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Zu stilles Gedenken

Mit einer Kranzniederlegung erinnert Strehla ans Treffen der Alliierten bei Kriegsende 1945. Zu wenig, finden Jung-Politiker.

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© Sebastian Schultz

Von Eric Weser

Strehla. Historische Militärfahrzeuge rollen übers Kopfsteinpflaster, eine Blaskapelle spielt auf dem Markt, drumherum Hunderte Schaulustige. Es wurde trotz Regens gefeiert Ende April 1995 in Strehla. Zum fünfzigsten Mal jährte sich damals die Erstbegegnung von US- und Sowjet-Truppen am Ende des Zweiten Weltkrieges. Das Zusammentreffen der im Kampf gegen Hitler verbündeten Mächte auf den Elbwiesen von Strehla und Lorenzkirch war ein symbolträchtiger Moment. Ein Vorbote des baldigen Kriegsendes und der Niederlage Nazi-Deutschlands. Seit 1995 erinnert auch ein Denkmal an der Strehlaer Fähre daran.

Am Montag jährt sich dieser „Elbe Day“ zum 71. Mal. Doch anders als beim 50. Jahrestag 1995 oder dem 70. Jahrestag im Vorjahr wird das Gedenken diesmal wieder ruhig ausfallen. Eine stille Kranzniederlegung am Denkmal sei geplant, heißt es aus dem Rathaus. Keine Reden, kein Fest. Das sei in den vergangenen Jahren aber durchaus üblich gewesen.

Doch nun gibt es Kritik. „Unserer Meinung nach wird dem Anlass durch die stille Kranzniederlegung nicht genug Rechnung getragen“, heißt es in einer Mitteilung der Kreisverbände von Junger Union aus Meißen und Nordsachsen. „Dieses historisch bedeutende Ereignis gehört wieder stärker in den gesellschaftlichen Mittelpunkt gerückt“, so Johannes Fiolka, Chef der Meißner CDU-Nachwuchsorganisation. Er und sein Amtskollege aus Nordsachsen fordern „ein klares Bekenntnis“ zur Vergangenheit. Ereignisse in und um Strehla, bei denen zwei- bis dreihundert Flüchtlinge bei einer Sprengung der Brücke durch die Wehrmacht, ums Leben kamen, sollten mehr in den Fokus gerückt werden.

Dem Unions-Nachwuchs schwebt ein Volksfest in Strehla vor. „Was macht Geschichte lebendiger als Lesungen, Ausstellungen, Vorträge, aber auch rockige Musik und ein Feuerwerk?“, so Johannes Fiolka. Vor allem junge Menschen sollen so angesprochen und für Geschichte interessiert werden. Als Vorbild soll Torgau dienen.

Die dreißig Kilometer elbabwärts gelegene Stadt war von den Alliierten 1945 als Ort der Erstbegegnung an der Elbe inszeniert worden, weil die Leichen auf den Elbwiesen bei Strehla und Lorenzkirch den Kriegspartnern keine annehmbare Kulisse für das symbolträchtige Treffen boten. Eine Schwarz-Weiß-Fotografie von Soldaten, die sich in der Bärenstadt die Hände reichen, hat noch heute ihren Platz in vielen Geschichtsbüchern. Die Stadt selbst nimmt das zum Anlass, um jährlich ein Großspektakel zu veranstalten. Auch in diesem Jahr füllt das Programm knappe fünf A4-Seiten.

Dass das historische Datum in Strehla mit einer stillen Kranzniederlegung nicht genug gewürdigt wird, weist die Stadt von sich. Er teile diese Auffassung nicht, so Bürgermeister Jörg Jeromin (FWG). Jeromin bestreitet auch, dass der Zustand des Denkmals Anlass zur Sorge gebe. Denn auch das behaupten die Jung-Unionler in ihrer Mitteilung. Das Denkmal gehöre dauerhaft beflaggt, fordern sie. „Das Denkmal wird gepflegt und bepflanzt durch die saisonal beschäftigten Mitarbeiter der Park- und Grünanlagen. Das Fahnenensemble wird von März bis Oktober täglich beflaggt“, entgegnet Strehlas Bürgermeister. Bronzerelief und Tafeln seien erst 2015 tiefengereinigt und die Stützmauer neu gesetzt worden.

Unterdessen gibt es auch in Strehla Stimmen, die sich für ein anderes Gedenken erwärmen können. Die Vorsitzende des örtlichen Kulturbunds Sieglinde Schroth etwa. Ein Event ähnlich wie in Torgau hält die Vereinschefin aber für nicht durchführbar. Schon beim großen Gedenktag im Vorjahr sei die Organisation schwierig gewesen. Strehlas Alt-Bürgermeister Helmut Kühne findet den Vorstoß der Jungen Union gut. Der 86-Jährige war als Jugendlicher dabei, als der Krieg in Strehla zu Ende ging. Er könne auch nicht verstehen, warum das Erinnern im Stillen passiere.

Aber auch Stadtchef Jeromin zeigt sich aufgeschlossen: „Wir freuen uns natürlich, wenn junge Menschen das Vermächtnis weiter tragen und sich die Junge Union mit Ideen, freiwilligen Einsätzen oder finanziellen Mitteln einbringen möchte.“ Die Junge Union will laut Johannes Fiolka demnächst „Gespräche im Hintergrund“ mit Mandatsträgern führen. Ob das plötzliche Engagement der Jungen Union mit der Bürgermeisterwahl 2015 im Zusammenhang steht, die für die CDU in Strehla enttäuschend verlaufen war, ließ Fiolka offen.