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Zschaitzer Bahnhof versteigert

Karl Prünstner aus Schwaben hat den Klinkerbau für 6500 Euro erworben. Er will das Gebäude von einheimischen Firmen instand setzen lassen.

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© Dietmar Thomas

Von Tina Soltysiak

Zschaitz. Knapp achteinhalb Stunden muss Karl Prünstner warten, bis Angebot Nummer 117 bei der Auktion der Sächsischen Grundstückauktionen AG, die um 11 Uhr begann, aufgerufen wird. Es ist das ehemalige Bahnhofsgebäude in Zschaitz, wegen dem er den Sonnabend in einem Leipziger Hotel verbringt. Bei 6 000 Euro liegt das Mindestgebot. Dann geht’s los: Der Auktionator gibt bekannt, dass bereits ein schriftliches Gebot vorliegt und fragt in die Runde: „Bietet jemand mehr als 6 000 Euro?“ Karl Prünstner hebt die Hand und signalisiert, dass er 6 500 Euro ausgeben möchte. „Bietet jemand mehr als 6 500 Euro?“ Nein. „6 500 Euro zum Ersten, zum Zweiten, zum Dritten, verkauft an den Herrn im Saal“, sagt der Auktionator. Karl Prünstner freut’s. Der Schwabe „sammelt“ Bahnhöfe. „Ich hab schon vier. So ein Bahnhof ist immer etwas Besonderes“, sagt der Inhaber der Villaruspa GmbH. Dass das Gebäude in einem sanierungsbedürftigen Zustand ist, schreckt ihn nicht ab. Im Gegenteil. Es reizt ihn. „Ich arbeite dann meist mit örtlichen Firmen zusammen“, sagt der Schwabe. Fassade und Dach müssten „wieder schön gemacht werden“, und schon sei der erste Eindruck noch besser.

Vor der Auktion hat er sich das Gelände nicht angeschaut. Er vertraue auf seinen Instinkt. Zudem seien Immobilien eine Wertanlage. „Aber ich werde mir den Bahnhof wahrscheinlich auf der Heimfahrt mal anschauen“, so Prünstner am Sonnabend. Was genau er dann aus dem Bahnhof macht, wisse er noch nicht. Erfahrungsgemäß seien solche Gebäude „für Künstler oder Autoschrauber“ attraktiv.

Beim zweiten Bahnhof, der direkt im Anschluss angeboten worden ist, hat Prünstner sich nicht gemeldet. Zwar gab es für das Objekt in Steina ein schriftliches Gebot. Das sei aber zurückgezogen worden, so der Auktionator. 1 000 Euro hat niemand ausgeben wollen. „Der Bahnhof in Zschaitz ist ein Klinkergebäude. Das ist alt, schön und hat Stil“, erklärt Karl Prünstner. Der in Steina wirkt dagegen trist.

Tscheche kauft Eckhaus in Hartha

Das leerstehende Eckhaus Karl-Marx-Straße 49 in Hartha hat – so hinter verschlossenen Türen alle Auktionsbedingungen erfüllt worden sind – seit Sonnabend einen neuen Besitzer: Lukas Plechaty aus Prag. Auch er hat ein Gebäude ersteigert, das er vorher nicht besichtigt hat – aber die Stadt Hartha kenne er nicht nur von der Landkarte, sondern er war auch schon zwei-, dreimal dort. Im Erdgeschoss war früher ein Sportgeschäft untergebracht. In der oberen Etage gibt es laut Exposé eine Drei- und eine Ein-Zimmer-Wohnung. Zwei Bieter haben sich für die Immobilie interessiert. Plechaty hat den Zuschlag erhalten. „9 500 Euro habe ich gezahlt“, sagt er. Der Tscheche möchte die Immobilie „reparieren und aufbauen“. Konkret sind seine Pläne noch nicht. „Aber vielleicht kann eine Gaststätte rein“, überlegt der Prager.

Zum Schluss der Auktion gegen 19.45 Uhr wird es dann widererwartend noch einmal richtig spannend. Da geht es um eine reichlich 2 300 Quadratmeter große Landwirtschaftsfläche an der Albert-Schweitzer-Straße/Ecke Holländer Weg in Döbeln. Das Startgebot liegt bei 500 Euro. Sechs Bieter – vier am Telefon, zwei im Saal – haben Interesse. Der Preis schnellt rasant in die Höhe. Bei 3 800 Euro fällt der Hammer zum dritten Mal. Ein Döbelner im Saal, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, hat den Zuschlag erhalten. „Dass so viele Interesse haben, hätte ich nicht gedacht. Viel höher wäre ich nicht mitgegangen“, sagt er. Aus seiner Sicht hat das Areal Perspektive. „Es gibt ja immer weniger Flächen in den Städten“, sagt er.

Und auch ein reichlich 5,9 Hektar großes Waldstück in Massanei und Schönberg hat bereits am Nachmittag den Besitzer gewechselt. Für 15 000 Euro hat es ein unbekannter Telefonbieter erworben.