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Zu Besuch bei den Katzen

Am Sonnabend lädt der Radeberger Tierschutzverein zum Hoffest ein. Auch, um über seinen Neustart zu berichten.

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© Thorsten Eckert

Von Jens Fritzsche

Als im Winter hinter der Tankstelle am Radeberger Ortseingang an der Dresdner Straße zwei kleine Perser-Kätzchen, ausgesetzt in einer Bananenkiste, gefunden worden waren, rückte das Thema mal wieder medienwirksam in den Mittelpunkt: das Thema Tierheim. Denn natürlich nahmen sich die Aktiven des Radeberger Tierschutzvereins der beiden unterkühlten Kätzchen an, versorgten sie – und mittlerweile sind die Beiden auch in eine neue Familie vermittelt worden.

Ansonsten hält sich die Aufmerksamkeit für das Radeberger Tierheim neben der Kläranlage im Ortsteil Lotzdorf in überschaubaren Grenzen. „Was auch ein bisschen an uns liegt – wir wollen die Öffentlichkeitsarbeit in jedem Fall als wichtiges Thema angehen“, sagt Matthias Kuri. Er ist seit einigen Monaten neuer Chef im insgesamt neuen Vorstand des Tierschutzvereins. „Und wir haben eine Menge Neues vor“, macht er deutlich. Eine Neuerung ist dabei der Tag des offenen Hofes im Tierheim am Sonnabend, den es zukünftig jedes Jahr im Anschluss an die Sommerferien geben soll.

Wobei das diesjährige Hoffest auch gleichzeitig die offizielle Feier zum 20. Vereinsjubiläum ist. 1997 war der Radeberger Tierschutzverein gegründet worden, damals noch in einer Baracke an der Pulsnitzer Straße. Vor einigen Jahren stellte der Abwasserzweckverband „Obere Röder“ unter Vermittlung der Stadt Radeberg dann ein leerstehendes Wohnhaus an der Kläranlage zur Verfügung. Für eine symbolische Miete; „weil wir als Verein ja quasi eine Verpflichtung der Stadt übernehmen“, weiß der neue Vereinschef. Denn sich um Fundtiere zu kümmern, ist per Gesetz Aufgabe der Kommune.

Öffentlichkeitsarbeit soll verbessert werden

Zwischen 11 und 17 Uhr lädt der Verein nun zu Führungen durch das Tierheim ein – und natürlich wird es dann auch um die Entwicklung und die Arbeit des Vereins gehen. Und überhaupt soll wie schon erwähnt die Öffentlichkeitsarbeit und generell die Kommunikation besser werden, unterstreicht Matthias Kuri. In den vergangenen Jahren waren viele E-Mails, die auf der Vereins-Internetseite ankamen, lange und mitunter ganz unbeantwortet geblieben. „Das ist schade – und gerade, soweit es das Thema Tiervermittlung betrifft, auch eher kontraproduktiv“, ist er überzeugt. Hier wurde jedoch bereits Abhilfe geschaffen. „Das funktioniert jetzt Schritt für Schritt besser“, sagt er. Wobei der Radeberger Tierschutzverein ein vergleichsweise kleiner Verein ist, „sodass wir natürlich aufpassen müssen, dass wir unsere Mitstreiter nicht überfordern – und vor allem, dass wir uns auch nicht verzetteln“, findet der Vereinschef. Und dafür ist es eben auch wichtig, die notwendigen Strukturen aufzubauen, die jeder Tierschutzverein braucht. Auch – und gerade – in Sachen Verwaltung. Strukturen, die die Arbeit auf viele Schultern verteilen helfen und klare Zuständigkeiten schaffen. „Wir haben Ende des vergangenen Jahres eine kleine Erbschaft gemacht, die uns jetzt auch finanziell die Möglichkeit eröffnet, diese Pläne umzusetzen“, erläutert Matthias Kuri. Aber er weiß auch, dass die vielen Aufgaben, die anstehen, dennoch viel Kraft erfordern werden.

Die Außengehege am Tierheim sind zum Beispiel eine solche Aufgabe. „Für die bei uns untergebrachten Katzen sind sie in Ordnung, aber natürlich gehören sie zum äußeren Erscheinungsbild des Tierheims – und da muss sich einiges tun“, so Matthias Kuri. Und es wird sich auch einiges tun. So soll der bisher ungenutzte Speicher ausgebaut werden, um mehr Platz für die Tiere zu schaffen. Vieles hat sich in den vergangenen Monaten aber auch schon getan – davon können sich die Besucher beim Tag des offenen Hofes am Sonnabend selbst ein Bild machen.

Aktuell betreut der Verein in seinen Räumen rund 45 Katzen; etwa zehn weitere sind in Pflegefamilien untergebracht – und gut weitere 40 Tiere werden an mehreren Futterstellen in der Stadt versorgt. „Unser Tierheim ist relativ klein, sodass wir im Großen und Ganzen eigentlich nur Katzen aufnehmen können – auch, wenn wir zwei Notunterkünfte für Fund-Hunde haben“, beschreibt Matthias Kuri die derzeitige Situation. Andere Tiere werden vom Verein zwar auch aufgenommen, „aber wir müssen uns dann meist zeitnah um eine anderweitige, artgerechte Unterbringung bemühen“. Deshalb musste der Verein auch sein – sozusagen – Maskottchen abgeben. Den Papagei Jako. „Bei dem sich herausstellte, dass er eigentlich ein Mädchen ist …“, sagt der Vereinschef schmunzelnd. Weniger zum Schmunzeln ist ihm zumute, wenn er an den bürokratischen Aufwand zurückdenkt, bis der Verein den Papagei tatsächlich abgeben durfte. In Dohna hatte sich ein Interessent gefunden, aber zuvor mussten zwei Naturschutzbehörden der Vermittlung zustimmen; die des Landkreises Bautzen und die des Kreises Sächsische Schweiz. „Das zeigt natürlich auch, wie viel Kraft oft in die Bürokratie investiert werden muss – Kraft, die dann für die eigentliche Arbeit fehlt“, ärgert sich Matthias Kuri ein wenig.

Tierschutz ist ein wichtiges Thema

Aber entmutigen lassen sich er und seine Mitstreiter nicht, stellt er gleich klar. „Sonst hätte ich die Aufgabe vor gut einem knappen halben Jahr auch gar nicht erst übernommen“, sagt er. „Ich habe gewusst, dass hier eine Menge Arbeit vor uns liegt, aber ich sehe auch die Gestaltungsmöglichkeiten – wir wollen den Verein neu ausrichten und stärker in die Mitte der Gesellschaft rücken“, macht der Vereinschef eines seiner Ziele deutlich. Und hofft, dass es dann künftig eben keiner traurigen Presseberichte über bei klirrender Winterkälte ausgesetzte Katzenbabys mehr bedarf, um dem wichtigen Thema Tierschutz die notwendige Aufmerksamkeit zukommen zu lassen.

Hoffest des Tierschutzvereins im Tierheim – An den Dreihäusern 12 – neben der Kläranlage am Sonnabend, 11 bis 17 Uhr. Mit Führungen, Hüpfburg, Ballonflugwettbewerb und Trödelmarkt.

www.tierheim-radeberg.de