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Zurück nach Königsbrück

Petra Nowak war fast sechs Jahre Wahl-Harthaerin. Sie hat Spuren in der Froschstadt hinterlassen, die auch junge Leute begeistern.

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© Dietmar Thomas

Von Sylvia Jentzsch

Hartha. Sie hat auf Individualität gesetzt und dafür viele junge und neue Mieter gewonnen. Nun baut sie an ihren eigenen vier Wänden – Petra Nowak (63), ehemaliger Vorstand der Ersten Wohnungsgenossenschaft Hartha (EWG) und seit dem Sommer Assistentin des Vorstandes der Wohnungsgenossenschaft Fortschritt (WGF) in Döbeln. Jetzt ist sie im Ruhestand.

Was die Frau, die aus Gräfenhain, einem Ortsteil von Königsbrück, in den fast sechs Jahren, in denen sie in Hartha wirkte, geschaffen hat, kann sich sehen lassen. Das zumindest meinen Bürgermeister Ronald Kunze (parteilos) und die Vorstände der WGF Stefan Viehrig und Bernd Wetzig.

Aus einer Wohnungsgenossenschaft, die mit 24 Prozent einen hohen Leerstand sowie eine Finanzierung durch einen amerikanischen Hedgefonds hatte und die Wohnungen mit hohen Nebenkosten anbieten musste, wurde eine attraktive Partnerin für die WGF. Es gibt keinen Leerstand mehr, die Finanzierung wurde abgelöst und auch die Nebenkosten für die Heizung wurden zu 83 Prozent gesenkt. Möglich war das, weil die teuren Verträge ausliefen und der Vorstand das Gas dann bestellte, als es günstig war.

„Gemeinsam mit dem Aufsichtsrat haben wir die richtigen Entscheidungen getroffen und damit die Voraussetzungen für eine Fusion mit der WGF geschaffen sowie die Unternehmensnachfolge klären können“, so Petra Nowak.

Sie hat sich mit einem Brief bei den Genossenschaftsmitgliedern und Bewohnern verabschiedet. „ Als ich anfing, gab es einen relativ hohen Instandhaltungsstau. Und auch jetzt gibt es noch viel zu tun. Deshalb müssen weiterhin Prioritären gesetzt und Schritt für Schritt die Vorhaben umgesetzt werden“, so Nowak. Sie geht davon aus, dass es noch zehn bis 15 Jahre dauert, bis alle Häuser saniert sind. „Es geht auch um die Miete. Hier müssen wir mit Fingerspitzengefühl arbeiten und die finanzielle Belastung mit den Mietern absprechen. Komfort kostet Geld“, so Stefan Viehrig.

Petra Nowak ist es gelungen, auf die Wünsche der potenziellen Mieter einzugehen, sodass auch viele jüngere Leute nicht nur den Weg als Mieter zur Genossenschaft fanden, sondern sich auch in die Gemeinschaft einbringen wollen. Der ehemalige Vorstand der EWG spricht von einem Generationswechsel.

„Es ist ein gutes Gefühl die Ziele, die ich mir für meine Arbeit gesetzt habe, erreicht zu haben und zu wissen, dass die Mieter der Genossenschaft bei der WGF gut aufgehoben sind“, sagte Petra Nowak.

Wochenendehe in Kauf genommen

Die Frau aus Königsbrück, die aus der Wohnungswirtschaft stammt und etwas Neues suchte, hatte sich vor sechs Jahren auf die Stelle in Hartha beworben. Seit Anfang des Jahres 2012 nahm sie eine Wochenendehe in Kauf, um von Montag bis Freitag Ansprechpartner für die Genossenschaftler und Wohnungssuchenden zu sein. „Ich hatte Büro und Wohnung im Haus. Da kamen die Mieter auch außerhalb der offiziellen Sprechstunden“, sagte Nowak. Sie habe mit voller Kraft für die Genossenschaft gearbeitet.

Am Anfang musste sie sich einarbeiten, die Gebäude kennenlernen und sich auch Dinge aneignen, für die sie zuvor Mitarbeiter hatte. Neben zwei Hausmeistern war sie die einzige Mitarbeiterin der EWG und hatte alles auf dem Tisch – die Planung, die Technik, die Buchhaltung und das Kaufmännische. Handwerker mussten gefunden, die Finanzierung von Projekten geklärt und auf die Sorgen und Wünsche der Genossenschaftler eingegangen werden.

Um einen Ausgleich zu haben, ging die heute 63-Jährige oft am Abend in Hartha spazieren. „Am schönsten finde ich den Marktplatz und die Kirche. Wenn alles beleuchtet ist, sieht es sehr idyllisch aus“, so Petra Nowak. Überhaupt sei Hartha ein schöner Ort zum Wohnen, ohne großen Rummel. „Ich liebe es eher ruhig.“

Für Fusion Gas gegeben

Als spannendste Zeit als ehemaliger Vorstand bezeichnet Petra Nowak, die Vorbereitung der Fusion. „Ich bin im September vergangenen Jahres auf die beiden Vorstände der WGF mit meinem Anliegen zugegangen. Damals habe ich nicht gewusst, dass für die Vorbereitung und Umsetzung einer Verschmelzung von zwei Genossenschaften mindestens zwei Jahre benötigt werden“, sagte Nowak.

So viel Zeit hatte sie nicht mehr, da ihr Ruhestand ab Mitte Oktober geplant war. „Da haben wir alle Gas gegeben“, so die Königsbrückerin. Ihr Ruhestand wird kein richtiger. „Seit einigen Monaten wohnen wir so gut wie auf der Baustelle. Jetzt muss das Wohnzimmer vorgerichtet werden“, sagte die 63-Jährige. Außerdem sind sie und ihr Mann begeisterte Wanderer. Sie gehörten zu den Organisatoren des sechsten Sächsischen Wandertages und setzten sich für die Zertifizierung von einem der drei Wanderwege rund um den Keulenberg, dem Hausberg von Gräfenhain, ein.

„Der Weg würde dann in das Wanderportal ‚Wunderbares Deutschland‘ aufgenommen und könnte das Interesse am Keulenberg und der Region sehr steigern. In Sachsen gibt es nur drei oder vier dieser zertifizierten Wanderwege“, sagte Petra Nowak. Sie belegt schon seit einiger Zeit einen Lehrgang, um ihren Trainer-C-Schein zu erwerben. Dann kann sie als Wanderführer agieren. „Ich denke, vor Weihnachten habe ich die Papiere.“ Das Wandern wolle sie nun noch aktiver betreiben.