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Zukunft der Pension ist ungewiss

Die Herberge Am Bogendreieck ist in der Region bekannt. Doch nach nur vier Jahren sind die Betreiber insolvent.

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© Sebastian Schultz

Von Antje Steglich

Röderau. Kein Anschluss unter dieser Nummer – die Pension Am Bogendreieck in Röderau ist für Gäste nicht mehr erreichbar. Zwar wird unter anderem im Internet noch fleißig geworben, doch ans Telefon geht mittlerweile niemand mehr. Auch nicht an die Tür des ehemaligen Bahnhofsbaus. Dabei hatte sich das Ehepaar Reitz mit dem Kauf der Immobilie vor etwa mehr als vier Jahren einen Traum erfüllen wollen.

Durch Zufall hatte es das leer stehende Haus, in dem einst der Bahnhofsvorsteher wohnte, entdeckt und wollte hier künftig nicht nur selbst wohnen, sondern auch eine eigene Pension betreiben. Im Oktober 2012 wurde Eröffnung gefeiert. Zuvor hatte die Familie nach eigenen Angaben 400 000 Euro in die Immobilie gesteckt und dabei auf einen Kredit und Fördermittel gesetzt. Doch Letzteres blieb aus und brachte das Paar wohl in finanzielle Schwierigkeiten.

Keine Fördermittel

Tatsächlich wurden zwar zwei Förderanträge über die ILE-Förderung gestellt und vom Landratsamt Meißen auch bewilligt, heißt es dazu vom Regionalmanagement des Elbe-Röder-Dreiecks. So sollte mit dem Geld zum einen die Wiedernutzung des Obergeschosses zum Wohnen und zum anderen die Umnutzung des Erdgeschosses zur Pension „Am Bogendreieck“ unterstützt werden. Beide Förderanträge wurden allerdings Anfang 2014 vom Landratsamt Meißen widerrufen, heißt es weiter. Letztlich wurden also überhaupt keine Fördermittel aus dem ILE-Fördertopf ausgezahlt. Die Schuld sah Stefan Reitz damals bei einem Architekturbüro. Zwischenzeitlich sei man deshalb auch zahlungsunfähig gewesen, bestätigte er. Doch die Pension liefe trotzdem gut. Der Unternehmer sprach noch 2015 von einer Auslastung von 90 Prozent. Vor allem Bahn-Enthusiasten und Monteure seien gern in Röderau abgestiegen. Doch schon Anfang 2016 wurden beim Amtsgericht Dresden die Insolvenzverfahren eröffnet. In dieser Zeit schloss wohl auch die Pension – wie es mit der historischen Immobilie weitergeht, ist derzeit unklar.

Das Ehepaar ist für die SZ nicht erreichbar. Und auch die Insolvenzverwalterin, eine Rechtsanwältin aus Dresden, wollte keine Angaben dazu machen, was mit der Pension wird und ob eventuell eine Zwangsversteigerung geplant ist. Die Insolvenzverfahren laufen aber noch.

Gemeinde zählt wenig Pensionen

Vielleicht bekommt das Haus ja nun einen finnischen Besitzer, spekulieren derweil die Nachbarn. Denn schon vor dem Verkauf an Familie Reitz sei ein Interessent und Bahn-Liebhaber aus dem Norden in Röderau gewesen, doch ihm war wohl letztlich der Aufwand für das einst sanierungsbedürftige Gebäude zu groß. Die Lage hätte ihm aber wohl gefallen. Zumal Hotels oder Pensionen in der näheren Umgebung rar sind.

Insgesamt zählt die Gemeinde Zeithain zwar diverse Ferienwohnungen, aber nur ein Hotel in Moritz sowie drei Pensionen in Lorenzkirch, Bobersen und Gohlis. Die seien vor allem für Monteure interessant. Denn die Zahl der Touristen, die nach einer Bleibe in Zeithain suchen, sei gering, sagt Ingrid Vogel von der Riesaer Tourismusinformation. Nachgefragt seien lediglich die Gedenkstätte Ehrenhain sowie der Elberadweg. Das bestätigt auch der Bürgermeister. „Der Rad- und Elbtourismus ist wichtig für uns. Zunehmende Relevanz haben aber auch unsere Gedenkstätten“, so Ralf Hänsel (parteilos). Zudem seien das gesamte Elbe-Röder-Dreieck und die Thematik Zeithainer Lustlager von überregionaler Bedeutung. Anfragen von Touristen erreichen das Rathaus allerdings so gut wie nie. Und eine eigene Tourismus-Information hat die Gemeinde nicht.