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Zu Besuch beim Vorzeige-Dorfklub

Der Hartmannsdofer SV Empor ist eine Bereicherung für die Gemeinde. Wer hilft ihm aber bei Problemen?

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Von Stephan Klingbeil

Hartmannsdorf. Ein Fußballspiel dauert regulär 90 Minuten. Genauso lang sind auch die Treffen im Rahmen der Vereinsdialoge des Sächsischen Fußballverbands (SFV). Etwa einmal pro Monat reisen Vertreter des SFV für diesen Gedankenaustausch zu Vereinen im Freistaat. Höckendorfer FV, Heidenauer SV und Stahl Freital waren unter anderem bereits im hiesigen Landkreis Gastgeber. Am Montag machten Verbandspräsident Hermann Winkler und Geschäftsführer Tom Prager aber Station im Osterzgebirge, beim Hartmannsdorfer SV „Empor“ 1922. Der hiesige Kreisfußballverband hatte den Verein für das Gesprächsformat mit der SFV-Führung vorgeschlagen. Nicht ohne Grund: „Zunächst einmal leisten die Hartmannsdorfer eine tolle Arbeit, sie haben rund 290 Mitglieder bei etwa 1 000 Einwohnern und drei Trainer für jede ihrer Nachwuchsmannschaft“, sagt Vize-Präsident Julian Schiebe, der wie Kreisverbandschef Peter Riebisch ebenfalls am Dialog im klubeigenen Vereinsheim am Waldsportplatz teilnahm. Doch der emsige Dorfklub hat auch Sorgen. Und denen sollte nun beim SFV ebenso Gehör verschafft werden.

So wolle der Verein dringend einen zweiten Platz mit Kunstrasen bauen, der zudem im Winter bespielbar wäre. Der Zustand des jetzigen Rasenplatzes nervt Spieler und Trainer immer wieder, vor allem in der kalten Jahreszeit. Ein Kunstrasen kostet aber mehrere Hunderttausend Euro, und die kleine Gemeinde muss eher in Projekte wie Infrastruktur und Kita investieren. Käme es zu der dort von der Mehrheit erhofften Fusion mit der benachbarten Stadt Frauenstein, würde vieles leichter – glaubt man zumindest vor Ort. Denn dann gäbe es hier auch mehr Geld vom Freistaat, die für solche Projekte engagierter Vereine wie den Hartmannsdorfer SV Empor investiert werden könnten. Der Zusammenschluss wurde aber bisher vom Land abgelehnt. Der Fall liegt seit Herbst 2016 beim Sächsischen Oberverwaltungsgericht in Bautzen.

Jedoch gibt es noch ein weiteres Hindernis für den Sportplatzbau und auch das wurde beim Vereinsdialog angesprochen. Denn problematisch sei, dass der Sachsenforst für den neuen Platz am Vereinsgelände aufgrund der Lage im Trinkwassereinzugsgebiet keine Waldfläche zur Rodung zur Verfügung stelle. Dabei böte die Gemeinde Hartmannsdorf-Reichenau im Gegenzug das Dreifache an Ausgleichfläche. Doch das Thema zieht sich. „Die Pläne dafür sind seit 2016 fertig“, sagt Vereinschef Günther Nitschke. Genauso würden die Planungen für die Sanierung des Vereinsheims schon vorliegen. Das Dach müsse nach 35 Jahren erneuert werden, der Sanitärtrakt auch. Und die Gästekabinen sollen erweitert werden. Die Hälfte der Baukosten müssten an Eigenmitteln aufgebracht werden. Bis zu 50 Prozent der rund 125 000 Euro für das Vorhaben könnten aber über Fördermittel gestemmt werden, wenn die Behörden grünes Licht gäben.

SFV-Präsident Winkler will nun den Hartmannsdorfern helfen. Vor allem, was den Platzbau und die Bedenken des Sachsenforstes betreffen. „Es wäre gut, wenn man alle Beteiligten noch mal zur Lösung des Problems an einen Tisch holen könnte“, sagt der 55-jährige Ex-Chef der sächsischen Staatskanzlei, der seit 2009 Mitglied des Europäischen Parlaments ist. Kontakte hat der CDU-Mann zumindest noch einige. „Ich kann zwar nichts versprechen, aber so einem Verein wie der Hartmannsdorfer SV Empor muss geholfen werden. Er ist sehr wichtig für den Ort und die Region, die Leute sind hier unglaublich engagiert.“

Zu Heimpartien der ersten Männermannschaft, die 2017 mit der Kreismeisterschaft und dem Aufstieg in die siebente Liga für den größten Erfolg in der Klubgeschichte sorgte, kommen oft über 100 Zuschauer. Nachwuchsteams von der F- bis zu B-Jugend werden von Vereinsmitgliedern betreut, die HSV-Frauen bilden den Kern einer Spielgemeinschaft, die aktuell Platz drei in der Landesklasse belegt. Eine große Familie – und alle helfen ehrenamtlich mit.

„Wir Ehrenamtliche würden uns mehr Unterstützung und Respekt von den Behörden wünschen“, so Nitschke. Das gelte vor allem bei Problemen, wie es sie laut Winkler auch bei anderen Klubs gibt. So gebe es nicht selten Umsatzsteuer-Nachforderungen von Finanzämtern, so wie nun im vierstelligen Bereich beim HSV. „Dabei haben Finanzämter doch Ermessensspielräume“, sagt Winkler. „Da muss man sehen, dass diese bei der Würdigung des Ehrenamts auch ausgenutzt werden“. Bei solchen Problemen könne der SFV sogar binnen weniger Tage helfen. „Wir haben zum Beispiel Steuerberater, die sicher den Kontakt zum Verein aufnehmen und sich die Unterlagen genau ansehen werden.“ In Hartmannsdorf hört man das auf jeden Fall gern.