fälle war eine entzündliche Infektion in Ute Hinz‘‚ Körper die Ursache. „Etwa 60 Prozent der Sepsispatienten haben die Infektion außerhalb des Krankenhauses erworben“, bestätigt Professor Thea Koch, Direktorin der Klinik für Anästhesiologie und Intensivtherapie. Lunge, Harnwege, Bauchraum, überall dort können sich gefährliche Entzündungen bilden. Auch Wunden durch Verletzungen sind solche Herde. In 40 Prozent der Sepsisfälle entsteht der akute Zustand innerhalb der Klinik infolge einer Erkrankung, die dort ohnehin behandelt wird. „Etwa 30 Prozent aller Sepsispatienten versterben“, so Albrecht.

Die Überlebenden stehen nun im besonderen Fokus einer Kooperation, die das Universitätsklinikum und die Bavaria-Klinik eingegangen sind. Künftig sollen mehr Betroffene die Krankheit nicht nur überleben, sondern danach möglichst kein Pflegefall sein oder dauerhaft Dialysebehandlung brauchen. Dafür arbeiten die Kliniken enger zusammen als bisher. „Eine solche Behandlung durchläuft viele Phasen, deren Schnittstellen wir verbessern werden“, sagt Bavaria-Geschäftsführer Rudolf Presl. Künftig kommen Patienten schneller von der Intensivstation zur Rehakur. Auch innerhalb der Rehabilitationsphase soll es eine bessere Vernetzung und Dokumentation geben, um wiederholt erhobene Krankengeschichten und damit Zeit- und Kraftverlust im Sinne des Patienten zu vermeiden, kündigt Rehabilitationsexperte Dr. Ulf Bodechtel an.

Als Ute Hinz nach überstandener Sepsis in Kreischa den Weg zurück ins Leben begann, saß sie anfangs im Rollstuhl, konnte kaum sprechen und nur schwer atmen. Auch das Schreiben musste sie neu lernen. Inzwischen arbeitet die Kundenberaterin eines Kabelnetzbetreibers wieder. Allerdings verkürzt – nicht, weil sie nicht mehr schafft, sondern weil sie das Leben zu sehr liebt.