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Zum Steak-Essen in die Villa Weisse

Das traditionsreiche Hotel hat eine neue Gaststätte mit neuen Betreibern. Sie sind in Kamenz keine Unbekannten.

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© René Plaul

Von Frank Oehl

Kamenz. Vor einem Jahr lagen die Bauleute so gut wie in den letzten Zügen. An der traditionsreichen „Villa Weisse“, bis dahin ein Hotel garni (also nur mit Frühstücksangebot), entstand damals ein ganz neuer Gaststätten-Komplex. Ein Kamenzer Bauunternehmer investierte in großem Stil, was sich auch in der hohen Qualität des neuen Hauses zeigte, das sich – Unkenrufen zum Trotz – gut ins Gesamtensemble einfügte.

Eine offizielle Eröffnung der neuen Gaststätte zwischen Post- und Bahnhofsstraße hat es freilich nie gegeben. Darüber wurde hier und da spekuliert, aber nun ist Schluss damit. Am 1. November haben Kamenzer die Betreibung des Hotels mit der Gaststätte komplett übernommen. Sie sind wahrlich keine Unbekannten in der Stadt.

Claudia und Tommy Winter arbeiten hier jetzt Hand in Hand. Der gelernte Koch hatte sich – man erinnert sich – 2002 in der Oststraße selbstständig gemacht, war dann aber einige Zeit später auch aus Platzgründen nach Bautzen gegangen. „Winter‘s Steakhouse“ an der B 6 war und ist seitdem eine gute Adresse für alle Fleischfans weit und breit. Nun müssen die Kamenzer jedenfalls nicht mehr bis in die Kreisstadt düsen. Ein gutes argentinisches Hüftsteak gibt‘s jetzt sozusagen vor der Haustür.

Als Betreiberin fungiert Claudia Winter, die einst mit ihrem Mann aus Freiberg nach Kamenz kam, um in der Statistik zu arbeiten. Seit drei Jahren kümmert sie sich um die Geschäfte des Steakhouses und in der „Villa Weisse“ vor allem auch um den Hotelbetrieb. „Das ist für uns völliges Neuland, aber wir sind sehr optimistisch, dass das Gesamtpaket am Ende aufgeht.“

Das Team spielt sich ein

Die beiden 44-Jährigen sind ein eingespieltes Team, nun aber kommt es darauf an, dass auch das Kollektiv der Villa Weisse, das zum größten Teil übernommen wurde, sich auf die neue Herausforderung einstellt. Tommy Winter ist in der Anfangsphase oft selbst vor Ort und geht in der Küche mit zur Hand. „Die Abläufe haben sich verändert, aber wir arbeiten daran.“ Das erfordert der tägliche Gaststättenbetrieb mit Essen a la carte, den es unterm vorherigen Betreiber nicht gab. „Wir öffnen täglich von 17 bis 22 Uhr und nach Absprache auch zum Mittagstisch.“

Dabei verlagert sich die Bedienung nun konsequent in den großen Raum, der bequem bis zu 80 Leuten Platz bieten kann. Mit hochwertigem Interieur und einer interessanten Gestaltung könnte er sich durchaus zu einem Magneten entwickeln. Besonders gut gelungen ist zum Beispiel eine Trennwand zum Sanitärbereich, die auf der Raumseite historische Ansichten Kamenzer Gaststätten zeigt – gekonnt gestaltet von Anne Hasselbach. Wer wissen will, wie zum Beispiel der berühmte „Winkelkrug“ am Wiesaer Kirchweg einmal ausgesehen hat, dem sei ein Besuch der Villa Weiße unbedingt empfohlen. Aber auch anderes ist zu entdecken. „Besonders gelungen finden wir auch die Außenanlage“, meint Claudia Winter. Derzeit freilich kann sie nicht genutzt werden, aber in den wärmeren Jahreszeiten bietet sie alles, was man für eine Firmen- oder Familienfeier braucht. Bis hin zum regensicheren Unterstand.

Abwechslung in der Innenstadt

Überhaupt hat die jetzige Gaststättengröße viel Potenzial für Kamenzer Verhältnisse. Größere Räume sind bislang Mangelware, Winters aber setzen nun genau auf dieses gute Buchungsargument. „Wir haben schon viele Veranstaltungen geordert, sind aber auch noch offen – sogar in der Vorweihnachtszeit.“ Sie ist traditionell das wichtigste Geschäft auch im Gaststättenwesen. Und auch deshalb suchen Winters dringend Mitarbeiter in allen gastronomischen Bereichen. Wohl wissend, dass dies in Kamenz nicht leicht ist.

Das Engagement der Familie Winter hat durchaus einen tieferen unternehmerischen Ansatz. „Wir bieten etwas Neues in der Stadt, weil wir an die Abwechslung glauben.“ Natürlich seien begeisterte Stammgäste wichtig und gern gesehen, aber die Gastronomie in einer Stadt wachse auch mit den unterschiedlichen Angeboten für jeden Geschmack. Insofern könnte die geschäftliche Rückbesinnung auf Kamenz auch ein Wechsel auf die Zukunft sein: Die Belebung der Innenstadt ist keine Utopie. Sie setzt auf den Kamenzer von heute und morgen, der gern mal ausgeht.