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Zufriedene Gesichter auf dem Striezelmarkt

Die Tschechen kommen, der Handel floriert und der Glühweindurst steigt.

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© Katja Frohberg

Von Rafael Barth

Sie könnte fast so strahlen wie die Kerzen, die sie verkauft. Für Händlerin Lena Neidhardt liefen die Geschäfte auf dem 579. Striezelmarkt gut, in jedem Fall besser als im vorigen Jahr. Damals stand ihre Bude etwas abgelegen in einem Seitengang neben dem Wichtelkino. „Aber hier neben dem Karussell kommen viele Leute vorbei“, sagt Neidhardt. Deshalb schätzt sie, dass sie ein Viertel mehr Umsatz gemacht hat als vor einem Jahr.

So wie Lena Neidhardt sind die meisten der 233 Verkäufer zufrieden mit dem diesjährigen Striezelmarkt, der zu Heiligabend um 14 Uhr schloss. „Es war ein wirklich guter Markt“, sagt Ulrich Pötschke, Chef des Händlerverbands Altmarkt Dresden. „Man merkt: Das Getriebe läuft, es ist kein Sand drin.“ Vor allem das Zusammenspiel der verschiedenen Akteure wird von vielen Seiten gelobt. Denn damit der Striezelmarkt funktioniert, müssen Stadt, Veranstalter, Vermarkter, Händler, Polizei, Rettungskräfte und andere mehr gut miteinander kooperieren.

Die Werbung sei in diesem Jahr besser abgestimmt gewesen als in der Vergangenheit, sagt Handelsverbandchef Pötschke. Außerdem hat er festgestellt: „Ganz viele Leute kommen auf Empfehlung. Das nette sächsische Wesen kommt bei den Kunden an.“ Den steigenden Zuspruch bemerkte die Stadtverwaltung schon auf der Website des Marktes: 430.000 Zugriffe seit Oktober bedeuten ein Plus von 30 Prozent. Auch die Besucherzahlen sind enorm: Allein zum Stollen- und zum Pyramidenfest seien je 150.000 Leute über den Striezelmarkt geschlendert, teilt die Stadt mit. Die Gesamtbesucherzahl liegt schätzungsweise bei 2,5 Millionen – und damit ähnlich hoch wie im Vorjahr.

Nicht nur bei Gästen aus der Bundesrepublik ist der Striezelmarkt beliebt. Nach Angaben der Stadt kamen etwa 15 Prozent der Kunden aus Tschechien nach Dresden, um sich am Budenzauber zu freuen und hier einzukaufen. Im Info-Pavillon nahe der Riesenpyramide wurden sie erstmals von einer Muttersprachlerin beraten.

Auch Händler Olaf Mamitzsch hat die vielen tschechischen Kunden bemerkt. „Das ist schon gigantisch“, sagt der Verkäufer von Schnitzkunst aus dem Erzgebirge. „Das wird jedes Jahr mehr.“ Nicht ganz so euphorisch gestimmt haben ihn die Umsätze. „Es ist nicht schlecht, aber nicht ganz so gut wie die letzten Jahre“, sagt Mamitzsch. Grund dafür sei der diesjährige Standort seiner Räuchermännel-Hütte: An seiner Ecke gegenüber dem Pflaumentoffelhaus gibt es weniger Durchgangsverkehr als in den Gängen.

Die meisten Händler waren froh über das milde Wetter: Sie brauchten weder Schnee schieben noch gefrorenes Wasser auftauen. Hingegen musste sich Mützenhändlerin Janet Ilchmann mit weniger Nachfrage begnügen. „Aber es ist nicht gravierend weniger geworden“, sagt sie. Vor allem Ski-Urlauber und Ausflügler hätten nach dicken Mützen verlangt.

Keinen Zusammenhang zwischen Wetter und Konsum scheint es beim Glühwein zu geben. Trotz lauer Temperaturen wurden auf dem Striezelmarkt 665.000 Tassen des Heißgetränks verkauft. Das sind 85 000 mehr als im Vorjahr.

Doch dass mehr Alkohol getrunken wurde, hatte laut Polizei keine Folgen für das Treiben auf dem Altmarkt. „Der Striezelmarkt verlief friedlich und sicher“, sagt Polizeikommissar Markus Schneider. Er und seine Kollegen nahmen bis gestern Vormittag 34 Anzeigen auf, meistens wegen gestohlener Portemonnaies. Das sind ähnlich viele wie 2012. Ein einziges Mal kam es zu einer Körperverletzung samt Beleidigung.

Hingegen mussten die Rettungskräfte vom Deutschen Roten Kreuz (DRK) öfter helfen als im Vorjahr: Mit 95 Einsätzen waren sie etwa 20 Mal mehr gefragt. Das liege vor allem daran, dass die Besucher immer älter würden, sagt Kai Ritter-Kittelmann, stellvertretender Kreisbereitschaftsleiter des DRK. Die meisten Patienten waren gestürzt oder hatten eine Kreislaufschwäche erlitten. Neumal musste der Notarzt gerufen werden. 29 Einsätze endeten nach einer Rettungswagen-Fahrt im Krankenhaus. „Die Schwere der Notfälle hat sich nicht verändert, aber die Anzahl“, sagt Ritter-Kittelmann.

Wenn die Buden heute schließen, kann auch für die Händler Weihnachten beginnen. Ab Freitag werden die Hütten abgebaut, und ab dem 17. Januar wartet auf dem Altmarkt eine Eisbahn auf Besucher.