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Zum Medizinstudium nach Ungarn

Christian Damm will Arzt werden. Die Kassenärztliche Vereinigung schickt ihn dafür ins Ausland.

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© Marion Gründler

Von Marion Gründler

Geringswalde. Er macht einen abgeklärten Eindruck. So, als ob das Schlimmste hinter ihm liegt. Christian Damm aus Altgeringswalde studiert im neunten Semester Humanmedizin. Da es aber in Deutschland zu wenige Studienplätze gibt, spult er das Mammutprogramm im rund 900 Kilometer entfernten ungarischen Pécs ab – und zwar über ein Modellprojekt der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsens. Das Studium hatte es in den zurückliegenden drei Semestern, wie er im Gespräch durchblicken lässt, in sich. Pharmakologie stand als eines von zahlreichen großen Fächern auf dem Studienplan. „Damit sind wir durch“, sagt Christian für sich und seinen Geringswalder Studienkollegen Tim Sternberg, der sich 2013 gemeinsam mit ihm an der Universität Pécs eingeschrieben hatte.

Was jetzt auf die beiden Medizinstudenten zukommt, hat starken praktischen Bezug. Denn ab Sommer kommenden Jahres werden die angehenden Allgemeinmediziner häufiger in Deutschland sein. „Für mich heißt das, etliche Stationen wie Chirurgie oder Innere Medizin unter anderem im Klinikum Döbeln zu durchlaufen. Spezielle Fachgebiete wie Psychiatrie werden in Leipzig gelehrt.“ Am Döbelner Klinikum kennt man den Mediziner in spe bereits durch Praktika. Und dort war Damm hautnah dran, etwa bei chirurgischen Operationen oder Untersuchungen des Magen-Darm-Traktes.

Anders als in Deutschland, wo das Praktische Jahr (PJ) in zwei komplexen Teilbereichen und einer Spezialisierungsrichtung obligatorisch ist, verlange das Studium in Pécs praktische Tests auf bis zu acht Gebieten. „Für die Studenten, die in der Wahl ihrer künftigen Spezialisierung noch unsicher sind, hat dieses Prozedere Vorteile“, kommentiert der 23-Jährige die Gangart. Zudem werde durch die strengen Richtlinien das in der Theorie Gelernte unwillkürlich aufgefrischt. „Und das ist spannend, etwa bei speziellen Themen wie Diabetes oder chirurgischen Fußkrankheiten.“

Christian Damm und Tim Sternberg hatten sich für den deutschsprachigen Studiengang an der Medizinischen Fakultät Pécs entschieden. Gleichwohl ist Ungarisch für die beiden Deutschen unabdingbar. Immerhin müssen sie ein Alltagsleben bestreiten. „Außerdem werden unter anderem Gespräche mit Patienten in der geschlossenen psychiatrischen Abteilung in deren Heimatsprache geführt“, erklärt Christian Damm.

Läuft alles wie geplant, werden die beiden Studenten nach der Facharztausbildung in etwa acht Jahren in Geringswalde praktizieren können. Derzeit bestreiten sechs Allgemeinmediziner die Versorgung der Geringswalder. Bis auf eine Ausnahme gehen die Ärzte auf die 60 Jahre zu oder haben diese Schwelle bereits überschritten. „Die entstehenden Lücken werden wir nicht vollständig ausfüllen können“, konstatiert Christian Damm.

Bis Weihnachten warten weitere sieben Prüfungen auf den jungen Altgeringswalder. „Aber es sind nicht mehr die Riesenfachgebiete wie zu Beginn des Studiums“, beruhigt er sich selbst. Dafür würden Tim und er bereits an den Vorbereitungen zur Diplomarbeit feilen. „Wir haben zwar Zeit bis zum Ende des zwölften Semesters. Doch die Dozenten sind in Pécs, wenn wir mehr hier in Deutschland eingesetzt sind.“ Das Hin und Her wolle man möglichst umgehen und eher fertig werden. (FP)