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Zum Frühstück Erbsensuppe

In Niesky ist die Auswahl an Imbissmöglichkeiten vielfältig. Wir stellen einige davon vor. Heute das Ehepaar Leder.

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© Jens Trenkler

Von Steffen Gerhardt

Niesky. Wenn Birgit Leder am Morgen, 7 Uhr, die Klappe ihres Imbisswagens öffnet, stehen nicht selten die ersten Kunden schon davor. „Wer von der Nachtschicht kommt, verlangt etwas Kräftiges, wie Erbsensuppe beispielsweise“, sagt die Geschäftsfrau. Mit ihrem Mann steht sie seit 14 Jahren in ihrem Verkaufswagen im Gewerbegebiet im Süden von Niesky, schräg gegenüber dem Repo-Markt.

Für sie beide heißt das, wenn der Wagen öffnet, müssen die Speisen fertig und heiß sein. Also beginnt der Tag für Leders bereits viel früher. Die Speisen werden frisch zubereitet. Mehrere Bräter dienen dazu, Bratwurst, Bouletten, Pommes und Kartoffelecken zuzubereiten. Denn danach verlangen die Kunden am meisten. „Unsere Curry-Wurst ist dabei der Renner“, sagt Birgit Leder. Warum das so ist, kann die gebürtige Nieskyerin sofort beantworten: „Sie ist mit Liebe zubereitet!“ Die übrigen Angebote von der Bockwurst bis hin zu den Suppen übrigens auch.

Einen Imbiss zu führen, das haben Leders sich zu ihrer Lebensaufgabe gemacht. Gleich nach der Wende, am 15. August 1990, ging es damit los. Zunächst standen sie mit ihrem Wagen am Inselsee bei Kaltwasser. Aber das Geschäft war so wechselhaft wie das Wetter. Also zogen sie einen Monat später in die Stadt Niesky vor die alte Oberschule, die damals in der Görlitzer Straße stand. Sechs Jahre später mieteten sich Leders in das in der Poststraße neu angebaute Grill-Eck ein und setzten die Tradition des einst danebenstehenden „Schiefen Emils“ fort. „Viele Nieskyer freuten sich damals, dass es wieder einen festen Imbiss in der Poststraße gab“, erinnert sich Ralf Leder. Ebenso daran, dass es viel Laufkundschaft gab und Angestellte. Bis zu dem Tag, an dem die gegenüberliegende Freifläche nicht mehr als Parkplatz für die Grill-Eck-Gäste genutzt werden durfte.

„Die Kundschaft blieb aus, und der Imbiss rechnete sich nicht mehr“, sagt Ralf Leder. Ganz aufgeben wollten Leders ihr Gewerbe aber nicht – und suchten sich eine Alternative. Diese bestand aus einem mobilen Verkaufswagen, den Ralf Leder selbst aufbaute. Seitdem stehen sie wieder zu zweit im Hänger: der gelernte Landmaschinenschlosser aus Jänkendorf und die Gaststättenfacharbeiterin. Mehr Personal braucht es nicht. Zumal Leders in den letzten Jahren wieder sesshaft geworden sind – im Gewerbegebiet Süd. Zu Volksfesten oder anderen Veranstaltungen sind sie mit ihrem Imbisswagen nicht mehr unterwegs. Zumal der Wagen an seinem jetzigen Standort wetterfest gemacht wurde, um auch die Kunden vor Wind, Regen und Schnee zu schützen. Auch sicherer, nach den beiden Einbrüchen, die das Ehepaar schon erlebt und angezeigt hat. Einmal waren es sogar Stammkunden, die über Nacht Lebensmittel und die Mikrowelle geklaut hatten und von der Polizei ermittelt wurden. „Das war für uns besonders enttäuschend, von den eigenen Kunden bestohlen zu werden“, sagt Birgit Leder und klopft auf Holz: Seit fünf Jahren ist Ruhe mit Einbrüchen, sagt die 50-Jährige.

Damit können sich beide auf ihre Arbeit konzentrieren: „Mein Mann und ich teilen uns tagsüber die Arbeit auf, nur über die Mittagszeit stehen wir beide im Wagen“, sagt Birgit Leder, die die Chefin ist. Mittag ist die Hochdruckphase, da schaffen vier Hände mehr als zwei. Schließlich muss es schnell gehen, die Leute wollen ihr Essen, die meisten gleich zum Mitnehmen.

Nicht nur fertige Gerichte werden über den Tresen gereicht. Die Leute sind auf den Geschmack gekommen. „Vor allem die Würste sind beliebt“, berichtet Ralf Leder. Denn sie werden nicht nur zur Grillsaison gleich dutzendweise in roher Form gekauft. Das wiederholt sich in der Vorweihnachtszeit. „Wir haben Kunden, die holen sich ihre Weihnachtsbratwurst bei uns und braten sie zu Hause“, so der 52-Jährige.

Gebracht werden die Fleisch- und Wurstwaren frisch am Morgen von einem Zittauer Fleischer. Die Semmeln liefert eine Nieskyer Bäcker an. Und wenn die mal vorzeitig alle sind, gehen Leders nach nebenan an den Backwagen. Denn sie sind nicht die Einzigen im Gewerbegebiet. Links von ihnen steht ein Döner-Wagen, und paar Schritte weiter wird chinesische Kost angeboten. Deshalb bleiben Leders bei ihrem deutschen Imbissangebot – und stabilen Preisen. „Die letzte Preiserhöhung um zehn Cent hatten wir, als die Mehrwertsteuer erhöht wurde“, sagt Ralf Leder. Ob die Preise künftig so bleiben, dafür wollen sich die Betreiber nicht verbürgen. Dagegen sind sie sich sicher, dass sie ihrem Geschäft bis zur Rente nachgehen wollen.