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Neue Haltestellen reichen nicht

Die Linie 328 hält seit Dezember im Gewerbegebiet. Zwei Betriebe zahlen Mitarbeitern die Tickets. Trotzdem ist die Nachfrage überschaubar. Nicht ohne Grund.

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© Arvid Müller

Von Sven Görner

Radeburg. Drei Stopps für die Busse, die aus Dresden nach Radeburg fahren, und aus Platzgründen nur zwei in der Gegenrichtung gibt es seit dem Fahrplanwechsel Mitte Dezember letzten Jahres im Gewerbegebiet Radeburg-Süd.

Immer wieder hatten die Stadtverwaltung und Verantwortliche von dort ansässigen Firmen in den zurückliegenden Jahren den Wunsch geäußert, dass die Linienbusse des ÖPNV nicht nur außerhalb halten, sondern es auch im Gebiet für die Beschäftigten Möglichkeiten zum Ein- und Ausstieg gibt. Entsprechend groß war die Freude, dass für die Linie 328 diese zusätzlichen Haltestellen eingerichtet wurden.

Die Verantwortlichen der Firmen Schenker und Dachser wollten es indes nicht dem Zufall überlassen, dass möglichst viele ihrer Mitarbeiter das neue Angebot nutzen und auf den Bus umsteigen. So wurden die zusätzlichen Busstopps in den Unternehmen nicht nur groß publiziert, sondern Mitarbeiter und Fahrer von Subunternehmen konnten das Busfahren sogar zwei Monate lang kostenlos testen. Das Geld für die Tickets wurde übernommen.

Eine gute Idee, um für volle Busse zu sorgen. Doch hat sie auch funktioniert? Jörg Schilling, Betriebsleiter der Radeburger Schenker-Niederlassung, rechnet bisher mit etwa einem halben Dutzend Umsteiger auf den Bus. „Dazu kommen noch einige Mitarbeiter, die auch schon vorher die Linie 328 genutzt haben, jetzt aber einen kürzeren Fußweg haben.“

Das neue Angebot probiert hätten noch ein paar Leute mehr. „Aber es dauert sicher einige Zeit, bis es noch stärker genutzt wird. Denn alle, die hier arbeiten, haben ja schon eine Lösung gefunden, wie sie herkommen“, ergänzt der Betriebsleiter. Wenn im November das neue Logistikzentrum in Betrieb geht, in dem mehr als 30 neue Arbeitsplätze entstehen, steigt möglicherweise auch die Zahl der Busfahrer. Bessere Chancen erhofft sich Jörg Schilling mit den Busstopps im Gewerbegebiet auch für die Gewinnung von Azubis.

Allerdings kämen nur 30 bis 40 Prozent der Mitarbeiter aus Richtung Dresden. „Daher gibt es den Wunsch, dass künftig auch weitere Buslinien durchs Gewerbegebiet fahren.

Ein ganz anderes Problem spricht dagegen Bernd Häger an. Laut dem Prokuristen und Niederlassungsleiter von Dachser in Radeburg nutze nicht einmal eine Handvoll der 200 Mitarbeiter und der 200 Fahrer das Busangebot. „Bei uns wird ab 2 Uhr gearbeitet. Weitere Mitarbeiter beginnen um vier. Für sie ist Busfahren keine Option.“ Denn der erste Bus startet in Dresden um 5.01 Uhr an der Haltestele Ammon-/Budapester Straße. Und auch die Mitarbeiter, die bis 22 Uhr arbeiten, können nicht Busfahren. Wochentags startet der letzte 17.50 Uhr in der Zille-Stadt. „Bei Schenker und Lidl wird das sicher ähnlich sein“, sagt der Logistikfachmann.

Er würde sich daher Busfahrzeiten wünschen, die an den Bedarf der Betrieb im Gewerbegebiet angepasst sind. „Bei Globalfoundries fahren kleine Busse die ganze Nacht über.“ Bernd Häger schlägt vor, dass sich dafür die Unternehmen im Gewerbegebiet, der Landkreis und der Verkehrsverbund mal gemeinsam an einen Tisch setzen sollten.

Die SZ telefonierte daraufhin am Montag mit Rolf Baum, dem Geschäftsführer der Verkehrsgesellschaft Meißen, die seit Kurzem die Linie 328 betreibt. Er trifft sich am heutigen Dienstag mit dem zuständigen Dezernenten des Landkreises, Andreas Herr. Dabei, so Rolf Baum, wolle er die Sache mit ansprechen.