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Zoff um neuen Wasseranschluss

Drei Mohorner Hausbesitzer sollen viel Geld bezahlen, weil die Wasserversorgung eine Leitung umverlegen möchte.

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© Karl-Ludwig Oberthür

Von Annett Heyse

Mohorn. Siegfried Wünschmann hat sich einen Aktenordner angelegt. Darin abgeheftet sind mehrere Schreiben der Wasserversorgung Weißeritzgruppe, eine Satzung, eine Preistabelle, Zeitungsartikel. Alles datiert, auf einigen Papieren hat er wichtige Sätze farbig markiert. Trotzdem versteht er die ganze Sache nicht. „Das ist doch alles irgendwie unlogisch“, sagt Wünschmann. Sein Nachbar Harry Tränkner, der ebenfalls durch die Papiere blättert, nickt: „Keiner kann einen das richtig erklären. Und jeder sagt etwas anderes.“ Es geht um eine alte Hauptwasserleitung, die gewechselt werden muss. Und um Hausanschlussleitungen, die neu verlegt werden sollen. Und um Wasserzähler, die bald nicht mehr im Keller, sondern in einem Schacht gut 50 Meter vom Haus entfernt hängen sollen. Und um die Baukosten für das alles.

© Grafik:SZ

Siegfried Wünschmann und Harry Tränkner wohnen an der Freiberger Straße in Mohorn. Die Versorgungsleitung für ihre und weitere Grundstücke verläuft etwa 40 Meter hinter ihren Gärten. Von da führen Stichleitungen zu den Häusern und direkt in die Keller. Dort hängen die Wasserzähler. Nun soll hinter den Gärten von Siegfried Wünschmann und Harry Tränkner ein kleines Wohngebiet entstehen. Die Rede ist von acht Einfamilienhäusern. Dafür muss der Rohrstrang verlegt werden, damit er nicht unter den Bauparzellen verläuft. Zudem sind die Rohre alt. „Die Versorgungsleitung wird in die Erschließungsstraße kommen“, sagt Frank Kukuczka, Geschäftsführer der Wasserversorgung Weißeritzgruppe.

Mehrere Hauseigentümer erhielten deshalb im Frühjahr 2016 ein Schreiben der Wasserversorgung. Darin wurde der Neubau angekündigt. Allerdings: Die neue Wasserleitung soll von den Häusern an der Freiberger Straße wegrücken, also in Zukunft rund 50 Meter entfernt liegen. Von dort werden die neuen Hausanschlussleitungen abzweigen. An der Grundstücksgrenze soll zudem ein Schacht errichtet und die Wasseruhr darin installiert werden. Genau das macht den Mohornern Sorge. „Eigentlich gilt die Regel: Vor der Uhr Wasserwirtschaft, hinter der Uhr Privateigentum“, erinnert sich Siegfried Wünschmann. „Das würde bedeuten, dass wir dann gut 50 Meter Privatleitung haben“, schlussfolgert Harry Tränkner. Und wer soll die bezahlen? Wer soll die warten? Was wäre bei einer Havarie? „Ich bin zweimal in der Geschäftsstelle der Weißeritzgruppe gewesen. Aber es gibt keine klaren Antworten“, berichtet Siegfried Wünschmann.

Die hat nun der Geschäftsführer. Frank Kukuczka verweist auf SZ-Anfrage auf Gesetze, Gerichtsurteile und die eigene Satzung. Demnach sei eine eigene Hausanschlussleitung von bis zu 15 Metern eine Durchschnittslänge. Für jeden weiteren Meter müssten die Anlieger selbst aufkommen. „Durch den Anschlussnehmer ist deshalb auf eigene Kosten unmittelbar an der Versorgungsleitung ein Schacht für die Messeinrichtung an der Grundstücksgrenze zu errichten.“ Somit würde sich durch die Vorverlegung der Wasseruhr die Kundenanlage verlängern. Und damit auch die Verantwortung. Kukuczka: „Für die Wartung und die Instandsetzung der Kundenanlage ist allein der Anschlussnehmer zuständig.“ Für Siegfried Wünschmann, Harry Tränkner und einen weiteren Nachbarn würde das bedeuten, dass sie tief in die Tasche greifen müssen. Laut Preisblatt der Wasserversorgung Weißeritzgruppe kostet die Herstellung oder Änderung eines Hausanschlusses bis zu einer Länge von 15 Metern 2 045 Euro. Jeder weitere Meter schlägt dann mit Baukosten von 51 Euro zu Buche. Siegfried Wünschmann hat mal nachgerechnet: „Das sind etwa 3 800 Euro – für einen Wasseranschluss, den ich schon habe!“