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Zu viel Nitrat belastet Grundwasser

An vielen Stellen werden die Grenzwerte überschritten. In den Wasserwerken muss gefiltert werden.

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© dpa

Von Peggy Zill und Christoph Scharf

Radebeul. In den vergangenen Tagen und Wochen waren sie wieder unterwegs, die Traktoren mit den Anhängern, die Gülle auf den Feldern verteilen. Pflanzen brauchen Nitrat zum Wachsen. Aber nimmt ein Mensch zu viel davon auf, kann er an Krebs erkranken. Deshalb hat Trinkwasser einen Nitrat-Grenzwert: 50 Milligramm pro Liter dürfen es maximal sein. Im Landkreis Meißen wird dieser Wert zumindest beim Grundwasser häufig überschritten. Von 76 Messstellen im Landkreis lagen im vergangenen Jahr die Werte bei 38 über den erlaubten 50 Milligramm. In 14 Fällen war es sogar doppelt so viel Nitrat pro Liter.

Dabei gibt es in den Regionen deutliche Unterschiede. In Schleinitz zum Beispiel liegt der Spitzenwert bei 680 Milligramm, in Riesa sind es um die 180 Milligramm, während das Wasser in Radebeul, Coswig und Weinböhla – bis auf ein paar Ausrutscher – kaum belastet ist. In der Entnahmestelle in Neusörnewitz sind hingegen durchgehend über 80 Milligramm in den vergangenen Jahren gemessen worden. Die EU hat Deutschland wegen der steigenden Nitratbelastung des Grundwassers und jahrelanger Untätigkeit bei dessen Schutz nun verklagt. Als Ursache für die hohen Nitratwerte gilt die Überdüngung der Böden und Abgase aus Industrie und Verkehr.

Für die Verbraucher bestehe trotzdem kein Grund zur Sorge, sagen die Wasserversorger und das Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG). „Wir halten die Grenzwerte ein“, so Hartmut Gottschling von der Wasserversorgung Brockwitz-Rödern GmbH. Der Betrieb versorgt den Altkreis Meißen. Dabei bezieht er sein Trinkwasser aus zwei Gebieten: Etwa 90 Prozent des Wassers kommt aus dem Wasserwerk Coschütz und wird aus der Trinkwassertalsperre Klingenberg gefördert und aufbereitet. Der Rest stammt aus dem eigenen Wasserwerk Rödern. Dort wird das Wasser über Brunnen gefördert und aufbereitet.

Zu Grundwasser haben Verbraucher in der Regel keinen Kontakt. Es sei denn, sie haben noch einen eigenen Brunnen, so Karin Bernhardt vom Umwelt-Landesamt. Je flacher man das Wasser entnimmt, desto mehr Nitrat ist zu erwarten. Hausbrunnen sind im Regelfall nur sieben bis zehn Meter tief. Auch bei benachbarter Landwirtschaft sind höhere Nitrat-Werte zu erwarten. Zum Gießen im Garten ist das Grundwasser dennoch geeignet, für das Trinken und vor allem für die Zubereitung von Babynahrung weniger, so die Wasserversorger.

Aufbereitungskosten steigen

Das Trinkwasser aus dem Wasserhahn hingegen sei für alle Zwecke bedenkenlos geeignet. „Durch die öffentliche Wasserversorgung wird das Grundwasser in entsprechender Qualität aufbereitet, sodass es den gesetzlichen Auflagen entspricht und keinerlei Grenzwerte überschreitet“, betont Karin Bernhardt. Wenn die Nitratgehalte jedoch zu hoch sind, steigen die Aufbereitungskosten, was wiederum höhere Gebühren zur Folge haben kann.

Die Rohwasserqualität beider Wasserwerke liegt laut Hartmut Gottschling von der Wasserversorgung Brockwitz-Rödern hinsichtlich der Nitratkonzentration unter dem Grenzwert für Trinkwasser, sodass keine separate Aufbereitung erforderlich sei. Der durchschnittliche Nitratgehalt für das Wasserwerk Coschütz lag im vergangenen Jahr bei 10,2 Milligramm je Liter. Am Wasserwerk Rödern waren es sogar nur 4,2 Milligramm.

Die Döbeln-Oschatzer Wasserwirtschaft musste aufgrund zu hoher Nitratwerte sogar schon Brunnen schließen. Mügeln in Nordsachsen bekommt sein Wasser zum Beispiel aus einem benachbarten Wasserwerk.

Laut dem zuständigen Umwelt-Landesamt entwickelt sich die Situation zum Positiven: Die mehrjährige Auswertung der Nitrat-Konzentrationen in Sachsen zeige an den Flüssen und Seen überwiegend deutlich fallende Trends, sagt LfULG-Sprecherin Karin Bernhardt. Sowohl in der Landwirtschaft als auch beim Ausbau der Abwasserbehandlung tue sich etwas. Vorrangig in trockenen Regionen mit geringen Abflussmengen wurden an kleinen Flüssen noch stagnierende oder leicht steigende Trends festgestellt. Laut Karin Bernhardt dauert es – je nach Boden – zwischen drei und 30 Jahre, bis der Stickstoff im Grundwasser ankommt.

Die EU bemängelt in ihrer Klage, dass Deutschland zulässt, dass wesentlich mehr Dünger auf die Äcker gebracht werde, als die Pflanzen überhaupt aufnehmen könnten. Die gesetzlichen Düngepausen von maximal drei Monaten seien viel zu kurz.