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Zurück zu alter Pracht

Die St. Jakobus Kathedrale in Görlitz ist fertig saniert. Es war ein Kraftakt. Zwischendurch gab es manche Schwierigkeit.

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© nikolaischmidt.de

Von Daniela Pfeiffer

Görlitz. Sanierung? Sieht doch alles gut aus. Thomas Backhaus erinnert sich noch genau daran, als die Gemeinde der St. Jakobus Kathedrale von den Bauvorhaben erfuhr. Da war schon Skepsis. Doch nicht ein einziges Mal in den vergangenen drei Baujahren mussten die 2000 Katholiken, die der Gemeinde angehören, auf ihren Gottesdienst verzichten. Das war eine Bedingung.

Baufortschritte an der Kathedrale

Juni 2013: Schon drei Monate nach dem Start der Bauarbeiten ist das Seitenschiff der Kirche eingerüstet und das Dach aufgerissen.
Juni 2013: Schon drei Monate nach dem Start der Bauarbeiten ist das Seitenschiff der Kirche eingerüstet und das Dach aufgerissen.
August 2014: Es ist tüchtig vorangegangen. So sind bereits die wiederhergestellten Zwerchhäuser auf dem Dach zu sehen, der Glockenturm ist eingerüstet.
August 2014: Es ist tüchtig vorangegangen. So sind bereits die wiederhergestellten Zwerchhäuser auf dem Dach zu sehen, der Glockenturm ist eingerüstet.
Mai 2015: Nur am Seitenflügel wird noch gearbeitet. Der Turm hat seine Seitenkrönchen wieder. Das Dach ist nahezu komplett.
Mai 2015: Nur am Seitenflügel wird noch gearbeitet. Der Turm hat seine Seitenkrönchen wieder. Das Dach ist nahezu komplett.

Dass sie eingehalten wurde, verkündete Thomas Backhaus, in der Bistumsverwaltung für die kirchlichen Bauten zuständig, jetzt feierlich. Die Bistumsverwaltung hat Bilanz gezogen. Ein jahrelanges Projekt ist damit zu Ende gegangen. Schon vor 15 Jahren gab es Ideen, die Kathedrale zu sanieren. Denn auch wenn es Laien nicht sahen: Da war doch erheblich mehr zu tun als angenommen. Zum einen hatte der Krieg dem 1900 geweihten Bauwerk arg zugesetzt. Just am vorletzten Kriegstag traf ein Geschoss den Glockenturm und spaltete ihn fast. Die Umweltschäden aus DDR-Zeiten setzen dem Gebäude weiter zu. Die schwefelsaure Luft, die Salzbelastung, der Rauch, der vom Bahnhof herübergezogen kam, all das griff die Ziegel an.

Deshalb wurden Dach und Fassade komplett erneuert. Ganze 100000 Ziegel wurden auf dem Dach einzeln verlegt, hält Architektin und Bauleiterin Doris Kohla fest. Zwischendurch ging die Dachdeckerfirma pleite, es kam zu einer zweimonatigen Unterbrechung, die Arbeiten mussten neu ausgeschrieben werden. Größere und kleinere Schwierigkeiten gab es immer wieder. Jede Woche hat sich Doris Kohla bei der Bauberatung mit allen Beteiligten getroffen, um zu besprechen, wie die nächsten Schritte sind. Im Nachhinein sagt sie, dass es eine schöne Aufgabe war. Vor allem die „schöne ästhetische Dachkonstruktion“ zu erhalten und wiederherzustellen, habe ihr Freude gemacht. Jetzt hat die Kathedrale wieder die stadtbildprägenden Zwerchhäuschen auf dem Dach, die zugleich Regenwasser besser ableiten sollen und durch die auch Schnee in kleineren Mengen vom Dach rutschen kann. Die bunten Ziegel-Rosetten, die rund um die Uhr zu sehen sind, präsentierte Frau Kohla noch mal extra, weil sie sie für so gelungen hält.

Neben dem Dach waren auch die Kirchenfenster, Fassaden- und Pfeilermauerwerk und die Ecktürme Sanierungsschwerpunkte. Der Görlitzer Denkmalschützer Peter Mitsching ist begeistert, „von dem, was hier geleistet wurde“. Das sagt er vor allem mit Blick auf die neun Gewerke, die mitgearbeitet haben. „Da hat man nie ein ‚geht nicht‘ gehört. Ich wünschte, alle Baustellen würden so laufen.“

Ganz besonders froh und stolz aber ist der Bauherr des Ganzen: Dompropst Hubertus Zomack, der bischöflicher Beauftragter für die Sanierung war. „Wir haben nicht bloß viel Glück gehabt, sondern auch Gottes Segen“, sagte er. Seine Aufgabe war es, die Finanzierung abzusichern. Was nicht einfach war, aber beispielhaft gelungen ist. Die veranschlagten 3,3 Millionen sind fast auf den Euro genau eingehalten worden. 2,3 Millionen kamen aus den Töpfen der Städtebauförderung, 630000 Euro vom Bonifatiuswerk Paderborn, der Rest waren Spenden von der Pfarrei, dem Bistum und dem Bischöflichen Ordinariat Görlitz.

Insgesamt allerdings wurden in den vergangenen drei Jahren sogar 4,5 Millionen Euro verbaut. Denn womit vorher keiner gerechnet hatte: Der Glockenstuhl erwies sich als baufällig. Für 141 000 Euro wurde eine vollkommen neue Konstruktion aus Holz eingebaut, ausschließlich über Spenden finanziert. Zudem bekam die Kirche noch Außenbeleuchtung und einen Fahrstuhl für den barrierefreien Zugang. „Wenn man schon mal dabei ist, machen wir es richtig“, so Zomacks Worte dazu. „Ich bin froh, dass wir das alles so gemacht haben, die Finanzlage wird nicht besser.“

Zum Vormerken: Am 8. Mai, um 10 Uhr gibt es einen Festgottesdienst zur Fertigstellung der Sanierung, und anschließend ein Fest vor der Kathedrale.