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Zwei fürs schöne Wohnen

Kundennähe ist für Andrea und Peter Kern wichtig. Auch deswegen zieht ihr Raumausstatter Scheunig nach Putzkau.

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© Steffen Unger

Von Ingolf Reinsch

Putzkau. Karlheinz und Regina Scheunig richten sich neu ein. Vor wenigen Tagen zogen sie von Bischofswerda nach Neukirch um. In der dortigen Lindensiedlung wurden sie von ihren Nachbarn bereits erwartet. „Wir wohnten schon früher in der AWG in Neukirch und ziehen jetzt zurück zur Genossenschaft, nur nicht mehr in dieselbe Wohnung. Die ist belegt. Wir haben in Neukirch noch viele Freunde und Bekannte“, sagt Karlheinz Scheunig. Früher – das ist für ihn und seine Frau die Zeit vor 1992. In jenem Jahr kauften die Eheleute ein Wohn- und Geschäftshaus an der Dresdner Straße in Bischofswerda, richteten im Geschäft ihren Raumausstatter ein und zogen selbst in eine der Wohnungen darüber. Den Familienbetrieb gibt es aber schon seit 1988. Damals übernahmen Karlheinz und Regina Scheunig die Polsterei von Herbert Ulbrich an der Kirchstraße. Karlheinz Scheunig, jetzt 74 Jahre alt, hatte bei Meister Ulbrich bereits gelernt.

Im Jahr 2005 übergaben sie den Betrieb an ihre Tochter Andrea Kern. Sie führt ihn gemeinsam mit ihrem Mann Peter Kern. Sie ist Raumausstatterin, er Tischlermeister. Beruflich ergänzen sie sich perfekt. Von Nachteil ist jedoch, dass sich das Geschäft in Bischofswerda und die Tischlerei in Putzkau befinden. Damit verbinden sich nicht nur zusätzliche Wege. Zwei Geschäfte binden Kräfte. „Es muss immer einer im Laden sein, um die Kunden zu bedienen“, sagt Andrea Kern. Trotz bereits veränderter Öffnungszeiten ein Kraftakt für einen Vier-Mann-Betrieb, zu dem noch Näherin Simone Gottstein und Tochter Linda als Raumausstatterin gehören, die zurzeit eine Babypause einlegt. „Wir leben nicht vom Verkauf. Die meiste Zeit sind wir bei unseren Kunden, um sie zu beraten und vor Ort zu arbeiten“, sagt die Firmeninhaberin. Kundennähe gehört für sie und ihren Mann zur Berufsehre. „Unser Anspruch ist es, individuell zu arbeiten und nicht nach Standard, wie ihn jeder hat“, sagt Andrea Kern.

Um dafür bessere Bedingungen zu schaffen, entschied die Familie, beide Teile des Betriebes im kommenden Jahr in Putzkau zusammenzuführen, obwohl das Geschäft in Bischofswerda erst im vergangenen Jahr nach einem Wasserschaden modernisiert worden war. Bis Ende nächsten Jahres soll an die Putzkauer Tischlerwerkstatt angebaut werden. Geschäft, Näherei und Polsterei werden dann von Bischofswerda in den Nachbarort verlegt. Zweimal 160 Quadratmeter Gewerbefläche auf zwei Etagen bieten auch neue Möglichkeiten. Das Kurzwarensortiment könnte erweitert, eine Annahmestelle für eine chemische Reinigung möglicherweise neu ins Geschäft integriert werden, stellt Andrea Kern in Aussicht.

Handwerker aus Leidenschaft

Der neue Standort, nur wenige Meter von der Bundesstraße 98 entfernt und direkt an der Straße nach Neustadt gelegen, muss kein Nachteil sein. Andrea und Peter Kern sehen darin eine Chance, einen kleinen Ort wie Putzkau geschäftlich zu beleben. Bereits im Jahr 2008 hatte Peter Kern seine Tischlerwerkstatt von Neukirch in den Nachbarort verlegt, baute dort neu. „Es hat nicht mal ein Jahr gedauert und meine Auftragsbücher waren wieder voll“, sagt er. Das gibt beiden Zuversicht für den jetzt geplanten Schritt.

Der Tischlermeister und seine Frau sind Handwerker aus Leidenschaft. „Unsere Arbeit macht uns Spaß. Das merken auch unsere Kunden“, sagt Andrea Kern. Allerdings sollten es in Zukunft nicht mehr, wie oft in der Vergangenheit, 60, 70 Arbeitsstunden in der Woche sein. Der Entscheidung für einen Standort liegt auch der Wunsch zugrunde, künftig etwas weniger zu arbeiten, ohne deswegen weniger zu leisten. Gewonnene Zeit für die Familie, die Eltern, die Kinder, die Lebensqualität.

Hinzu kommen drei Grundstücke, deren Unterhalt Geld kostet und deren Erhalt und Pflege viel Arbeit macht. Andrea und Peter Kern, ebenfalls wie die Scheunigs Neukircher, besitzen ein Eigenheim in der Oberlandgemeinde. Hinzu kommen das Grundstück rund um die Tischlerei in Putzkau und das Wohn- und Geschäftshaus in Bischofswerda, hinter dem sich einer der größten Gärten in der Innenstadt befindet. Ein Kleinod inmitten der Stadt. Vor allem Karlheinz Scheunig pflegte ihn bisher.

Haus aufwendig saniert

Das Haus der Familie, in deren Obergeschoss sich momentan die Schneiderei des Raumausstatters und zwei Wohnungen befinden, wurde in den vergangenen Jahren aufwendig saniert. Ehrensache für Tischlermeister Peter Kern, die Haustür und vieles andere selbst zu bauen. Jetzt will es die Familie verkaufen. Der Auftrag an eine Immobilienmaklerin wurde schon vergeben. Der Raumausstatter möchte gern das Geschäft noch bis Ende 2017 nutzen, würde bei einem Verkauf bis dahin gern als Mieter bleiben. „Das würde dem Käufer bereits eine Einnahme sichern“, sagt Peter Kern. Die Familie will, sie muss nicht verkaufen. Das Haus ist schuldenfrei. Vom Verkaufserlös möchten sie den Anbau in Putzkau finanzieren – so der Plan. „Eigentlich möchten wir nicht noch einmal einen Kredit aufnehmen“, sagt Andrea Kern.

Altmeister Karlheinz Scheunig findet die Entscheidung seiner Kinder richtig. „Drei Objekte kosten nun mal viel Geld“, sagt er. Andrea und Peter Kern fühlen sich nicht nur dem Firmengründer verpflichtet. Ihnen liegt auch am Herzen, das Handwerk zu erhalten. Tochter Linda lernte im elterlichen Betrieb, Sohn Tony begann jetzt die Lehre bei einem Bautzener Tischlermeister. Ob eins ihrer Kinder oder vielleicht auch beide den Betrieb später mal in dritter Generation führen werden, ist offen. Andrea und Peter Kern sehen diese Frage ganz entspannt. „Es ist ihre eigene Entscheidung. Wir drängen sie zu nichts“, sagt Peter Kern.

www.scheunig.de