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Zu wenig los auf dem Hutberg?

Pfingsten ist mit der Kaiser-Mania abgesichert. Auch Bonnie Tyler und CCR kommen nach Kamenz. Doch viele Wünsche bleiben offen.

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© Matthias Schumann

Von Ina Förster

Kamenz. Noch 20 Wochen bis Pfingsten. Noch 20 Wochen bis zum ersten Hutberg-Open-Air. „Wie in den Jahren zuvor wird emsig an der Vorbereitung der Saison gearbeitet. Dabei ist es uns gelungen, dass der beliebte Schlagerstar Roland Kaiser nach Kamenz kommt“, freut man sich in der Stadtverwaltung. Nach Auskunft des Veranstalters Semmel Concerts Entertainment läuft der Vorverkauf sehr gut. Die Agentur geht davon aus, dass das Konzert am 4. Juni ausverkauft sein wird. Dies ist der Pfingstsonntag. Der traditionelle Pfingstsonnabend bleibt 2017 unbelegt.

Roland Kaiser am Pfingstsonntag

„Roland Kaiser spielt an diesem Tag anderswo und wir sind froh, dass Kamenz die Chance erhielt, dass er am Pfingstsonntag bei uns auftritt. Der Pfingstmontag ist Feiertag und damit für den Großteil der Menschen arbeitsfrei. Wenn Veranstalter künftig publikumswirksame Zweitages-Konzerte anbieten, werden wir natürlich wieder zugreifen“, so Stadtsprecher Thomas Käppler. Neben dem Kaiser stehen in diesem Sommer Bonnie Tyler und CCR auf den Brettern. Beide Konzerte am 8. und 29. Juli sind in trockenen Tüchern.

Dafür hat sich Matthias „Matze“ Reim diesmal gegen ein Konzert vor Ort entschieden. Zahlreiche Open Airs spielte er in Kamenz in Folge. Mit Bonnie Tyler hat man einen guten Ersatz gefunden. Die Beliebtheit der Rockröhre ist ungebrochen. Ihre Tournee im Herbst durch Deutschland war binnen weniger Tage ausverkauft. Ob sich dieser Erfolg beim Open Air auf dem Hutberg wiederholen lässt? „Ihre Hits sind Kult“, ist man sich in der Stadtverwaltung einig. Dabei war Bonnie nicht nur Anfang der 80er erfolgreich, sondern hat kontinuierlich Erfolge produziert. Insofern erwartet den Besucher ein Gang durch die Musikgeschichte, den man nicht verpassen sollte.

Die Konkurrenz heißt Dresden

„Und mit dem CCR-Konzert, bei dem auch die Lords und Rattles eingebunden sind, wird in anderer Weise an das Rocklegenden-Konzert mit Puhdys, Karat und Electra, angeknüpft. Diese Form, bei der bekannte Bands einen Abend gemeinsam gestalten, bietet zum einen die Möglichkeit, dass der Fan seine Gruppe hören kann, zum anderen lernt er live die Musik anderer kennen, die auf der ähnlichen Wellenlänge reiten. Oder anders gesagt: viel Musik für wenig Geld“, so Thomas Käppler.

Ob es nur bei den drei Konzert-Höhepunkten bleibt, steht noch nicht endgültig fest. Anfragen können jederzeit ins Haus flattern. Das Stadtmarketing unter David Kliemann arbeitet ganzjährig an der Akquise von Künstlern. Ein verantwortlicher Mitarbeiter ist schwer erkrankt, kann derzeit nicht agieren. Doch die Suche muss weiter gehen und scheint schwierig. Natürlich spielt dabei die Nähe zu Dresden mit seinen vielfachen Auftrittsmöglichkeiten eine Rolle. Wichtige Mitbewerber sind im Sommer die Junge Garde (5 000 Plätze), die Messe-Außenrinne (9 000) sowie die Filmnächte, die in der Saison etwa zehn Konzerte für etwa 12 000 Stehplatz-Zuhörer anbieten. Zudem hat sich Kamenz in den letzten Jahren als Eigenveranstalter zurückgezogen und das Feld vor allem Radiosendern oder privaten Konzertveranstaltern überlassen. Das Risiko einer Eigenproduktion ist nach wie vor groß. Wetter- wie zuschauerbedingt.

Doch das Publikum fragt nicht nach Hintergründen, sondern möchte Fakten sehen. Vor allem für die Altersklasse um die 30 fehlt es an Angeboten, werden Stimmen immer wieder laut. Hier sollte sich etwas ändern. Zudem sind auch Volksmusik-Besucherzahlen überall bei Open Airs dramatisch rückläufig. Dance und Hip-Hop habe zu wenig Potenzial, die Klassik ein zu hohes Wetterrisiko. Im schnelllebigen Rock / Pop-Mainstream wird mit Vorlaufzeiten von einem Jahr gebucht, was schief gehen kann, wenn ein Komet schon wieder am Verlöschen ist. Dennoch: Noch vor anderthalb Jahren positionierte sich der Stadtrat mehrheitlich dazu, dass ein bis zwei Eigenproduktionen sowie drei bis fünf Vermietungen pro Jahr anzustreben seien. Davon ist man aktuell weit entfernt.

Parkplatz im Visier

Dass die Stadt trotzdem die wichtige Rolle ihrer Bühne erkannt hat, sieht man an den Investitionen der letzten Jahre. Seit 2008 wurden weit über eine Million Euro für den Aus- und Umbau ausgegeben. „Auch 2017 ist im Finanzhaushalt der Ausbau eines Parkplatzes im Bereich der Königsbrücker Straße und am Hutberg geplant. Diese Maßnahme steht aber noch unter Vorbehalt der Gewährung von Fördermitteln“, verrät Thomas Käppler.

Auch in der Behindertenproblematik tut sich auf Nachfrage eines Betroffenen etwas: „Bei rechtzeitiger Anmeldung wird der Zugang durch den unteren Eingang gewährleistet. Dort ist der barrierefreie Weg zu einem bestimmten Teil der Zuschauertraversen gesichert. Dieser wird bei den kommenden Konzerten besonders gekennzeichnet. Von diesem Bereich aus wird es ohne Probleme möglich sein, die im unteren Teil der Hutbergbühne befindliche Behinderten-Toilette zu erreichen.“

Tickets für sämtliche Veranstaltungen auf der Hutbergbühne gibt es in allen SZ-Treffpunkten Sachsens