Merken

Zurück in die Heimat

Die Region will junge Leute unterstützen, aus dem Westen wieder nach Hause zu kommen. Das Interesse daran ist groß.

Teilen
Folgen
NEU!
© Anne Hübschmann

Von Susanne Plecher

Großenhainer Land. Die Statistik ist nicht neu, wehtut sie trotzdem: Rund vier Millionen Ostdeutsche sind zwischen 1989 und 2010 in die alten Bundesländer, nach Österreich und in die Schweiz abgewandert. Doch jeder, der geht, fehlt. Das Pilotprojekt „Ab in die Wachstumsregion Dresden“ soll dabei helfen, Abwanderer zurückzuholen. In sieben Fällen ist das bislang schon geglückt.

„Wir wollen, dass die Menschen zurück kommen, um die Region zu stärken“, sagt Doreen-Charlotte Hantschke. Sie ist Wirtschaftsreferentin der Stadt Kamenz und Miterfinderin des Projektes. Sie weiß, dass die Sehnsucht nach der alten Heimat bei vielen fast genau so groß ist wie die Überzeugung, nach einer Rückkehr weniger zu verdienen. „Deshalb steht man noch lange nicht finanziell schlechter da“, sagt sie.

Wohnungen, Bauland, Kinderbetreuung, Lebenshaltungskosten sind in den alten Ländern oft viel teurer als in der Region um Dresden. Das Projekt hilft deshalb nicht nur bei der ganz gezielten Suche nach geeigneten Stellen, sondern informiert und unterstützt auch bei der Suche nach Wohnungen oder Baugrundstücken, versorgt Interessierte mit Informationen zu Betreuungsmöglichkeiten für die Kinder oder Freizeitangeboten.

Chance auf qualifiziertes Fachpersonal

Dabei arbeiten der Landkreis Bautzen, die Städte Kamenz, Radeberg, Pulsnitz, Großröhrsdorf und seit Dezember 2014 Großenhain eng zusammen. Unterstützung findet das Projekt inzwischen von vielen Unternehmen, die eine Chance auf qualifiziertes Fachpersonal oder Führungskräfte wittern, von der Bundesagentur für Arbeit und Handwerks- und Wirtschaftskammern. „Unsere Unternehmen sind dafür offen“, sagt Stefan Wenzel, Wirtschaftsförderer der Stadt Großenhain. Im letzten Jahr hat er viele Geschäftsführer über das Projekt informiert.

Er möchte, dass sie nicht nur die Stellen melden, die sofort besetzt werden sollen, sondern auch jene, die erst in zwei oder drei Jahren frei werden. Denn eine Rückkehr in die Heimat bedeutet nicht weniger, als den Lebensmittelpunkt zu verlegen. Und das ist ein Prozess, der durchschnittlich ein bis anderthalb Jahre dauert, so Doreen-Charlotte Hantschke. Bislang haben sich rund 200 Personen für das Angebot interessiert, 60 aktive Bewerber sind derzeit im Pool. Das sind 60 Einzelpersonen oder Familien, die definitiv zurückkehren möchten.

Bewerberpool steigt

Die meisten von ihnen sind gut ausgebildet, unter anderem als Wirtschaftsingenieure, Betriebswirte, Rettungssanitäter, Erzieher und Altenpfleger. Sie werden intensiv vom Projektmanagement mit Informationen versorgt. „Wir kümmern uns um die Leute“, verspricht Manuel Saring. Kümmern heißt dabei zunächst, eine Bewerbungsmappe anfordern und gezielt nach geeigneten Stellen suchen. Später umfasst das Kümmern auch die Themen Wohnen und Kindergarten/ Schule.

Großenhain lässt sich die Teilnahme 2000 Euro pro Jahr kosten. Bislang hat das Rückkehrerprogramm hier noch keine Früchte getragen, aber das soll sich ändern. „Man braucht Geduld, bis so ein Projekt in die Gänge kommt“, weiß Stadtsprecherin Diana Schulze. Das ist jetzt so weit. Stefan Wenzel will die Gespräche mit den Unternehmern intensivieren, damit der Bewerberpool steigt. Außerdem wird geprüft, ob man Weggezogene direkt anschreiben kann, um sie über das Projekt und die Möglichkeiten, die die Region bietet, zu informieren. Die Daten ließen sich nur über das Einwohnermeldeamt beziehen – wenn das datenschutzrechtlich möglich ist. Die Möglichkeit wie eine Messe in Kamenz will Wenzel für Großenhain nun prüfen.