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Zugunglück im Schluckenauer Zipfel

Ein Triebwagen kollidiert mit einem Lkw. Zwölf Menschen werden verletzt, darunter vier Deutsche.

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© Marek Dousa/xcitePRESS

Von Steffen Neumann

Es ist Nachmittag kurz nach viertel fünf, als der rote Dieseltriebzug der DB Regio am Montag den Bahnhof im nordböhmischen Sluknov (Schluckenau) in Richtung Rumburk verlässt und wieder Fahrt aufnimmt. Doch als der Zug der deutsch-tschechischen Nationalparkbahn die Hauptstraße nach Rumburk passieren will, wird er jäh gebremst. Ein mit Schotter beladener Laster stößt an dem unbeschrankten Bahnübergang mit dem Zug zusammen, wird umgeworfen und noch einige Meter mitgeschleift. Der Zug entgleist, und die Fahrerkabine wird komplett zerstört. Zehn Fahrgäste und der Lkw-Fahrer werden leicht verletzt, der Lokführer schwer.

„Unter den Fahrgästen waren nicht nur Tschechen, sondern auch Ausländer aus den Nachbarstaaten“, teilte eine Polizeisprecherin mit. Nach Auskunft des Streckenbetreibers DB Regio wurden vier Deutsche leicht verletzt. Der tschechische Lokführer wurde schwer verletzt mit dem Hubschrauber ins Krankenhaus nach Usti nad Labem geflogen, wo er noch am Montag einer Notoperation an den Beinen unterzogen wurde. „Sein Zustand ist immer noch ernst, er liegt auf der Intensivstation“, teilte Kliniksprecher Jiri Vondra mit.

Zugausfälle und Verspätungen

Auf der grenzüberschreitenden Strecke, die Rumburk mit Sebnitz, Bad Schandau und Decin verbindet, sorgte das Unglück für Verspätungen und Zugausfälle. Der tschechischen Eisenbahn gelang es aber, schnell Ersatzverkehr einzurichten. „Auf dem deutschen Abschnitt bis Sluknov fuhren die Züge nach Plan. Zwischen Sluknov und Rumburk gab es Schienenersatzverkehr“, so Eisenbahnsprecher Petr Stahlavsky. Ursprünglich sollte die Strecke bereits Montagabend wieder freigegeben werden. Die Aufräumarbeiten zogen sich aber hin. Doch seit gestern 14 Uhr fahren die Züge wieder nach Plan.

Wie es zu dem Unfall kam, ist bisher noch offen. Der Übergang ist zwar unbeschrankt, aber mit einer Signalanlage ausgestattet, die auf blinkendes Rotlicht umschaltet, sobald sich ein Zug nähert. „Die Anlage funktionierte ordnungsgemäß“, versichert ein Sprecher der tschechischen Eisenbahninspektion, die gemeinsam mit der Polizei den Fall untersucht. Das gehe aus einer Blackbox hervor, mit der neue Signalanlagen ausgestattet sind. Die Polizei hat inzwischen erste Zeugen vernommen. Abgesehen davon, dass der Lkw-Fahrer nicht unter Alkoholeinfluss stand, gibt es laut Polizei aber noch keine Erkenntnisse. Bisher beziffern die Beamten den Sachschaden auf umgerechnet rund eine halbe Million Euro. Dabei entfällt der Großteil auf den Triebwagen.

Es ist jedoch nicht der erste Unfall an diesem Übergang. Bereits im Mai kollidierte eine Pkw-Fahrerin mit einem Zug der Nationalparkbahn. Und auf den Tag genau vor fünf Jahren wurde an der selben Stelle ein Pkw vom Zug erfasst, der Autofahrer erlag damals seinen Verletzungen. Angesichts dieser Häufung schließt die Eisenbahninspektion inzwischen eine Umrüstung auf einen beschrankten Bahnübergang nicht mehr aus.