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Zu viel Streit in der Trinker-Symbiose

Ein 43-Jähriger soll eine 30 Jahre ältere Frau vergewaltigt haben, als seine neue Freundin kurz nicht da war. Er bestreitet das.

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Von Alexander Schneider

Nach seiner Entlassung aus der Haft dauerte es nicht lange, da hatte Petr M. (43) Kontakt zu einer Frau, bei der er wohnen konnte. Die Dame war 30 Jahre älter als er selbst und mit ähnlichen Neigungen ausgestattet. Nicht nur im Bezug auf Alkohol. Etwa ein Jahr soll die Beziehung des ungleichen Paars angedauert haben. Sie stritten sich leidenschaftlich. Schnaps tranken beide gern, während die Rentnerin jedoch Wein bevorzugte, sagte M. mehr dem Bier zu. So viel zu den Differenzen. Als M. jedoch irgendwann eine jüngere Frau fand, endete die Trinker-Symbiose. Was dann passierte, brachte den Mann wieder zurück ins Gefängnis und beschäftigt Polizei und Justiz. Der impulsive Zimmermann aus Tschechien, der in der Vergangenheit vor allem als Dieb von sich reden machte, muss sich seit gestern am Amtsgericht Dresden verantworten – wegen Vergewaltigung.

Laut Anklage soll der 43-Jährige im November vergangenen Jahres die 72-Jährige in ihrer Johannstädter Wohnung sexuell missbraucht haben. Während seine neue Partnerin gerade einkaufen war, soll er der Rentnerin den Slip vom Leib gerissen und sich an ihr vergangen haben. Erst als die deutlich jüngere Frau in die Wohnung der Rentnerin zurückkam, soll M. von der 72-Jährigen abgelassen haben. Darüber hinaus habe er die Frau in den folgenden drei Tagen mehrfach geohrfeigt.

Petr M. bestreitet die Vorwürfe. Er berichtete von seiner besonderen Trinkerbeziehung zu der Rentnerin. „Es wurde immer laut, wir haben oft gestritten“, sagte der Angeklagte. Als er deswegen sogar aus dem Haus geflogen sei, habe die Frau ihn in seiner Wohnung besucht. Und das, obwohl es sogar ein gerichtlich angeordnetes Kontaktverbot gegeben habe. Man habe sich weiter getroffen, getrunken und gestritten. Die Vergewaltigung habe es nicht gegeben, auch nicht die anderen angeklagten Körperverletzungen. „Es passt auch alles nicht zusammen“, sagte M. Vielmehr habe die Frau ihm vorgeworfen, dass er eine neue Partnerin hatte – auch die jüngere Frau habe er in der Wohnung der Rentnerin kennengelernt. Die schweren Vorwürfe gegen seinen Mandanten könnten auch aus Eifersucht erhoben worden sein, sagte sein Verteidiger Peter Hollstein. Ein Rätsel sei das Verhalten der Geschädigten, die zunächst einen Diebstahl angezeigt hatte, aber nicht die Vergewaltigung.

Im Gerichtssaal sorgte die 72-Jährige wieder für eine Überraschung. Die Frau berichtete teilweise unter Tränen von einer Vergewaltigung und einem weiteren Vergewaltigungsversuch – der war völlig neu für das Gericht und vergrößerte offensichtlich Zweifel an ihrer Glaubwürdigkeit.

Möglicherweise könnte die jüngere Frau Licht ins Dunkel bringen. Doch sie ist nicht auffindbar. Gegen sie wird ermittelt, weil sie die Rentnerin bestohlen haben soll.

Weil er weitere Zeugen anhören will, setzte Richter Frank Ponsold einen Fortsetzungstermin an.