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Zwangsräumung für Zirkus

Ohne Skandale geht es auch auf den Seiten der Rödertal-SZ nicht ab. Auch schon gleich nach dem Start der neuen Ausgabe.

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© Archiv

Von Jens Fritzsche

Radeberg. Radeberg als zirkusverrückte Stadt zu bezeichnen, wäre vielleicht ein bisschen zu dick aufgetragen. Dennoch, die Zirkusse machen während ihrer Tourneen durchaus gern hier Station. Das ging dabei nicht immer klaglos über die Bühne, wie ein Aufreger zeigt, mit dem sich die Rödertal-SZ im Oktober 1997 befassen musste.

Der „Zirkus A“ hatte sein Zelt und seine kleine Wagenstadt auf der Kramerwiese neben der Pestalozzi-Schule aufgebaut. Aber auch als das Gastspiel – das vom 8. bis zum 12. Oktober lief – schon lange vorbei war, standen die Wagen noch da. Auch die Tiere grasten noch neben der Schule. Anwohner beklagten die schlimmen hygienischen Zustände auf dem Areal, aber auch mehrmalige Aufforderungen, endlich weiterzureisen, halfen nichts. Der Zirkus reagierte einfach nicht. Also blieb den Verantwortlichen im Radeberger Rathaus letztlich keine andere Wahl, als mit der Polizei, dem Kreistierarzt und dem Stadtwirtschaftshof anzurücken, die Wagen abzutransportieren und die Tiere vorübergehend in Obhut eines ortsansässigen Landwirts zu geben. „Wir haben einfach keine andere Wahl, die Zustände auf dem Gelände sind nicht mehr haltbar“, so Radebergs Stadtoberhaupt Gerhard Lemm damals auf Nachfrage der SZ. Der Zirkusdirektor reagierte daraufhin dann doch. Er sei plötzlich schwer krank geworden und habe sich in einem Krankenhaus behandeln lassen müssen. An eine Weiterfahrt sei deshalb nicht zu denken, so der Zirkusmann. Beim Verwaltungsgericht versuchte er zudem per einstweiliger Verfügung Bleiberecht zu erwirken. Ohne Erfolg. Und so hatte Radeberg seinen ersten Zirkus-Skandal. Mittlerweile haben die Zirkusse ihren Platz auf der Wiese an der Schillerstraße – und Skandale sind seither weitgehend ausgeblieben.