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Zwei Junge Männer und die Malter

Die Talsperre ist ein Anglergewässser. Aber heißt das auch, dass man jeden Fisch aus dem Wasser ziehen sollte?

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© Egbert Kamprath

Von Nane Krüger, Egbert Kamprath und Mandy Schaks

Einmal einen ganz großen Fang machen, davon träumt wohl jeder Angler. Marcel Heider und Matthias Kurtze ist das gelungen: Sie zogen einen 1,55 Meter langen und 34 Kilo schweren Wels aus der Malter – und entfachten damit eine hitzige Debatte.

Aber von Anfang an: In der Nacht zum 16. August wurden die beiden Dönschtener gegen drei Uhr vom Angelalarm aus ihrem Zelt geholt. Sie liefen zum Boot und merkten sofort, dass da etwas Großes dran war. Es folgte ein vierstündiger Kampf mit einem Prachtexemplar von Wels, der sich nach Kräften wehrte und das Boot mit den Anglern mehrere Kilometer über die Talsperre zog, bis er entkräftet aufgab. Da entdeckten sie erst, was für einen Brocken sie da am Haken hatten. Glaubt man der Infotafel am Ufer, handelt es sich wohl um den größten Fisch, der bis jetzt aus der Malter gezogen wurde. Der bisherige Rekord lag bei 1,44 Metern und 24 Kilogramm.

Nachdem das Abenteuer der beiden Angler in der SZ berichtet wurde, meldeten sich aufgeregte Leser, wie zum Beispiel Harald Fuchs, der Mitglied im Tauchsportclub Malter ist, und den Wels von seinen Tauchgängen kennt. „Anglerglück ist das eine“, sagt er. „Wer so einen Fang gemacht hat, kann sich darüber auch freuen und ein Foto davon machen.“ Warum der Fisch aber in der Pfanne landen musste, ist ihm unverständlich, obgleich ihm durchaus bewusst ist, dass die Malter-Talsperre auch ein Anglergewässer ist. Fuchs erwartet mehr Vernunft. „Man kann gern an der Malter angeln“, sagt er, „aber man sollte Respekt vor den Tieren haben.“

Auch, weil der Wels ein besonderer und seltener Fisch sei und Jahre brauche, um sich zu entwickeln. Oft wird er als kleiner Wal des Süßwassers bezeichnet. Diese Prachtexemplare können – je nach Lebensraum – bis zu drei Meter lang und 150 Kilo schwer werden und ein Alter von 80 Jahren erreichen. Der gefangene Wels wurde auf rund 15 Jahre geschätzt und hätte noch so manches Jahrzehnt vor sich gehabt.

Für Harald Fuchs ist das ein Jammer, vor allem, weil Kreisläufe zerstört werden, bevor sie sich entwickeln können. Es gibt an der Malter verschiedene Bemühungen, die Bestände nicht zu gefährden und den Fischen die Laichablage zu ermöglichen. Dafür wird sogar Reisig auf dem Grund befestigt. Und dann das! Fuchs empfindet es als Rückschlag. „Kann man den Wels, wenn man ihn gefangen hat, nicht wieder ins Wasser lassen?“, fragt er. Für ihn steht fest: Einen Wels erst stundenlang zu stellen und dann zu verspeisen, das macht man nicht.

Trophäenangeln ist verboten

Anders sehen das Maik Bartnik und Nicole Flechsig aus dem Vorstand des Anglervereins „Osterzgebirge Dippoldiswalde“: Sie machen darauf aufmerksam, dass Angler nach den Bestimmungen des Sächsischen Fischereigesetzes auch zur Hege des Gewässers verpflichtet sind. Und dazu gehöre nun einmal auch der Fischfang in einem gesetzlich festgelegten Rahmen.

Außerdem sei das von Harald Fuchs gewünschte „sich über den Fang freuen, ein Foto machen und wieder zurücksetzen“ sogenanntes Trophäenangeln und nicht zulässig, da der Fisch bereits stark geschwächt war und die waidgerechte Tötung und Verwendung als Lebensmittel der einzig richtige Weg gewesen sei.