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Zu wenig Plätze in der Kurzzeitpflege

In der Region Döbeln gibt es nur eine feste Einrichtung. Wer schnell einen Platz benötigt, muss oft weiter weg fahren.

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© André Braun

Von Maria Fricke

Döbeln. In der Region Döbeln gibt es nur eine Kurzzeitpflege. Sie befindet sich in Roßwein und ist in der Hand eines privaten Pflegedienstes. Das Unternehmen Brambor hat in der Villa „Zum Rüderpark“ 2003 seine Einrichtung mit 13 Plätzen eröffnet. Und die sind „gut nachgefragt“, sagt Prokurist Benjamin Brambor.

Doch 13 Plätze allein reichen für eine Region, in der rund 71 000 Menschen (Stand: 31. Dezember 2015) leben, nach den Erfahrungen derjenigen, die einen solchen Platz benötigen, sowie derjenigen, die ihn für ihre Patienten und Angehörigen suchen, nicht aus. Wenig Abhilfe schaffen da auch die vereinzelten Plätze in einigen Pflegeheimen. „Die vorhandenen Plätze im Landkreis und darüber hinaus sind begrenzt“, sagt Bernadette Kretschmer, Leiterin des Sozialdienstes der Helios-Klinik Leisnig. Das bestätigt auch Martin Preißer, Verwaltungsdirektor des Klinikums Döbeln. „Unsere Patienten wohnortnah in einer Kurzzeitpflege unterzubringen, gelingt nicht immer beim ersten Versuch“, so Preißer. Es sei oft schwer, einen Platz zu finden.

Zugespitzt ist die Situation vor allem in der Urlaubszeit. Denn viele pflegende Angehörige, die sich selbst eine Auszeit gönnen möchten, sind auf die Kurzzeitpflege angewiesen. Die ersten Anmeldungen für diese urlaubsbedingten Pflegen laufen bei Brambors bereits ein halbes bis ein Jahr im Voraus ein. Angelika Weise, Leiterin des Roßweiner Pflegeheims Berta Börner, rät Angehörigen, sich um einen Platz zu kümmern, sobald die Urlaubsplanung steht.

Was ist Kurzzeitpflege?

Unter Kurzzeitpflege ist die zeitlich begrenzte Pflege in einer vollstationären Einrichtung zu verstehen.

Anspruch auf die Pflege haben Menschen mit einem Pflegegrad zwischen zwei und fünf.

Für maximal acht Wochen im Kalenderjahr übernimmt die Pflegekasse Kosten in Höhe von rund 1600 Euro. Pflegebedürftige 1. Grades können monatlich bis zu 125 Euro Entlastungsbetrag erhalten.

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Weise ist eine der wenigen Heimleiterinnen der Region, die in ihrem Haus auch Kurzzeitpflege anbietet. Drei Plätze sind ständig dafür vorgesehen. „Die Nachfrage ist sehr gut“, sagt Weise. Die Bewohner kämen von überall aus der Region. Doch auch Weise kann nicht jeden, der anfragt, aufnehmen. Dann vermittelt sie unter anderem an Brambors, oder nach Lommatzsch und Mittweida. In anderen Pflegeheimen der Region fehlen die ständigen Plätze. Besteht Kapazität im Haus, ist zum Beispiel im Seniorenzentrum „Am Sonnenblick“ in Leisnig eine Kurzzeitpflege möglich. Das war vor einigen Jahren anders. Doch die festen Plätze wurden abgeschafft.

17 Mitarbeiter für zwölf Bewohner

Die nächste feste Einrichtung, in die aus der Region oft vermittelt wird, ist in Mittweida. Dort hat der Pflegedienst Müller im Haus „Am Schwanenteich“ eine eigene Kurzzeitpflege mit zwölf Plätzen. In Anspruch genommen werden diese auch von Leisnigern, Waldheimern und Harthaern. „Viele kommen über das Krankenhaus zu uns“, sagt Falko Müller, der Geschäftsführer. Als die Einrichtung 2000 in Betrieb gegangen ist, habe niemand gewusst, dass sie einmal so gut angenommen werde.

Doch warum gibt es nicht mehr Kurzzeitpflegen, wenn die Nachfrage so groß ist? „Mit der Kurzzeitpflege ist ein hohes Risiko verbunden“, sagt Müller. Bezahlt werden die Plätze tageweise. Zudem wechseln die zu betreuenden Personen regelmäßig. Das Personal muss sich ständig neu einstellen. „Die Kurzzeitpflege ist ein wirklich anspruchsvolles Pflaster“, ergänzt Benjamin Brambor. Auch wenn es nur eine kleine Einrichtung sei, gelten für diese dieselben Gesetzmäßigkeiten wie für ein Pflegeheim. Ähnlich verhält es sich bei den Prüfungen. Rund um die Uhr müssen Fachkräfte und Assistenten sowie Betreuungskräfte vor Ort sein. „Das erfordert einen hohen Personalaufwand“, sagt Brambor. Zwischen 15 und 17 Mitarbeiter sind in der Villa in Roßwein in der Kurzzeitpflege beschäftigt. Daher würden solche Einrichtungen meist nie allein betrieben, sondern seien immer in ein Pflegeheim eingebunden oder an einen ambulanten Pflegedienst gekoppelt. Eine Erweiterung haben weder Müller noch Brambor zurzeit geplant.

Die Volkssolidarität in Döbeln hatte einst den Plan, neben dem Wappenhenschstift eine Kurzzeitpflege zu errichten. Doch aufgrund des schlechten Baugrundes nahe der Freiberger Mulde war das zu teuer. Mit den hohen Baukosten wäre die Einrichtung nicht rentabel gewesen, so der ehemalige Geschäftsführer der Volkssolidarität Döbeln Winfried Schneider. Überlegt wurde, die Tagespflege an der Dresdner Straße umzubauen. Das Thema sei vom Tisch, stellt Karin Franzmann vom Vorstand klar. „Es ist unwirtschaftlich“, begründet sie.

Wer auf der Suche nach einer Kurzzeitpflege ist, der kann dafür unter anderem den Pflegenavigator der AOK nutzen. Die Alloheim-Gruppe, die unter anderem in Waldheim die Seniorenresidenz „Am Eichberg“ betreibt, bietet seit kurzem eine zentrale Rufnummer an, unter der Angehörige oder Betroffene auf schnellem Weg einen Platz in einer Kurzzeitpflege vermittelt bekommen. Im Alloheim in Waldheim selbst gibt es keine Kurzzeitpflege. „Wir sind voll belegt. Da ist das nicht möglich“, sagt Leiterin Manuela Ulbricht. Anfragende vermittelt sie unter anderem nach Roßwein, Mittweida und Reichenbach, aber auch nach Bad Elster. Die Entfernung zur Heimat spiele bei den wenigsten eine Rolle. „Sie sind am Ende froh, einen Platz zu haben“, sagt Ulbricht.

In anderen Regionen haben sich die Krankenhäuser des Themas angenommen und im Haus eine Kurzzeitpflege eingerichtet. Umgesetzt worden ist dies in der Collm-Klinik in Oschatz. Dort stehen 20 Plätze für die Kurzzeitpflege zur Verfügung. Die Helios-Klinik in Leisnig spielt derzeit nicht mit dem Gedanken. „Wir konzentrieren uns in der Helios Klinik Leisnig auf unsere Kernaufgabe, die maximale medizinische Versorgung unserer Patienten“, so Helios-Sprecher Stefan Möslein. Auch in Döbeln ist eine eigene Kurzzeitpflege derzeit nicht geplant, so Martin Preißer.