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Zoff um Bordstein

Die Straße in Grünlichtenberg ist schmal und Traktoren sind dort sehr schnell unterwegs. Bekommen sie bald mehr Platz?

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© André Braun

Von Cathrin Reichelt

Kriebstein. Sie sind sich uneinig, aber den Gemeinderäten von Kriebstein bleibt noch ein wenig Zeit. Sie sollen drüber entscheiden, wie der Fußweg an der Oberen Dorfstraße in Grünlichtenberg gebaut wird: mit hohem Bordstein oder niedrig und überfahrbar. An der Straße wohnen viele Familien mit Kindern. Der Fußweg ist gleichzeitig ihr Schulweg. Solange der Bordstein hoch ist, besteht für die Mädchen und Jungen eine gewisse Sicherheit, meint Bürgermeisterin Maria Euchler (FWK), die sich vor allem als Mutter Sorgen macht. Denn auf der schmalen Straße sind auch die großen Fahrzeuge der Agrargenossenschaft Grünlichtenberg unterwegs. „Ich sehe, wie sie durch die Straße heizen“, meint sie. Die Fahrzeuge sind aber nicht nur mit einer gewissen Geschwindigkeit unterwegs, sondern weichen bei Gegenverkehr immer wieder auf den Fußweg aus. Dadurch hat sich inzwischen sogar eine Spurrinne auf dem Weg gebildet.

Unterschriften Pro und Contra

Während einer Informationsveranstaltung wurde nicht nur über das Fußwegproblem diskutiert, sondern auch abgestimmt, damit die Verantwortlichen eine Tendenz erkennen können. Das Ergebnis war knapp. 21 Teilnehmer befürworteten die Absenkung, 19 wollten den hohen Bordstein. Die Bürgermeisterin sieht das Votum distanziert. Nur drei der Anwesenden seien Anwohner der Oberen Dorfstraße, andere wohnen an der Unteren Dorfstraße, in Höckendorf, Waldheim oder gar Leipzig. Sie fragt sich, welches Interesse sie an der Gestaltung des Weges haben.

Unterdessen hat der Ortschaftsrat Grünlichtenberg eine Liste mit 38 Unterschriften für einen hohen Bordstein erhalten. Und während der jüngsten Beratung des Ortschaftsrates sei angekündigt worden, dass auch die Befürworter der Absenkung eine Unterschriftensammlung planen. Der Rat selbst tendiert in diese Richtung. „Ich kenne in Deutschland keinen Unfall, der auf einen abgesenkten Bordstein zurückzuführen ist“, meint der Grünlichtenberger Gemeinderat und Ortschaftsratsvorsitzende Sigert Schlimpert (FW). Trotzdem gibt es aus dem Ort keine eindeutige Entscheidung. Zumal sich die Kosten beim Bau der beiden Varianten nur um rund 1 000 Euro unterscheiden würden. „Der Ortschaftsrat überlässt dem Gemeinderat die Abstimmung“, so Schlimpert.

Günther Friedrich (CDU) plädiert für die Absenkung, damit der Fußweg befahrbar ist. Er sieht nicht, dass sich das Verhalten der Fahrer der landwirtschaftlichen Fahrzeuge bei einem hohen Bordstein ändern würde. Bei dem würden zumindest die Einfahrten zu den Grundstücken abgesenkt. „Dann fahren die Traktoren in der einen Einfahrt auf den Fußweg und in der nächsten wieder runter“, meint er. „Aber ein hoher Bord nimmt Tempo raus“, sagt Jens Wehner (FW). Außerdem würden sich die Rinnen auch in einem abgesenkten Fußweg bilden. Jürgen Filz (CDU) vergleicht die Situation mit der Umgehungsstraße in Kriebethal. Durch den abgesenkten Fußweg würden dort zwei Laster aneinander vorbeipassen und gerade deshalb langsamer fahren.

Fördergeld kam zu spät

Maria Euchler erinnert immer wieder an die Sicherheit der Kinder. Und sie sieht ein weiteres Problem. An der Oberen Dorfstraße liegen einige Grundstücke unterhalb des Fußweges. Werde der abgesenkt, bestehe die Gefahr, dass bei starkem Regen Wasser in die Grundstücke laufe. Ob der Fußweg nun hoch oder tief gebaut wird, sollen die Kriebsteiner Gemeinderäte in ihrer Sitzung am 21. November entscheiden.

Bereits seit einem Jahr hat die Obere Dorfstraße keinen ordentlichen Fußweg mehr. Damit die Envia ein Kabel verlegen konnte, wurde er aufgerissen und anschließend nur provisorisch wieder verschlossen. Dass der Weg ordentlich saniert werden muss, darüber sind sich die Kriebsteiner Gemeinderäte schon lange einig. Aber die Zusage für die 75 600 Euro Fördergeld hat auf sich warten lassen. „Sie kam erst vor Kurzem“, sagt Maria Euchler. Verbraucht werden müsste das Geld aber bis zum Jahresende. Doch für das Vergabeverfahren reicht diese Frist nicht. Mit Zustimmung der Bewilligungsbehörde wird das insgesamt 124 000  Euro teure Vorhaben deshalb in das nächste Jahr verschoben.