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Zum Abschied von Philipp Domko: Sieg in letzter Sekunde

Der junge Erfolgstrainer verlässt Rietschen in Richtung Görlitz. Er schaffte mit den Stahl-Handballern die beste Platzierung seit 18 Jahren.

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© Rolf Ullmann

Rietschen. Das letzte Saisonspiel der Verbandsliga-Handballer des SSV Stahl Rietschen am Sonnabendabend war noch einmal ein emotionaler Höhepunkt – nicht nur wegen dem 27:26-Sieg in letzter Sekunde gegen den Mitaufsteiger Sportfreunde 01 Dresden, der anders als die Rietschener den Klassenerhalt nicht geschafft hat. Es war auch das Abschiedsspiel für Trainer Philipp Domko, der seinen Heimatverein nach drei Jahren als Trainer in Richtung Görlitz verlässt und in dieser Zeit die Mannschaft umgekrempelt und auf ein neues Niveau gehoben hat. „Natürlich freue ich mich auf die neue Aufgabe als Trainer der Sachsenliga-Mannschaft. Aber natürlich ist beim Abschied aus Rietschen auch eine Menge Wehmut dabei. Ich habe mir das aber lange und genau überlegt, will als Trainer den nächsten Schritt gehen.“ Erst einmal bereiteten ihm Mannschaft und Fans einen tollen Abschied.

Dabei war allen klar, dass das letzte Spiel angesichts der aktuellen Kadersituation auch gegen den bereits feststehenden Absteiger kein Selbstläufer werden würde. Das Hinspiel gegen die Sportfreunde hatte Rietschen nach einer Sieben-Tore-Führung zur Halbzeit mit einem Tor Differenz verloren. Bei einer Niederlage hätte man noch bis auf Platz acht abrutschen können.

Vor gut gefüllten Rängen begann die Partie dann recht holprig für die Hausherren. Vor allem in der Abwehr fehlte dem SSV der Zugriff. Immer wieder gelang es den Gästen, ihren Kreisläufer freizuspielen, der anschließend ohne wirkliche Bedrängnis einnetzen konnte. Somit sah sich der SSV nach gut 18 Spielminuten mit 6:8 im Rückstand. Das Team aus dem Wolfsrevier stellte nun auf eine 6:0-Deckung um und fand mit den Mittelblockern Richard Walter und Patrick Obier besser in die Partie. Aber die anschließenden Ballgewinne führten zu selten zu schnellen Gegenstoßtoren, da sich der SSV mehrmals technische Fehler leistete. Dennoch konnten die Hausherren das Spiel bis zur Pause drehen und gingen mit einer knappen 12:11 Führung in die Kabine.

Die zweite Halbzeit begann denkbar schlecht für die Stahlmänner. Man merkte den Sportfreunden an, dass sie trotz des Abstiegs nicht gewillt waren, kampflos die Punkte abzugeben. Ein 0:3-Lauf brachte die Gäste wieder mit zwei Toren in Front. Über den Kampf gelang es dem SSV, wieder in Führung zu gehen. Beim 22:20 schien das Spiel langsam in die richtige Richtung zu gehen. Doch die Gäste gaben sich zu keinem Zeitpunkt mit der drohenden Niederlage zufrieden. Den Dresdnern gelang nach einer langen Überzahlphase der erneute Ausgleich. Beim 24:24 waren noch 5 Minuten zu spielen. Das Team um Kapitän Richard Walter konnte nun zweimal vorlegen, was jedoch auch zweimal umgehend ausgeglichen wurde. Beim 26:26 waren noch 20 Sekunden auf der Uhr. Der SSV nahm in Ballbesitz seine letzte Auszeit und besprach den letzten Spielzug. In Überzahl konnte Marcus Noack drei Sekunden vor Schluss auf Rechtsaußen freigespielt werden und versenkte den Ball zum viel umjubelten Siegtreffer.

Der Sieg sicherte dem Aufsteiger aus Rietschen nach einer fast ausgeglichenen Bilanz (acht Siege, fünf Unentschieden, neun Niederlagen) den 6. Tabellenplatz– die beste Platzierung des SSV seit 18 Jahren. Dabei war die Mannschaft, die sich personell nur durch Markus Noack und Erik Gähler verstärkt hatte, als Außenseiter in die Saison gestartet. „Ich habe aber daran geglaubt, dass diese Mannschaft in der Verbandsliga mithalten kann. Wenn mir allerdings jemand gesagt hätte, dass mir schon in der Hinrunde mit Pörsel, Kühn und Gähler ein kompletter Rückraum ausfällt und ich in der Rückrunde bis zu sieben Spieler ersetzen muss, hätte ich wohl gezweifelt. Umso erstaunlicher ist dieses Ergebnis für unsere Mannschaft“, resümiert Trainer Philipp Domko, der selbst das eine oder andere Mal als Spieler aushalf. Gezaubert habe er in den vergangenen drei Jahren in Rietschen nicht. Als er damals kam, spielte das Team im Mittelfeld der Ostsachsenliga. Ich wusste aber immer, das Potenzial für mehr da ist. Wir mussten der Mannschaft nur ein moderneres Spielkonzept verpassen, es verinnerlichen und im Bereich Athletik/Fitness zulegen.“ In dieser Verbandsliga-Saison erwies sich – auch zum Erstaunen von Domko – die Abwehr als wesentlicher Erfolgsgarant. „Vor der Saison hatte ich noch meine Zweifel, ob sie in dieser neuen Liga standhalten kann. Am Ende haben wir die drittbeste Abwehr der Liga“, erklärt Domko, der davon überzeugt ist, dass es durch den Trainerwechsel in Rietschen keinen Bruch geben wird. Der neue Mann an der Seitenlinie neben den Co-Trainern Gröscho und Fröhlich ist Erik Gähler, der mit seinen 28 Jahren sogar noch ein Jahr jünger als Domko ist. Gähler hat bei Koweg Görlitz in der Sachsenliga gespielt und ist vor einem Jahr nach Rietschen gewechselt. Eine Verletzung beendete dann die Saison für den Rückraumspieler. Es ist unklar, ob er als Spieler wieder zurückkehren könnte. „So wie er gespielt hat, hat er genau in mein Konzept gepasst und geholfen, es auf dem Parkett umzusetzen. Deshalb habe ich es auch befürwortet, dass er der neue Trainer wird“, sagt Domko, der mit einem Auge sicherlich auch aus Görlitz weiter verfolgen wird, wie sich seine Heimatmannschaft weiterhin schlägt. (SZ)

Für den SSV spielten in dieser Saison: Mertinatsch, Junge, Weiser, Richter; Opitz, Mrosk, Schander, Kühn, Pörsel, Obier, Hänchen, Walter, Holubek, Kühn, Gähler, Noack, Hilke, Kelch, Domko

Trainer: Domko/Gröscho/Fröhlich