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Zuzug für Mücka

Seniorenwohnungen für 40 Bewohner entstehen. Auch für einen Arzt und einen warmen Swimmingpool ist Platz.

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© André Schulze

Von Sabine Ohlenbusch

Mücka. Am Bahnhof tut sich was. Der alte Wohnblock, der seit einiger Zeit nicht mehr sehr hübsch ausgesehen hat, verändert sich fast täglich. Zum Beispiel ist am ersten Eingang von außen zu sehen, dass einige Fenster vergrößert werden. Balkone sollen den neuen Bewohnern das Leben schöner machen. Allerdings darf es keine Stufe zwischen Küche und Balkontür geben: Der gesamte Block wird zu einem großen Projekt für betreutes Wohnen. Hier sollen Menschen leben, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind, also Senioren.

Zu den Balkons könnte ein weiterer großer Luxus kommen: Ein Swimmingpool unter freiem Himmel ist ein Traum, der wahr werden kann. Beheizt werden soll er durch die Abwärme des Blockheizkraftwerks, das für Strom und Heizung sorgt. Zwei Männer stehen hinter dem gesamten Konzept, die in Mücka wohlbekannt sind: Peter Schroll und Rudolf Klee. Peter Schroll aus Traunstein in Bayern hat den Block im vergangenen Jahr ersteigert. Er hat sofort die Vision gehabt, in dem Gebäude betreutes Wohnen anzusiedeln. Und er will das Schwimmbecken nicht zur Privatsache erklären: „Ich will es nicht einzäunen. Der Pool soll in einer offenen Anlage entstehen, damit Leben hierherkommt.“ Die Bewohner seines Projekts sollen sich nicht isolieren, sondern mit Mücka in Kontakt kommen oder bleiben.

Doch so ein großes Projekt kann nicht ein Mensch für sich umsetzen. „Es ist mir klar gewesen, dass ich das nicht alleine machen kann“, erzählt Peter Schroll. In einer weiteren seiner Immobilien weiß er von einem ganz besonderen Mieter, der perfekt dafür ist, den Plan mit umzusetzen. Sein Name ist Rudolf Klee und die Mückaer kennen ihn vor allem als Heilpraktiker, der zu seinen Patienten kommt. Er hat in seinem Leben viel erlebt. Zum Beispiel hat er eine alte Dame gepflegt, die ihr Erbe eigentlich Albert Schweitzer vermachen wollte, um dessen Spital in Afrika zu unterstützen. Aber dieser lehnt das Erbe in einem persönlichen Brief ab, da ihr Vermögen in Deutschland auch vielen Menschen zugutekommen könne. Als die Frau stirbt, gibt sie alles an Rudolf Klee weiter. Mit ihrem Vermögen baut er in Bayern selbst eine Einrichtung in ihrem Sinne auf: betreutes Wohnen. Er gibt dem Haus den Namen Kaysersberg, nach dem Geburtsort Albert Schweitzers im Elsass – und als Erinnerung an den Wunsch der alten Dame.

Im Jahr 2005 beschließt Rudolf Klee, in die Lausitz umzuziehen und seine Zukunft noch einmal neu anzugehen. Als Helfer beim Hochwasser 2002 hat er sich in die weite Landschaft verliebt. Er stellt sich auf ein ruhiges Leben als Heilpraktiker ein. Aber die neue Herausforderung hat ihn genau wie Peter Schroll gepackt: „Wir steigern uns richtig in das Projekt hinein“, schwärmt Peter Schroll. Und Rudolf Klee ergänzt: „Wir harmonieren und sind in den wichtigen Dingen einer Meinung.“

So leitet Rudolf Klee den Ausbau, der bald rund 40 Mietern ein neues Zuhause geben soll. Es soll wieder Haus Kaysersberg heißen, in Erinnerung an sein mittlerweile aufgelöstes Wohnprojekt in Bayern. „Mir ist wichtig, dass der Umzug hierher nicht als Ende der Selbstständigkeit für die Menschen wahrgenommen wird“, sagt Rudolf Klee, „sondern als Neuanfang.“ Und mit denen kennt er sich ja aus. Großes Gewicht legt er auch darauf, ein Zeichen gegen die Einsamkeit zu setzen. Deshalb sind die Wohnungen Am Bahnhof Nummer 128 a bis d zunächst als Wohngemeinschaften konzipiert. Auf rund 70 Quadratmetern können zwei Menschen zusammenwohnen, haben eigene Waschbecken in ihren Zimmern und jeder eine eigene Toilette im Bad. Wer mehr Platz braucht, kann natürlich auch alleine in eine Wohnung ziehen.

Die größte Zielgruppe sind ältere Personen, die ein wenig Unterstützung benötigen. Aber auch jüngere Menschen mit körperlicher oder geistiger Behinderung sollen hier eine neue Wohnung finden. In der Pflege werden Peter Schroll und Rudolf Klee eng mit Barbara Standke zusammenarbeiten. „Die beiden haben mich vor anderthalb Jahren angesprochen und ich habe eingewilligt, die Pflege zu sichern“, erzählt die Inhaberin des Pflegedienstes in Mücka. „Für uns sind die geringen Anfahrtswege günstig.“ Außerdem sollen rund vier weitere Kräfte die Betreuung der Bewohner übernehmen.

Für die Verpflegung soll es ein Casino geben, einen Gemeinschaftsraum mit warmem Büffet. Das Cateringteam lässt den Bewohnern die Wahl, was und wie viel sie essen möchten. „Wie im Urlaub“, kommentiert Rudolf Klee. Auf der anderen Seite des Hausflurs werden das Pflegebüro und seine Praxisräume sein. Denn die Hausbesuche erübrigen sich, wenn seine Patienten ab Juni im selben Haus wohnen. Im ersten Obergeschoss ist geplant, eine Allgemeinarztpraxis unterzubringen.